Darum gehts
- F-35-Beschaffung: Mehrkosten drohen, Transparenz versprochen, weitere Kosten möglich
- Kampfjets werden unbewaffnet geliefert, zusätzliche Bewaffnung erforderlich
- Gesamtkosten könnten von 6,035 auf 8 Milliarden Franken steigen
Es ist ein Rüstungsdebakel. Einmal mehr. Kaum im Amt, musste Verteidigungsminister Martin Pfister (61) vergangene Woche öffentlich einräumen, dass bei der Beschaffung der F-35 Mehrkosten von 650 Millionen bis 1,3 Milliarden Dollar drohen. Dies, nachdem seine Vorgängerin Viola Amherd (63) mantrahaft auf einem Fixpreis beharrt hatte – obwohl es das VBS spätestens seit letztem Sommer besser wusste. Nun aber wolle er «transparent sein und sagen, was Sache ist», versprach Pfister.
Noch immer aber liegt nicht die ganze Wahrheit auf dem Tisch. Denn selbst wenn der Kaufpreis tatsächlich fix wäre – die Schweiz wird noch weitaus tiefer in die Tasche greifen müssen. Es drohen nochmals zusätzliche Kosten von etwa 1 Milliarde. Auch wenn das VBS nicht gerne darüber spricht: Fällt der Kaufpreis für die 36 US-Jets wie befürchtet höher aus, müsste der Schweizer Steuerzahler letztlich statt der versprochenen 6,035 gegen 8 Milliarden Franken berappen.
Unbewaffnet und pannenanfällig
Da ist einerseits der Fakt, dass die Kampfjets praktisch unbewaffnet angeliefert werden, wie Blick berichtete. Obwohl das Bundesamt für Rüstung (Armasuisse) keine Zahlen nennen will, zeigen Recherchen: Neben Munition für die Bordkanone werden gerade mal 36 Kurzstrecken-Lenkwaffen des Typs AIM-9X Sidewinder mitgeliefert – das ist genau eine pro Flieger. Die fälligen 107 Millionen Franken sind im Kaufpreis enthalten.
Dass das nirgends hinreicht, weiss auch das VBS. Zwar besitzt die Schweizer Luftwaffe schon heute kompatible Infrarot-Lenkwaffen, nur erreichen diese schon bald das Ende ihrer Nutzungsdauer und müssen ersetzt werden. In der Armeebotschaft 2022 rechnet das VBS deshalb mit zusätzlichen Kosten von nochmals 400 Millionen Franken. Von neuen Hangars und weiteren Bauten für nochmals gegen 180 Millionen Franken ganz abgesehen.
Und das ist noch immer nicht das Ende der Fahnenstange: Die zwischen 2027 und 2030 gelieferten Jets müssen schon bald nachgerüstet werden, wie der Bundesrat bestätigt hat. Dabei geht es um das als pannenanfällig geltende Triebwerk, das schon kurz nach Auslieferung nachgerüstet werden soll – auf Kosten der Schweiz.
Die neue Software der F-35 braucht deutlich mehr Strom und Kühlenergie. Damit sinkt die Gesamtleistung des Fliegers. Das US-Verteidigungsministerium hat daher entschieden, Teile des Triebwerks und des zugehörigen Kühlluftsystems weiterzuentwickeln. Die Rede ist davon, dass sogar ein neues, stärkeres Triebwerk eingebaut werden soll.
Und auch das könnte ins Geld gehen, sollten die Triebwerke gleich ganz ersetzt werden müssen. Genaue Zahlen hält Hersteller Pratt & Whitney zwar geheim, Branchenkreise gehen aber von einem Stückpreis von rund 15 Millionen Dollar pro Turbine aus. Für die 36 Schweizer Flieger würden damit nochmals Mehrkosten von satten 540 Millionen Dollar resultieren.
Zusammen mit den Kosten für die nötige Bewaffnung würde das eine knappe Milliarde machen. Mehrkosten, über die das VBS vergangene Woche kein Wort verloren hat – aller versprochenen Transparenz zum Trotz.