Darum gehts
- Schweiz fördert die Veloinfrastruktur bald viel stärker
- Neue Schnellrouten sollen Agglomerationen und Zentren verbinden
- Roter Belag wird getestet, er soll die Strecke sicherer machen
Die Schweiz wird bunter. Jedenfalls auf den Strassen. Rot eingefärbte Velowege werden in den nächsten Jahren das Land durchziehen. Es geht um neue Veloschnellrouten, auch Velobahnen genannt. Kantone, Städte und Gemeinden dürfen sie rot einfärben, wenn sie wollen. Heute dagegen sehen Velofahrer noch selten rot: Radstreifen werden meist nur an gefährlichen Kreuzungen eingefärbt.
Velobahnen sind im Kommen. Über Distanzen zwischen 5 und 30 Kilometern sollen sie Städte und Agglomerationen verbinden. Die Fahrt auf den gesonderten Spuren soll, gerade auch für E-Bike-Fahrer, schnell und sicher sein. Vorgeschrieben ist die rote Farbe zwar nicht, aber erlaubt.
«Da sich viele Behörden bei der Umsetzung von Velowegen am Vorbild Niederlande orientieren, wird auch die rote Einfärbung von Radwegen diskutiert», schreibt das Bundesamt für Strassen (Astra) auf Anfrage. Welches Rot zu verwenden ist, ist in der Signalisationsverordnung des Bundes geregelt.
740 Kilometer durch die ganze Schweiz?
Ein grober Netz-Vorschlag des Bundes prüfte 31 Verbindungen zwischen den Agglomerationen mit einer Gesamtlänge von etwa 740 Kilometern. Bei rund der Hälfte sieht der Bund grosses oder sehr grosses Potenzial, beispielsweise im Raum Luzern–Zug, Lausanne–Vevey, Winterthur–Frauenfeld sowie in mehreren Agglomerationen in den Kantonen Bern, Zürich, Aargau und Solothurn.
Schätzungsweise zwei bis vier Prozent der Autofahrenden könnten so auf den betroffenen Strecken zum Umstieg bewegt werden, sagen Experten. Verschiedene kantonale Baudirektionen sind am Planen und Projektieren von neuen Velonetzen, zuständig sind Kantone und Gemeinden.
In Winterthur ZH lief bereits ein Pilotprojekt. Rund drei Jahre lang wurde dort der rote Belag getestet, nun will ihn die Stadt definitiv einführen. «Langlebigkeit und Verdichtbarkeit des roten Belags konnten in den Pilotprojekten erfüllt werden», zieht die Stadt ein Fazit. Allerdings müsse die Zusammensetzung noch so verbessert werden, dass die Farbe länger wirke. Auch in Uster ZH könnte nächstes Jahr eine Velobahn eingefärbt werden.
Gratis ist die Veloinfrastruktur nicht
Gratis ist der rote Asphalt nicht zu haben: Für 23 Kilometer rechnet Winterthur mit sieben Millionen Franken Zusatzkosten, das sind rund 700’000 Franken mehr, als rote Streifen entlang der Strasse kosten würden.
Der Bund rechnet für neue Velobahnen grundsätzlich mit Kilometerpreisen von 0,8 bis 3 Millionen Franken in weniger dicht besiedelten Regionen wie Bern, Luzern und Solothurn – bis hin zu Kilometerkosten von über 10 Millionen Franken, wenn beispielsweise Kreuzungen umgebaut werden müssen. Würden alle vom Bund eruierten 740 Kilometer in der Schweiz gebaut, käme dies auf 3,5 bis 7 Milliarden Franken.
Derzeit erlebt das Velo einen – verkehrsplanerischen – Boom: Auch im Rahmen der Agglomerationsprogramme des Bundes wird viel Geld investiert. Die Hoffnung: Nicht zuletzt dank E-Bikes steigen mehr Menschen auf die Zweiräder um. In Bern sollen in den nächsten Jahren 55 Millionen Franken allein für neue Veloabstellplätze rund um den Bahnhof ausgegeben werden. In Zürich wurde kürzlich ein Velotunnel unter dem Hauptbahnhof eröffnet. Kostenpunkt: rund 40 Millionen Franken.