Hallyu – auf Koreanisch, übersetzt «koreanische Welle» ist der Sammelbegriff für die kulturelle Exportoffensive des asiatischen Landes, die in den 90er-Jahren in China startete. Damals ging es primär um Kino-Filme, zwei Dekaden später hat sich der Hype auf die komplette Popkultur ausgeweitet. Ein bisschen wie die «British Invasion» in den 60er-Jahren - einfach historisch weniger problematisch konnotiert.
Für alle, die die Aufregung bisher verpasst haben, gibt’s hier einen kompakten Guide mit den wichtigsten Punkten zur südkoreanischen Offensive.
K-Pop: Das Boy- und Girl-Band-Comeback
K-Pop ist Glamour, unbändige Energie und absolute Euphorie. K-Pop ist allerdings auch knallhartes, berechnendes Marketing. Hier werden gut aussehende Menschen in Gruppen zusammengewürfelt, jahrelang gedrillt und als perfekte Produkte auf den Markt geworfen. Das klingt zynisch, funktioniert aber verdammt gut. BTS, Blackpink, Stray Kids – sie alle folgen dem Rezept aus beeindruckenden Choreos und Hooks, die sich direkt ins Gehirn brennen.
K-Dramas: Emotional Damage auf Netflix
«Stranger Things» war gestern – koreanische Serien sind das neue Crack der TV-Junkies. Ob Zombie-Apokalypse («Kingdom»), Klassenkrieg («Parasite») oder romantisches Leid («Crash Landing on You») – Südkorea liefert. Das Erfolgsrezept? Hohe Produktionswerte, komplexe Charaktere und die Bereitschaft, auch mal alle Lieblingsfiguren draufgehen zu lassen.
Apropos «Crash Landing on You»: Das Drama wurde zum Teil in der Schweiz gedreht und ist mitverantwortlich für den jüngsten Tourismus-Boom in der Jungfrau-Region.
K-Beauty: Skincare als Lebensphilosophie
Ästhetisch orientierte Koreanerinnen haben eine Wissenschaft daraus gemacht, makellos auszusehen. Experimentiert wird mit Aprikosen-Extrakt, Ginseng, fermentiertem Reiswasser und einigen weniger appetitlichen Zutaten.
Die 10-Step-Skincare-Routine hat sich zuletzt auch hierzulande etabliert und ist das Topic zahlloser Youtube-, Insta- und TikTok-Clips.
Woher kommt der Hype?
Der Erfolg von Hallyu liegt wohl hauptsächlich in der Kombination aus Tradition und Innovation. Korea hat es geschafft, seine jahrtausendealte Kultur mit moderner Technologie und globalem Marketing zu verbinden: Hanbok-inspirierte Kostüme in K-Pop-Videos, traditionelle Fermentationstechniken in Beauty-Produkten und konfuzianische Werte in TV-Shows - es kollidieren Welten zu einem faszinierenden Mix.
Dazu kommt eine unglaubliche Perfektion im Detail: Jede Choreografie wird monatelang einstudiert, jede Szene bis zur Vollendung poliert, jede Skincare-Routine wissenschaftlich optimiert. Was dabei herauskommt, ist Popkultur als Hochleistungssport.
Hallyu im Museum: Wenn Popkultur zur Kunst wird
Das Museum Rietberg in Zürich zeigt gerade «Hallyu! The Korean Wave» – die erste grosse Ausstellung zum Phänomen in Europa. Hier wird Popkultur ernst genommen: Von nachgebauten «Parasite»-Requisiten über K-Pop-Kostüme bis hin zu einem Dance Room, in dem man BTS-Moves lernen kann.
Die Ausstellung macht deutlich, dass Hallyu mehr ist als nur ein Trend. Es ist ein kultureller Export, der Korea vom kriegszerstörten Land zur Soft-Power-Supermacht gemacht hat.
Die Ausstellung «Hallyu! The Korean Wave» wird noch bis zum 17. August im Museum Rietberg gezeigt.