Darum gehts
- Bundeskanzlei plant verstärkte Sicherheit im Medienzentrum Bern, Journalisten besorgt
- Fedpol identifizierte Sicherheitslücken, Bundeskanzlei verantwortlich für Schutz des Medienzentrums
- Rund 120 Medienschaffende sind im Medienzentrum tätig
Unter den Medienschaffenden im Medienzentrum in Bern brodelt es. Auslöser sind neue Pläne der Bundeskanzlei, die Arbeitsplätze der Journalistinnen, Kameraleute und Reporter stärker abzuschotten.
Im Medienzentrum gehen nicht nur Medienschaffende ein und aus. Hier führt der Bundesrat auch seine fast wöchentlichen Medienkonferenzen durch. Informiert etwa über die neuen EU-Verträge oder steigende Krankenkassenprämien. Ebenso nutzen Politiker und Organisationen jeglicher Couleur die Räumlichkeiten, um über ihre neusten Initiativen, Projekte und Kampagnen zu informieren.
Aus Sicherheitsgründen wird der Zugang schon länger stärker durch die Bundespolizei kontrolliert. Die Medienschaffenden haben nur mit einem entsprechenden Badge Zugang. Nun sollen die Sicherheitsanforderungen noch weiter verstärkt werden, wie die Bundeskanzlei bestätigt.
Fedpol ortet Sicherheitslücken
Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) erstelle im Auftrag des Bundesrats regelmässig eine Risikoanalyse für die Gebäude der Bundesgasse, darunter das Medienzentrum, antwortet Sprecherin Ursula Eggenberger auf eine Blick-Anfrage.
«Aufgrund der letzten Analyse im Oktober 2024 hat Fedpol betreffend Medienzentrum Sicherheitslücken identifiziert, die geschlossen werden sollen», sagt sie, «da sich im Medienzentrum regelmässig Mitglieder des Bundesrats und der eidgenössischen Räte sowie Staats- und Regierungschefs, die im Nationalrat vertretenen Parteien und überparteiliche Komitees aufhalten und rund 120 Medienschaffende dort tätig sind.»
Journalistenverband wird angehört
Die Bundeskanzlei sei als Hausherrin in Zusammenarbeit mit den involvierten Partnern verantwortlich für den Schutz des Medienzentrums, so Eggenberger weiter. Zu den angedachten Massnahmen will sie sich derzeit nicht konkret äussern. Gemäss Blick-Informationen würde der Zugang für die im Medienzentrum ansässigen Journalisten aber durch zusätzliche Kontrollhürden erschwert.
Noch ist die Aufrüstung nicht beschlossen. Die Bundeskanzlei will zuerst die Vereinigung der Bundeshausjournalistinnen und -journalisten (VBJ) zu den vorgesehenen Massnahmen zur Schliessung der Sicherheitslücken konsultieren. «Die vorgesehenen Massnahmen werden die Arbeit der akkreditierten Medienschaffenden nicht behindern», betont Eggenberger.
«Freie Medien brauchen freien Zugang – auch zu ihren Büros»
Ganz anders ist die Einschätzung beim VBJ. «Freie Medien brauchen freien Zugang – auch zu ihren Büros», sagt VBJ-Vorstandsmitglied Stefan Lanz (38). Das sei absolut essenziell für ihre Arbeit. «Die meisten von uns müssen das Gebäude täglich mehrfach betreten und verlassen für Termine – und da wir dabei meist unter Zeitdruck stehen, muss das schnell und effizient möglich sein.»
Natürlich sei auch die VBJ für Sicherheit. «Wir haben allerdings das Gefühl, dass die Behörden mit den jetzt geplanten Massnahmen über das Ziel hinausschiessen», so Lanz. «Wir erwarten, dass der Zugang zum Medienzentrum derart gestaltet ist, dass wir nach wie vor reibungslos arbeiten können, insbesondere ohne Wartezeiten beim Betreten oder Verlassen unseres Arbeitsplatzes.»