Ära der Abrüstung zu Ende
Weltweite atomare Aufrüstung schreitet voran

Fortschreitende globale atomare Aufrüstung durch Modernisierungsprogramme: Die neun Atomwaffenstaaten verstärken ihre Arsenale, während Abrüstungsverträge auslaufen. Experten warnen vor einem neuen nuklearen Wettrüsten.
Publiziert: 16.06.2025 um 02:16 Uhr
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Aktualisiert: 16.06.2025 um 02:19 Uhr
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Ein Schild warnt vor Radioaktivität
Foto: SEBASTIEN BOZON

Darum gehts

  • Weltweite atomare Aufrüstung schreitet voran, Modernisierungsprogramme in Atomwaffenstaaten intensivieren sich
  • Ära der Verringerung von Atomwaffen endet, Trend zu wachsenden Arsenalen
  • Weltweit 12'241 Atomsprengköpfe, davon 9614 in militärischen Lagerbeständen
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Die weltweite atomare Aufrüstung schreitet insbesondere aufgrund von Modernisierungsprogrammen weiter voran. Das berichtet das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri in seinem am Montag veröffentlichten Jahrbuch.

Die neun Atomwaffenstaaten – die USA, Russland, Grossbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel – führen demnach ihre intensiven Programme zur Modernisierung ihrer Atomwaffen fort.

Das Institut verwies auch darauf, dass das New-START-Abkommen – der letzte verbliebene Vertrag über nukleare Rüstungskontrolle, der die strategischen Nuklearstreitkräfte Russlands und der USA begrenzt - nur noch bis Anfang 2026 in Kraft ist. Es gebe bisher keine Anzeichen für Verhandlungen über seine Erneuerung oder Ersetzung oder dafür, dass eine der beiden Seiten das anstrebt.

Ära der Abrüstung zu Ende

«Die Ära der Verringerung der Zahl der Atomwaffen in der Welt, die seit dem Ende des Kalten Krieges andauerte, geht zu Ende», wurde Hans M. Kristensen, Associate Senior Fellow beim Sipri-Programm für Massenvernichtungswaffen und Direktor des Nuclear Information Project bei der Federation of American Scientists (FAS) zitiert.

«Stattdessen sehen wir einen klaren Trend zu wachsenden Atomwaffenarsenalen, einer verschärften Nuklearrhetorik und der Aufkündigung von Rüstungskontrollabkommen.»

Auch Sipri-Direktor Dan Smith warnte vor einem neuen nuklearen Wettrüsten. Smith stellt fest, dass «die bilaterale nukleare Rüstungskontrolle zwischen Russland und den USA vor einigen Jahren in eine Krise geraten und mittlerweile praktisch am Ende ist».

Neue Kernwaffen

US-Präsident Donald Trump (79) hatte bereits während seiner ersten Amtszeit (2017-21) darauf bestanden, dass jedes künftige Abkommen auch Beschränkungen für Chinas Atomwaffenarsenal enthalten sollte – was laut Beobachtern die ohnehin schon schwierigen Verhandlungen noch komplizierter machen würde.

Sipri verweist darauf, dass seit dem Ende des Kalten Krieges die schrittweise Demontage ausgemusterter Sprengköpfe durch Russland und die USA in der Regel die Stationierung neuer Sprengköpfe überholt hatte. Das habe dazu geführt, dass der weltweite Bestand an Kernwaffen insgesamt von Jahr zu Jahr abnahm.

Dieser Trend wird sich laut dem Institut in den kommenden Jahren wahrscheinlich umkehren, da sich das Tempo der Demontage verlangsamt, während sich die Stationierung neuer Kernwaffen beschleunigt.

Weltweit 12'241 Atomsprengköpfe

Vom weltweiten Gesamtbestand von schätzungsweise 12'241 Sprengköpfen im Januar 2025 befanden sich etwa 9614 in militärischen Lagerbeständen für den potenziellen Einsatz. Demnach wurden schätzungsweise 3912 dieser Sprengköpfe mit Raketen und Flugzeugen eingesetzt, der Rest befand sich in zentralen Lagern.

Etwa 2100 der eingesetzten Sprengköpfe wurden auf ballistischen Raketen in hoher Alarmbereitschaft gehalten. Nahezu alle diese Sprengköpfe gehörten Russland oder den USA, aber China darf nun einige Sprengköpfe in Friedenszeiten auf Raketen aufbewahren.

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