Schock-Geständnis von Vize-Miss-Schweiz Michèle Stofer
«Mein Ex-Freund hat mich verprügelt»

Vize-Miss-Schweiz Michèle Stofer steckte in einem Teufelskreis. Jetzt findet sie den Mut darüber zu sprechen und möchte damit Frauen helfen aus einer teuflischen Beziehung auszubrechen.
Publiziert: 05.04.2015 um 11:32 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 14:52 Uhr
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Michèle Stofer hat turbulente Zeiten hinter sich. Sie wurde Opfer häuslicher Gewalt. Erst jetzt findet sie den Mut, darüber zu sprechen.
Foto: Peter Gerber
Von Esther Jürs

Er war ihre grosse Liebe. Doch am Ende blieb ihr nichts ausser Wut und Hass! Vize-Miss-Schweiz Michèle Stofer (24) hat zwei Jahre lang mit Ex-Freund Roger* eine «Achterbahn der Gefühle»-Beziehung gelebt: «Von wunderschönen innigen Momenten bis hin zu Schlägen und blauen Flecken.»

Die Marketing-Studentin und ihr Freund lernten sich 2009 im Ausgang kennen. Zwei Jahre später verliebten sie sich. Nach sechs Monaten zeigte ihr Freund erstmals sein wahres Gesicht. Nach einem nächtlichen Club-Besuch boxte er sie plötzlich in den Arm und trat ihr in die Beine. «Es kam wie aus dem Nichts», erinnert sich Michèle. Roger sei leicht angetrunken gewesen – und extrem eifersüchtig. «Ich war total schockiert, dennoch habe ich ihm die die Tätlichkeit verziehen», sagt die 1,68 Meter grosse Bernerin mit den Traummassen 85-60-89.

Mit der Zeit häuften sich seine Ausbrüche. Nach einem Jahr Beziehung wurde es richtig schlimm. «Damals hat er einen Schlüsselbund nach mir geworfen und mich in den Bauch getreten.» Resultat: eine gequetschte Rippe. Michèle alarmierte daraufhin die Polizei. Ihr Freund wurde befragt. Doch mehr passierte nicht.

Über ein Dutzend Attacken

«Vor lauter Eifersucht steigerte sich mein Ex immer mehr in Wahnvorstellungen hinein», sagt sie. «Er hat mich über ein Dutzend Mal attackiert.» Um dann stets zu behaupten, dass alles ihre Schuld sei, weil sie ihn provoziert habe. Er sei so eifersüchtig, weil er sie zu sehr liebe.

Stofer glaubte ihm, verzieh ihm die Schläge, ignorierte die blauen Flecken auf ihrem Körper. Auch ihre Mutter war besorgt und bat Michèle, diese «ungesunde Beziehung» zu beenden. «Ich wusste, dass Mami recht hat, aber ich war blind vor Liebe», erinnert sich die Vize-Miss. «Ich steckte in einem Teufelskreis, aus dem ich nur schwer ausbrechen konnte.» Sie könne es sich bis heute nicht genau erklären, weshalb sie es so lange ausgehalten habe. «Er hat es immer wieder geschafft, dass ich die Schläge über Nacht vergessen konnte, dass ich mich an den schönen Dingen festhielt und die schlimmen ausblendete.»

Doch dann kam der Tag, an dem sie mit blutiger Nase und Tränen in den Augen an der Haustür ihrer Eltern klingelte: «Ich war zuvor schon einmal für einige Wochen wieder daheim eingezogen. Dann kehrte ich trotzdem in unsere gemeinsame Wohnung zurück», sagt sie. Dieses Mal ging er indes zu weit. Die Studentin meldete die Schläge erneut der Polizei.

Kein Eintrag ins Strafregister

Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft des Kantons Bern Stofers Ex wegen «wiederholter Tätlichkeiten» zu einer Busse von 800 Franken verurteilt. Einen Eintrag ins Strafregister gabs nicht. «Rein theoretisch kann ein Mann seine Freundin schlagen – und es hat keine ernsthaften Konsequenzen», sagt Michèle dazu.

Im November 2013 trennte sie sich definitiv von Roger. «Ich habe ihn ein Stück weit noch geliebt», sagt sie. «Wobei es eher Gewohnheit als Liebe war. Eine Art Abhängigkeit.»

Michèle ist bis heute Single. Den Kontakt zum Ex hat sie abgebrochen. «Dass ich keinen festen Partner habe, hat sicher mit meiner Vergangenheit zu tun. Es braucht viel Zeit, bis ich wieder vertrauen kann.» Besonders wichtig ist Stofer, dass sie mit ihrem Schicksal anderen Betroffenen Mut machen kann: «Ich möchte Frauen helfen. Ich weiss, wie schwierig es sein kann, aus so einer teuflischen Beziehung auszubrechen – und wie wichtig die richtigen Menschen in solchen Situation sein können.»

*Name von der Redaktion geändert

16 000 registrierte Fälle

Laut Kriminalstatistik gab es 2013 in der Schweiz rund 16 000 registrierte Fälle von häuslicher Gewalt. Sie ist die am meisten verbreitete Verletzung der Persönlichkeitsrechte. Gewalt in familiären Beziehungen kommt in allen Altersstufen, Kulturen und sozialen Schichten vor, unabhängig von Bildungsniveau, Einkommen, gesellschaftlichem Status oder Herkunft. Infos unter www.frauengegengewalt.ch oder jeder Polizeistelle.

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