Rolf Knie verabschiedet sich von der Bühne
«Jetzt ist Schluss!»

Er steht seit einem halben Jahrhundert auf der Bühne. Doch damit ist jetzt Schluss. Nach den kommenden Auftritten im Erfolgsstück «Charley’s Tante» fällt für den einzigartigen Schweizer Künstler endgültig der Vorhang.
Publiziert: 09.02.2025 um 12:37 Uhr
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Aktualisiert: 09.02.2025 um 12:44 Uhr
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Rolf Knie vor seinen Bildern in seiner Kunstgalerie in Rapperswil-Jona. «Ich werde weiterhin malen, das kann ich hoffentlich bis ins hohe Alter», sagt der 75-Jährige.
Foto: Joseph Khakshouri

Auf einen Blick

  • Rolf Knie plant Bühnenabschied und reflektiert über das Alter
  • Knie spendet AHV an alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern
  • Mit 76 Jahren beendet er seine Karriere als Clown
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Dominik Hug, GlücksPost
Glückspost

Mit federnden Schritten kommt er angelaufen. Er trägt einen hellblauen Rollkragenpullover, dunkle Hosen und farbig karierte Turnschuhe. Rolf Knie wirkt trotz seiner 75 Jahre erstaunlich jugendlich. Seine Augen sind hellwach, seine Gestik lebendig. Während des Gesprächs lacht er gerne, auch wenn die Themen bisweilen ernst sind. So beispielsweise, als es um seinen baldigen Bühnenabschied geht. Oder um das Alter.

GlücksPost: Ihr Theaterstück «Charley’s Tante» war ein Hit. Ab Mitte März werden Sie mit dem Schwank erneut auf grosse Schweiz-Tournee gehen.
Rolf Knie: Richtig. Das Stück ist ein Klassiker und noch immer überaus erfolgreich. Was beweist: Gute Comedy ist zeitlos.

Haben Sie mit diesem Erfolg gerechnet?
Ja. Ich hätte «Charley’s Tante» letztes Jahr nicht wieder auf die Bühne gebracht, wenn ich nicht gespürt hätte, dass es funktioniert. Ich bin ja kein Kamikaze. Aber es war für mich natürlich spannend zu erfahren, wie die Leute reagieren und wie sehr sie Freude daran haben. Jetzt mache ich noch einmal eine Runde. Es wird die letzte sein.

Die letzte?
Genau. Danach ist gut. Ich mache Schluss. Ich werde dann 76 sein, irgendwann ist es genug, mit dem Clown-Spielen. Ich verabschiede mich von der Bühne.

Was löst dieser Gedanke in Ihnen aus?
Eine grosse Zufriedenheit. Man soll gehen, wenn es am schönsten ist und ich auch noch fit genug bin. Ich will nicht, dass die Leute irgendwann sagen: «Was macht denn dieser alte Löli noch dort oben?»

Ganz zur Ruhe setzen werden Sie sich aber nicht, oder?
Nein, ich bleibe sicher noch aktiv. Ich will nicht jetzt schon auf dem Friedhof probeliegen gehen. Ich werde weiterhin malen, das kann ich hoffentlich bis ins hohe Alter. Es gibt auch ein neues Projekt in Rapperswil, den sogenannten «Salon Spectacle», der im Herbst stattfindet. Da vereinen wir Kulinarik mit Unterhaltung. Dabei werde ich aber nur im Hintergrund tätig sein.

Sie sind längst im Pensionsalter. Was treibt Sie an?
Nach meinem Bühnenabschied wird’s schon ruhiger bei mir. Dann wird meine Frau mich öfter zu Hause haben, weil ich nicht mehr durch die Schweiz toure. Mal schauen, wie ihr das gefällt (lacht). Andererseits finde ich es aber schon sehr wichtig, dass man auch im Alter aktiv bleibt und Sachen unternimmt. Dadurch bleibt man geistig und körperlich frisch. Für mich sind Samstage und Sonntage immer die schlimmsten Tage, weil da kaum etwas läuft.

Sie waren zeitlebens ein Rastloser, sagten Sie einst...
Das stimmt. Wobei meine wilden Tage inzwischen vorbei sind. Ich kann das Leben heute mehr geniessen, nehme es bewusster wahr. Das ist eine angenehme Nebenerscheinung des Alters. Ich bin fokussierter. Gewisse Dinge muss ich heute einfach auch nicht mehr machen, weil sie schon hinter mir liegen. Das führt zu einer angenehmen Ruhe, zu einer allgemeinen Zufriedenheit und Entspanntheit.

Persönlich

Rolf Knie verbrachte seine Kindheit im Circus Knie, wo er schon mit fünf seinen ersten Auftritt hatte. In seiner Jugend spielte er für den FC Zürich. Bis in die 1990er-Jahre war er als Schauspieler tätig, danach wurde er als Maler sehr erfolgreich. Seit 1991 ist er mit der portugiesischen Artistin Anabela «Belinha» Lorador-Rodriguez (66) verheiratet. «Wir lachen noch immer viel zusammen», schwärmt Rolf Knie. Aus erster Ehe hat er Sohn Gregory (47). «Dem anderen Freude zu bereiten, ist etwas vom Wichtigsten», sagt Knie über das Ehe-Leben.

Rolf Knie verbrachte seine Kindheit im Circus Knie, wo er schon mit fünf seinen ersten Auftritt hatte. In seiner Jugend spielte er für den FC Zürich. Bis in die 1990er-Jahre war er als Schauspieler tätig, danach wurde er als Maler sehr erfolgreich. Seit 1991 ist er mit der portugiesischen Artistin Anabela «Belinha» Lorador-Rodriguez (66) verheiratet. «Wir lachen noch immer viel zusammen», schwärmt Rolf Knie. Aus erster Ehe hat er Sohn Gregory (47). «Dem anderen Freude zu bereiten, ist etwas vom Wichtigsten», sagt Knie über das Ehe-Leben.

Was konkret nehmen Sie bewusster wahr?
Die kleinen Dinge, die man in jüngeren Jahren oft übersieht: einen schönen Sonnenuntergang beispielsweise. Oder auch, wenn ich an heute Abend denke. Da gehe ich wieder einmal mit meinem Sohn auswärts essen. Darauf freue ich mich riesig. Ich nehme das Leben bewusster wahr, geniesse es mehr, weil ich weiss, dass es bald vorbei sein könnte. Ich erachte den Tod deswegen auch als eine Art Geschenk. Wäre der Tod nicht, würden wir das Leben nur halb so intensiv auskosten. Es ist wie in den Ferien, da unternimmt man in der Regel auch mehr Dinge als im Alltag. Einfach nur schon, weil Ferien immer begrenzt sind.

Haben Sie keine Angst vor dem Tod?
Nein, aber vielleicht kommt das noch, wenn die Gebrechen einsetzen. Der Gedanke, ewig leben zu müssen, finde ich erschreckend. Auch sehr egoistisch. Die Welt ist ohnehin schon überbevölkert. Die nachfolgenden Generationen haben doch auch ein Recht auf Leben.

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Wie gehen Sie mit dem Alter um?
Nun ja, den Haarausfall hatte ich ja schon mit 20. Ernsthaft: Mein Körper sagt mir zwischendurch schon, wo die Grenzen sind. Meine Zeiten als Fussballer sind definitiv vorbei. Aber das ist okay. Ich hadere nicht, ich lebe lieber, bleibe wach, lese viel, pflege meinen Freundeskreis. Das alles hält einen jung im Kopf. Wissen Sie, man sollte jede Lebensphase, die man durchmacht, als das akzeptieren, was sie ist. Sträubt man sich dagegen, macht man sich nur unglücklich. Es gibt für alles seine Zeit und die ist irgendwann vorbei, damit müssen wir uns anfreunden.

Es bedrückt Sie nichts am Alter?
Nur eines: Dass plötzlich vermehrt Weggefährten und Kollegen nicht mehr da sind. Durch ihren Verlust wird man ärmer, denn mit ihnen gehen ja auch immer Erinnerungen. Und Erinnerungen sind das einzige Paradies, aus dem dich niemand vertreiben kann. Dennoch versuche ich immer, das Positive vor Augen zu haben.

Wie schafft man das?
Indem man sich vom Negativen, dem man vielerorts begegnet, einfach nicht manipulieren lässt. Ich bin überzeugt: Wer positiv denkt und handelt, wird auch positives erfahren. Wichtig ist zudem, dass man sein Leben stets in Relationen setzt.

Wie meinen Sie das?
Ich war mit meinem verstorbenen Freund Karl-Heinz Böhm oft in Äthiopien in Hilfswerken. Ich sah, mit wie wenig andere Menschen auskommen müssen oder mit was für heimtückischen Krankheiten sie konfrontiert sind. Da sollten wir in der Schweiz wirklich nicht allzu fest jammern. Ständig zu jammern bringt nichts, das macht letztlich nur einsam. Jammeris hört niemand gerne zu. Menschen mögen lustige Menschen.

Es gibt auch in der Schweiz Leid.
Natürlich haben es auch bei uns Menschen schwer, sind krank, haben Gebrechen oder müssen mit 3000 Franken im Monat durchkommen. Da ist die Politik gefordert, aber auch jeder einzelne von uns in der Gesellschaft. Wir müssen wieder besser zueinander schauen.

Sie spenden Ihre AHV an eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern.
Ja. Ich bin von der AHV nicht abhängig, sie hingegen kann das Geld gut gebrauchen. Würden ein paar tausend Schweizer ähnlich handeln, wäre unser Land ein gerechteres.

Was ist das Wichtigste im Leben?
Die Liebe. Zum Partner, zur Familie, zum Beruf, zu Freunden... Wobei es nicht um Worte geht, sondern um die Taten. Man muss Liebe auch immer beweisen. Reden kann jeder, behaupten auch, wichtig ist, zu handeln. Vernachlässige ich mein Kind, nützt es nichts, wenn ich ihm sage, dass ich es liebe. Zu lieben bedeutet, sich aufzuopfern. Und das aus freiem Willen.

Worauf könnten Sie verzichten?
Aufs Internet. Da wird heutzutage so viel rechthaberischer Blödsinn erzählt, dass ich davon eigentlich gar nichts mehr wissen will. Abgesehen davon, dass die meisten von uns damit ohnehin viel zu viel Zeit verbringen. Das bereitet mir wirklich Sorgen. Kein Mensch sagt mehr «Grüezi», kaum jemand spricht mehr im Zug mit dem Gegenüber, weil alle auf ihr Handy gucken. Das Internet lenkt uns davon ab, eigene Gedanken zu haben, weil es für uns das Denken abgenommen hat. Damit hat es der Dummheit Tür und Tor geöffnet.

Was bereuen Sie?
Da gibt es nicht viel. Vielleicht habe ich in der Vergangenheit einige Menschen verletzt, aber das war nie absichtlich. Ich habe mich einfach nie verbogen. Deswegen verspüre ich eigentlich keine Reue. Um es in den Worten von Udo Jürgens zu sagen: «Ich würde es wieder tun». Ich würde alles wieder genau gleich machen.

Noch Träume?
Nein. Ich muss jedenfalls keine grossen Reisen mehr machen. Zumal wir es in der Schweiz ja so schön haben. Das Gefühl, etwas verpasst zu haben, kenne ich nicht. Müsste ich morgen gehen, ginge ich als zufriedener Mensch. Ich hatte ein erfüllteres Leben, als ich mir in jungen Jahren vorgestellt habe.

Wo sehen Sie sich mit 80?
Hoffentlich noch vor einer Leinwand, mit dem Pinsel in der Hand. Aber ich plane nichts. Am Schluss kommt es ohnehin meist anders heraus. Ich nehme jeden Tag, wie er kommt. Bis zum Ende.

Und was kommt danach?
Ich weiss es nicht. Ich bin nicht gläubig. Und ich muss sagen, eigentlich ist es mir egal, was nachher kommt. Es gibt Leute, die glauben so fanatisch an das Leben nach dem Tod, dass sie das Leben vor dem Tod vergessen. Ich gehöre definitiv nicht zu denen.


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