Finanzkontrolle rüffelt Staatsbetrieb
Skyguide ist ein Fass ohne Boden

Dicke Post für Bundesrat Albert Rösti! Die Finanzkontrolle rüffelt den Staatsbetrieb Skyguide.
Publiziert: 19.05.2025 um 23:00 Uhr
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Aktualisiert: 20.05.2025 um 07:18 Uhr
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Zu teuer, zu ineffizient, zu langsam: Die Schweizer Flugsicherung Skyguide liegt dem Steuerzahler auf der Tasche ...
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Skyguide-Projekt verzögert sich um Jahre, Kosten steigen für Steuerzahler
  • Virtual Center soll Flugsicherungszentren in Genf und Zürich zusammenführen
  • Geschätzte Gesamtkosten belaufen sich auf 286 Millionen Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Seit 14 Jahren wird geplant – doch dann verzögert sich alles um mindestens weitere sieben Jahre. Die Kosten steigen, die Zeche zahlt der Steuerzahler. Zu diesem Fazit kommt die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK), die den Staatsbetrieb Skyguide unter die Lupe genommen hat. Die Schweizer Flugsicherung schreibt seit Jahren rote Zahlen – im Corona-Jahr 2020 erhöhte der Bund das Aktienkapital um 150 Millionen Franken, 2021 kam ein Darlehen von 250 Millionen Franken hinzu. Doch das Reform-Projekt «Virtual Center», mit dem die Flugsicherung besser und günstiger werden soll, kommt seit Jahren nicht zum Fliegen.

Plötzlich dauert das Projekt 20 Jahre

Worum gehts beim «Virtual Center»? Bislang wird der Schweizer Luftraum von zwei Standorten überwacht – in Genf kontrolliert Skyguide den Luftraum von Frankreich bis Bern; in Dübendorf ZH denjenigen von Süddeutschland und Österreich bis ins Tessin. Das «Virtual Center» soll die bisher getrennten Flugsicherungszentren in Genf und Zürich digital zusammenzuführen – das soll Kosten sparen.

Eigentlich sollte das «Virtual Center» seit letztem Jahr funktionieren, doch es musste auf 2031 verschoben werden – 20 Jahre nach dem Projektstart! Seit letztem Jahr wird Skyguide enger geführt, es gibt nun wöchentliche Sitzungen mit dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl).

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EFK kann positiven Kommentar nicht nachvollziehen

Trotzdem sind die Finanzkontrolleure des Bundes skeptisch: «Die Situation ist heikel» und «sehr besorgniserregend», heisst es in dem Bericht. «Die geschätzten Gesamtkosten belaufen sich auf 286 Millionen Franken. Die geplanten Einsparungen bleiben aus.» 

Für die EFK besonders empörend: In den Gesprächen mit Bundesrat Albert Rösti (57) kamen die Verantwortlichen «nur kurz, inmitten anderer wichtiger Themen» auf die Probleme beim «Virtual Center» zu sprechen – und zwar in Form eines «positiven Vorabkommentars». Die positive Einschätzung kann die EFK sich «nicht erklären und teilt sie auch nicht». 

Warum hat Skyguide ein Informatiker-Problem?

Eine der Ursachen für die Verzögerung soll der «anhaltende Mangel an IT-Fachkräften» sein. Warum es Skyguide nicht gelungen ist, Informatiker zu rekrutieren, ist unklar. Angesichts der Verzögerungen und finanziellen Schwierigkeiten stellt sich für die Finanzkontrolle die Frage, «ob das Programm in seiner jetzigen Form noch angemessen ist; Skyguide muss diese Angemessenheit einer erneuten Überprüfung unterziehen».

Und was sagt der politisch Verantwortliche zu alledem? Röstis Sprecherin Franziska Ingold zu Blick: «Das Virtual Center ist ein wichtiges Projekt für die Zukunft der Flugsicherung. Bei aller Innovation muss die Sicherheit jederzeit garantiert sein. Der Bund erwartet, dass Skyguide das Programm unter den aktuellen Rahmenbedingungen kritisch weiterentwickelt und die Eigner eng einbezieht.» 

Schon länger ist bekannt, dass Skyguide eine neue Führung erhält: Alex Bristol (57) hört am 31. Oktober als CEO auf, Nachfolger wird Peter Merz (57), bisheriger Kommandant der Schweizer Luftwaffe. Die Chefs wechseln – die Probleme bleiben.

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