Darum gehts
- SRF-«Kassensturz» wagt sich erstmals aus dem Studio für Neukonzept
- Moderator André Ruch präsentiert Sendung von verschiedenen Standorten
- Sechs Experten testen Büffelmilch-Mozzarella, Siegerprodukt erhält Note 5,2
Moderator André Ruch (46) steht auf einem Bauernhof in St. Gallen und hantiert mit einem Schlauch. «Wir sind neu jede Woche draussen, zum Beispiel am Wasserbüffel-Duschen», sagt der Berner munter.
Sein Auftritt ist ein historischer Moment. Zum ersten Mal seit Beginn des Formats 1974 mit Erfinder Roger Schawinski (80) wagt sich der SRF-«Kassensturz» mit der Sendung vom 19. August raus aus dem Studio.
Gemäss Redaktionsleiter Christian Dütschler (56) möchte der «Kassensturz» künftig «noch näher bei den Konsumentinnen und Konsumenten sein und die Interaktion mit dem Publikum stärken». Doch löst die Premiere des Neu-Konzepts das Versprechen auch ein?
Wilder Standortwechsel wirkt verwirrend
Gleich in den ersten zwei Minuten wird ein Feuerwerk an Standortwechseln und Sendeelementen abgebrannt, sodass dem Publikum Drehschwindel droht. Nach dem Büffelhof und einer kurzen Inhaltsübersicht steht Ruch zuerst in der belebten Bieler Innenstadt und dann in einem Spital, um den ersten Beitrag zu überlasteten Assistenzärztinnen und -ärzten in Herisau AR anzukündigen. Dazwischen wird im Schnellzugstempo noch eine Strassenumfrage zum selben Thema heruntergespult.
Der Beitrag selber ist dann sehr entschleunigt, hat aber das Problem, dass die Spitalleitung dem Personal einen Maulkorb verordnet hat und die «Opfer» nur anonym sprechen. Erst nach einer Viertelstunde wird endlich klar, was Ruch zu Beginn in Biel sucht. Der einordnende Experte Kristian Schneider ist nämlich Direktor im dortigen Spitalzentrum. Alles unklar? St. Gallen, Herisau, Biel, manch einem raucht der Kopf.
Drei Minuten kurz und sehr erfrischend fällt hingegen die Rubrik «Darf man das?» aus mit Juristin Gabriela Baumgartner übers Einspuren auf der Autobahn. Inklusive Ruch am Steuer und wieder mit einer kurzen Strassenumfrage.
Käse-Chance vertan
Nach 22 Minuten geht es endlich auf den Hof zurück. Es folgt ein Test von Büffelmilch-Mozzarella, den das im Denner erhältliche Produkt «Letizia» mit der Note 5,2 gewinnt.
Beim einzigen Beitrag, der wirklich direkt Konsumentinnen und Konsumenten anspricht, würde sich eine Interaktion eigentlich nicht nur anbieten, sondern geradezu aufdrängen. Und sie wäre auch einfach zu realisieren. Doch probieren dürfen den Käse nur sechs Expertinnen und Experten im üblichen steifen Degustations-Setting. Zusätzlich referiert ein Sensoriker. «Wir bringen die Konsumwelt nicht mehr ins Studio, sondern gehen hinaus in die reale Welt», sagte Redaktionsleiter Dütschler im Vorfeld. Beim Käse wird diese Chance ohne Not fahrlässig vertan.
Insgesamt sagt Blick zum neuen «Kassensturz»: Das geht noch besser, übersichtlicher und publikumsnaher. Doch der grundsätzliche Ansatz stimmt. Und das überarbeitete Logo ist wie der Käse Geschmackssache. Ob André Ruch und seine Kollegin Bettina Ramseier (45) das Moderieren abseits des Prompters aus der Situation heraus beherrschen, werden erst die nächsten Wochen zeigen.
Reagiert hat der «Kassensturz» im Übrigen auch auf die veränderte Publikumsnutzung: Ab sofort ist er gleichzeitig zur Ausstrahlung um 21.10 Uhr auf SRF 1 auch auf Play SRF zu sehen.