Früherer Ruhestand
Lausanner Polizeichef zieht nach Rassismusskandal Konsequenzen

Der Kommandant der Stadtpolizei Lausanne, Olivier Botteron, tritt zum 1. Juli 2026 frühzeitig zurück. Nach Skandalen und Reformen will er die Übergabe vorbereiten. Die Polizei stand zuletzt wegen diskriminierender Chats und Todesfällen unter Kritik.
Publiziert: 16.09.2025 um 15:18 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2025 um 22:13 Uhr
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Olivier Botteron, Kommandant der Stadtpolizei Lausanne, geht frühzeitig in Rente. (Archivbild)
Foto: GABRIEL MONNET

Darum gehts

  • Polizeichef Lausanne tritt 2026 vorzeitig zurück nach Skandalen
  • WhatsApp-Gruppen enthüllten rassistische und diskriminierende Nachrichten bei der Polizei
  • Acht Polizisten wurden nach den Enthüllungen suspendiert
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Der Kommandant der Stadtpolizei Lausanne, Olivier Botteron (59), will per 1. Juli 2026 frühzeitig in den Ruhestand treten. Diese Ankündigung erfolgt vor dem Hintergrund wiederholter Skandale und anstehender Reformen.

«Die kommenden Monate werden es dem Polizeichef ermöglichen, die Weichen zu stellen, damit sein Nachfolger die langfristig geplanten Reformen fortsetzen kann», schreibt die Stadt Lausanne am Dienstag in einer Medienmitteilung. Botteron leitet die Polizei von Lausanne seit 2018.

Acht Suspendierungen ausgesprochen

In den vergangenen Monaten musste er sich mit mehreren Krisen auseinandersetzen. Ende August hatte die Stadtverwaltung von Lausanne die Existenz von zwei WhatsApp-Gruppen aufgedeckt, in denen rassistische, sexistische, antisemitische oder diskriminierende Nachrichten zwischen Lausanner Polizisten ausgetauscht wurden. Daraufhin wurden acht Suspendierungen ausgesprochen. Die Lausanner Polizei stand auch nach Todesfällen im Zusammenhang mit Festnahmen in der Kritik.

Die Stadtbehörden zeigten sich «zutiefst schockiert» und kündigten eine erste Serie von vier Suspendierungen an. Vier weitere folgten in der darauffolgenden Woche.

Proteste in Prélaz

Die Stadtverwaltung erklärte, dass sie nicht nur bestrafen, sondern auch «eine tiefgreifende Reform» durchführen wolle. In diesem Zusammenhang sprach Stadtpräsident Grégoire Junod (50, SP) von einem «Problem der systemischen Diskriminierung, das angegangen werden muss». Für die Reformen haben die Lausanner Behörden unter anderem André Duvillard, ehemaliger Delegierter des nationalen Sicherheitsnetzwerks und ehemaliger Kommandant der Neuenburger Polizei, hinzugezogen.


Zur gleichen Zeit kam es Ende August in Lausanne zu Ausschreitungen. An zwei Abenden in Folge randalierten zwischen 100 und 200 meist jugendliche Personen im Quartier Prélaz. Sie versammelten sich in der Nähe des Ortes, an dem kurz zuvor ein 17-jähriger Rollerfahrer auf der Flucht vor der Polizei tödlich verunfallt war. Weniger als zwei Monate zuvor war eine 14-Jährige unter ähnlichen Umständen bei einem Rollerunfall ums Leben gekommen.

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Stadt will «in aller Ruhe Nachfolger finden»

In den vergangenen Monaten und Jahren stand die Polizei von Lausanne zudem wegen Todesfällen nach Polizeieinsätzen in der Kritik. Im Mai dieses Jahres starb ein 39-jähriger Nigerianer, in den Räumlichkeiten der Stadtpolizei, kurz nachdem er wegen des Verdachts auf Drogenhandel festgenommen worden war.

Im Jahr 2018 starb ein weiterer Nigerianer (†39), nach seiner Festnahme bei einer gewaltsamen Drogenrazzia in der Nähe des Bahnhofs von Lausanne. Die sechs beteiligten Polizisten, denen fahrlässige Tötung vorgeworfen wurde, wurden in erster und zweiter Instanz freigesprochen. Es wurde jedoch Berufung beim Bundesgericht eingelegt. Diese verschiedenen Fälle lösten zahlreiche Reaktionen aus, darunter mehrere Demonstrationen in der Stadt Lausanne.

Der Nachfolger Botterons muss sich mit dieser Vorgeschichte auseinandersetzen und den Blick auf die bevorstehenden Reformen richten. Die Stelle wird in Kürze ausgeschrieben, «um in aller Ruhe einen Nachfolger zu finden», schreibt die Stadt Lausanne im Communiqué weiter.

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