Angst vor Terror und blockierten Staatsgästen
Dokumente enthüllen, warum der Bund ein Tram vor dem Bundeshaus verhindert

Der Bund hat die geplante Tramlinie vor dem Bundeshaus erfolgreich bekämpft. Interne Dokumente zeigen nun, wie vehement sich die Behörden gegen das Projekt gestellt haben.
Publiziert: 05.05.2025 um 10:21 Uhr
|
Aktualisiert: 05.05.2025 um 13:14 Uhr
1/7
Die Stadt Bern benötigt dringend eine neue Tramachse.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Bund wehrt sich erfolgreich gegen geplante Tramachse vor dem Bundeshaus
  • Sicherheitsbedenken und protokollarische Probleme sind Hauptgründe für Ablehnung
  • Zwei- bis dreimal monatlich finden Besuche parlamentarischer Delegationen statt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
SvenAltermatt02 (1).jpg
Sven AltermattCo-Ressortleiter Politik

Eine zweite Tramachse soll die Berner Innenstadt entlasten. Vor dem Bundeshaus dürften aber auch künftig keine Trams fahren: Der Bund hat sich erfolgreich gegen die geplante Linienführung durch die Bundesgasse gewehrt – aus Angst vor Staatsbesuchern im Stau, protokollarischen Problemen und Terrorgefahr.

Dies geht aus internen Dokumenten hervor, die der Zeitung «Der Bund» vorliegen. Damit wird erstmals nachvollziehbar, warum die Bundesbehörden das Vorhaben vehement ablehnen.

Zum Hintergrund: Die bevorzugte Route für die neue Tramachse sollte direkt am Bundeshaus, dem Bernerhof und dem Hotel Bellevue vorbeiführen – also dort, wo sich Bundesratsmitglieder sowie Parlamentarierinnen und Parlamentarier aufhalten. Und dort, wo regelmässig Diplomatinnen und Diplomaten, ausländische Parlamentariergruppen oder auch Staatsgäste empfangen werden.

Doch kürzlich hat die zuständige Delegation von Stadt, Region und Kanton die umstrittene Tram-Variante offiziell verworfen.

Sogar Wegzug aus Bern wurde eingebracht

«Der Bund» zitiert aus einem Papier des Bundesamts für Bauten und Logistik. Trams könnten laut Einschätzung des Amts gar für Anschläge missbraucht oder von Demonstranten blockiert werden. Auch Konvois mit bis zu 30 Fahrzeugen müssten jederzeit ungehindert zufahren können – insbesondere bei hochrangigen Besuchen. Gerade die Besuche von parlamentarischen Delegationen, die zwei- bis dreimal monatlich stattfänden, seien zeitlich nicht genau planbar. 

Sogar ein Reputationsschaden wird ins Feld geführt: Ein wartendes Staatsoberhaupt hinter einem Tram wäre «nicht akzeptabel». Im Dokument steht laut Zeitung: «Es kann und darf nicht sein, dass die Abläufe des Protokolls des Aussendepartementes während Staatsbesuchen durch den öffentlichen Verkehr gestört werden.»

Brisant: Der Widerstand des Bundes war offenbar so stark, dass intern kurzzeitig sogar ein Wegzug der politischen Institutionen aus Bern diskutiert wurde. Dies wurde aber «aus Gründen der Verhältnismässigkeit» schnell wieder verworfen respektive nie ernsthaft verfolgt.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?