Wohnung gekündigt, Hilfe vom Sozialamt
Der tiefe Fall des Louis Knie

Vom umschwärmten Zirkusdirektor zum Sozialhilfe- Empfänger: Nun versucht Louis Knie senior in den USA, wieder auf die Beine zu kommen.
Publiziert: 19.10.2014 um 14:43 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2018 um 08:01 Uhr
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«Ja, ich musste aufs Sozialamt und war längere Zeit auf Unterstützung angewiesen», gesteht Louis Knie.
Von Silvana Guanziroli

In der Zirkusmanege spielte Louis Knie senior (63) Abend für Abend mit der Gefahr. Als Bändiger von Raubkatzen und Elefanten verkörperte er Glamour pur. Doch der Glanz der alten Tage ist abgeblättert. Heute kämpft der Spross der legendären Zirkusdynastie ums Überleben: «Ja, ich musste aufs Sozialamt und war längere Zeit auf Unterstützung angewiesen», bestätigt Knie gegenüber SonntagsBlick.

Bis Dezember lebte der frühere Zirkusdirektor mit seiner Partnerin Carmen (41) und dem gemeinsamen Sohn Etienne (9) in einer kleinen Wohnung in Rapperswil SG. Ende 2013 wurde selbst die Miete von 1450 Franken zu einer unüberbrückbaren Hürde. Louis Knie flattert die Kündigung ins Haus. 

In tiefster Not jedoch zeichnete sich ein kleiner Hoffnungsschimmer ab: Ein Zoo im französischen Städtchen Amnéville suchte einen Dressurspezialisten für seine neue Tiger-Show. «Der Direktor war anfangs von meinem Vater begeistert, er wollte unbedingt, dass er für ihn arbeitet», erzählt Louis Knie junior, der in Österreich seinen eigenen Zirkus betreibt. Noch 2013 begann der Vater seinen neuen Job – heute ist er ihn schon wieder los. «Wir haben Herrn Knie Ende Juni gekündigt, weil er seine Arbeit nicht so ausführte, wie wir es gerne gehabt hätten», heisst es beim Zoo auf Anfrage.

Es ist der bisher letzte Akt eines dramatischen Falls, der sich bereits 1993 abzeichnete. Damals verkracht sich Louis Knie mit seiner berühmten Familie. Er verlässt Land und Leute und erwirbt den Österreichischen Nationalcircus.

Trotz allen Streits gewähren ihm seine Verwandten eine Starthilfe von 500000 Franken. Sein mittlerweile verstorbener Vater Rolf Knie senior legt ein Darlehen von einer Million Franken drauf – bürgt dafür sogar mit seinem eigenen Haus. Statt den Aufbau in Ruhe anzugehen, rührt Louis Knie in Österreich mit der ganz grossen Kelle an. Auf einen Schlag kauft er 18 Zirkus- und vier Lastwagen, gibt das Geld mit beiden Händen aus. Die Folge: 2005 geht er mit dem Nationalcircus in Konkurs; Schulden in Millionenhöhe sind die Folge. Auch privat geht es drunter und drüber. 2004 betrügt er seine Ehefrau Germaine (66) mit einer russischen Ballerina und zeugt kurze Zeit später mit seiner Sekretärin Carmen seinen zweiten Sohn.

Mit seinem Absturz vom strahlenden Direktor zum Sozialfall hadert Knie bis heute: Das ist einer der Gründe, weshalb er in Frankreich entlassen wurde – und zuvor im Connyland, wo er von 2006 bis 2008 arbeitete. «Er war für uns einfach nicht länger tragbar», so Connyland-Geschäftsführer Erich Brandenberger damals: «Er hat die Umstellung vom Zirkusdirektor zum einfachen Mitarbeiter nicht geschafft.»

Seit dem Frankreich-Flop sorgt sich Louis Knie junior um seinen Vater. «Er ist sicher nicht der Einfachste, aber ich habe so viel von ihm gelernt. Er ist ein guter Dompteur», wirbt er um Verständnis. «Wir müssen zusammenhalten. Er ist ja schliesslich mein Vater.» Eine Zusammenarbeit hingegen kann auch Knie junior sich nicht mehr vorstellen. «Beruflich gehen wir getrennte Wege!»

In Europa hat Knie inzwischen kaum noch Job-Chancen, einen letzten Ausweg bieten jetzt die USA. Beim Zirkus Ringling Bros. and Barnum & Bailey in Palmetto, Florida, hat Louis Knie senior Unterschlupf gefunden. Dort wird der Mann mit der grossen Vergangenheit künftig Tiere dressieren. In den nächsten Tagen reist er mit seiner Familie über den Atlantik: «Ich freue mich auf die neue Aufgabe und hoffe nun endlich, dass alles gut wird.» Schwer fällt ihm der Wegzug nicht. «In der Schweiz hält mich nichts mehr!»

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