Vor dem Monte-Carlo Bay Hotel reihen sich vierrädrige Statussymbole aneinander: ein Lamborghini, ein Bentley, ein Porsche. Dann tuckert ein kleines Gefährt auf den Vorplatz – ein elektrischer Mini-LKW mit grünem Logo: Terrae.
Am Steuer sitzt Jessica Sbaraglia (37). Sie parkiert, steigt aus. Der Concierge ruft «Bonjour», eine Mitarbeiterin lächelt und winkt. Die Jurassierin biegt um die Ecke, erklimmt eine Wandleiter und steht im Gemüsegarten auf dem Dach eines Konferenzraums mitten im Resort. «Was ich hier oben anpflanze – Erbsen, Zwiebeln, Kräuter –, landet direkt in der Küche des ‹Blue Bay›, des Zwei-Sterne-Restaurants im Monte-Carlo Bay Hotel.»
Zwischen Infinitypool und Marmorfassaden wirkt ihr Garten wie ein Fremdkörper. Aber genau das ist ihr Ziel: «Monaco ist ein Paradox. Grosser Luxus, aber kaum Verbindung zur Natur. Dabei sind frische Früchte oder Gemüse für mich genauso Luxus.»
«Zutaten direkt aus dem Garten holen zu können, ist ein Geschenk»
Jessica Sbaraglia und ihre drei Angestellten bewirtschaften 3000 Quadratmeter – fast ein halbes Fussballfeld. In einem Land, in dem sich 39'000 Menschen zwei Quadratkilometer teilen, ist das ein kleines Wunder.
Zu Hause in Menton, im benachbarten Frankreich, wartet Frédéric Casabianca (50) ihr Partner. Die beiden lernten sich während der Pandemie über eine Datingplattform kennen. «Ich bin sehr stolz auf Jessica», sagt er. «Am Wochenende habe ich Tomaten gepflanzt. Nach drei Stunden war ich fix und fertig. Und sie macht das hochschwanger – Chapeau!» Was der Headhunter besonders schätzt: «Ich koche gern. Zutaten direkt aus dem Garten holen zu können, ist ein Geschenk.»
Apfel fällt nicht weit vom Stamm
Die Liebe zu frischen Zutaten verbindet Frédéric und Jessica – bei der Gärtnerin wurzelt sie tief. Sie wuchs im Jura auf, mit einem kleinen Garten hinter dem Haus, den ihre Eltern pflegten. «Dort habe ich den echten Geschmack von Gemüse kennengelernt. Der ist mir geblieben.» Nach der höheren Handelsschule in der Schweiz und einer kurzen Modelkarriere in Paris zog es sie vor 15 Jahren nach Monaco – ursprünglich für ein Luxusdesign-Projekt mit Fokus auf Jachten.
Doch schnell spürte sie: Das kann nicht alles sein. Die Lösung wuchs auf ihrem Balkon. Weil sie den Geschmack von echtem Gemüse vermisste, begann sie hobbymässig zu gärtnern. Bald reifte eine Idee: Sie wollte Monacos Betonlandschaft begrünen. «Ich sah all die leeren Dächer und dachte: Da will ich hin!» Die Behörden waren skeptisch. «Sie haben gelacht. Sie meinten, Landwirtschaft sei hier nicht möglich.» Aber sie liess sich nicht beirren, bildet sich weiter, gründet ihre Firma.
Heute liefert sie frische Ernte an Restaurants und Hotels, richtet Schulgärten ein, bringt Psychiatriepatienten im Spital von Monaco das Gärtnern bei. «Ich will Menschen das Gespür für Saisonalität und die Geduld zurückgeben.»
Fürst Albert II. ist begeistert von ihrer Arbeit
Unterstützung erhielt sie von höchster Stelle: Fürst Albert (67) glaubte als Einziger an ihre Idee. «Alle zweifelten. Nur er sagte: ‹Mach das, das ist toll!›» Die beiden kennen sich seit ihrer Ankunft im Fürstentum. «Er war damals der Grund, warum ich überhaupt nach Monaco kam, wegen meines Bootsprojekts, das ihm gefiel.»
Mittlerweile gehört er zu ihren Kunden: Im Garten des Fürstenpalasts hat Sbaraglia ein kleines Beet für seine Zwillinge Gabriella und Jacques angelegt. Damit die Kinder sehen, wie Lebensmittel wachsen und welche Arbeit dahintersteckt.
«Der Fürst ist gebildet, aufmerksam und naturverbunden. Seine Eltern hatten selbst einen Gemüsegarten in Roc Agel. Er weiss, wie wichtig es ist, den Bezug zur Natur weiterzugeben.»
Und es trägt weiter Früchte
Als ihren grössten Erfolg sieht Jessica Sbaraglia die Gartenkurse für Kinder. «Viele wissen gar nicht mehr, wie Gemüse wächst. Es macht mich stolz, dieses Wissen zu vermitteln.» Auch mit Blick auf ihre eigene Tochter, die bald zur Welt kommt. Trotz der bevorstehenden Veränderung: Langfristig kürzerzutreten, kommt für sie nicht infrage.
So realisiert Jessica 2026 in Nizza eine urbane Farm: acht Dächer, 3000 Quadratmeter und ein Restaurant, das mit ihrem eigenen Gemüse kocht. In Brüssel entsteht ein 10'000-Quadratmeter-Projekt über einem Outlet-Zentrum. Und in der Schweiz? «Konkrete Pläne habe ich keine, aber ich wünsche es mir sehr.» Zumal sie ihre Familie, Kindheitsfreunde, die Berge und ein gutes Fondue sehr vermisse. Und trotzdem: Das Bedürfnis nach Sinn ist stärker. Jessica Sbaraglia möchte etwas erschaffen, das bleibt.
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