Piet Baumgartners «Bagger Drama» hält unserem Land den Spiegel vor
Dieser Heimatfilm strotzt vor Schweiz

Eine mittelständische Familie, ein tragischer Trauerfall. Wie geht man damit um? Der Berner Seeländer Regisseur Piet Baumgartner spricht in seinem preisgekrönten Film eidgenössische Dilemmas an – und verarbeitet gleichzeitig seine persönliche Familiengeschichte.
Publiziert: 04.05.2025 um 10:25 Uhr
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Phil Hayes (58) spielt im «Bagger Drama» einen Vater, der den Verlust seiner Tochter verarbeiten muss,
Foto: Bagger Drama / Filmcoopi

Darum gehts

  • Schweizer Regisseur verarbeitet Tod seiner Schwester in neuem Film
  • Bagger tanzen als visuelles Element gegen die Sprachlosigkeit der Protagonisten
  • Film gewann renommierte Preise in San Sebastián und Saarbrücken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Laszlo SchneiderTeamlead People-Desk

Ein Fondue Chinoise zu Weihnachten, über Ostern ins Tessin, Diskretion bei Geldfragen und höfliche Zurückhaltung – die Schweizerinnen und Schweizer begegnen den Klischees über ihr Land eher meist mit gelassener Selbstironie. Der Seeländer Regisseur Piet Baumgartner (40, «The Driven Ones,») führt in seinem neuen autofiktionalen «Bagger Drama» aber noch eine andere eidgenössische Eigenart an, die das Werk erst auf den zweiten Blick zum perfekten Heimatfilm machen: Scham und die damit verbundene Sprachlosigkeit. Ist das ein Problem? Spoiler: Nein. 

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In «Bagger Drama» verarbeitet Baumgartner den viel zu frühen Tod seiner eigenen Schwester vor 20 Jahren. Alle Figuren in der Filmfamilie, die ein Baumaschinen-Geschäft betreibt, verdauen das tragische Schicksal mit Überkompensation, Verdrängung und gesellschaftlichem Ausbruch – «das ist aber keinesfalls schlecht», erklärt der Filmemacher im Gespräch mit Blick. Beispiele: Der Vater verliebt sich in eine neue Frau, der Sohn traut sich, seine Homosexualität öffentlich zu machen. Aber: Niemand spricht mit dem anderen.

Zuschauer fühlen sich verstanden

Baumgartner ist wichtig zu erwähnen, «dass es kein Richtig oder Falsch im Umgang mit Trauer gibt». Darum habe ihm auch keiner seiner Verwandten das «Bagger Drama» übelgenommen. Es sei aber schon so, dass man in der mittelständischen Schweiz «knorzig», wie er selbst sagt, mit Problemen umgehe. Das findet Anklang. Das schönste Beispiel: Ein älterer Filmbesucher sei nach der Vorstellung völlig gerührt zu ihm gekommen – «weil er sich so verstanden gefühlt hat». Punkt.

Genauso schweizerisch: Was auch immer passiert, das Leben muss weitergehen. Trotz des Leids der Filmfamilie baggern die Bagger weiter. Baumgartner führt aus: «Die Technik löst eben Probleme. Es ist einfacher, darüber zu sprechen, warum ein Staubsauger-Roboter nicht funktioniert.» Darum habe er ein visuelles Element gesucht, «das sich gegen die Sprachlosigkeit stellen kann.»

Ein Film, der nichts anprangert

Und tatsächlich arbeiten die Bagger nicht nur – sie tanzen. Baumgartner bittet Maschinen zur Party, zur Musik von Rio Wolta (36) zeigen sie choreografierte Emotionen, zu denen seine Protagonisten nicht imstande sind. Die Geräte kommen sich nahe, sie flirten. Ein unerwartet-genialer filmischer Kniff, der dem Seeländer für «Bagger Drama» renommierte Preise im spanischen San Sebastián und im deutschen Saarbrücken einbrachte.

«Bagger Drama» ist mitnichten ein Fingerzeig auf eidgenössische Unarten, er prangert nichts an. Der Film erzeugt trotz der Schwere des Stoffs Leichtigkeit – und mindert das schlechte Gewissen. Schweizer Zurückhaltung, die «Knorzigkeit», ist nicht weniger liebevoll als mediterrane Felicità, so die Message. Und wenn es Maschinen braucht, um sie etwas romantischer zu machen: seis drum. «Ich habe schon von vielen gehört: ‹Das kommt mir bekannt vor.›», sagt Baumgartner. Und genau das schreit nach Heimatfilm. 

«Bagger Drama» läuft aktuell in den Schweizer Kinos.  

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