Die Bilder und Videos sind besorgniserregend! Ein Instagram-Profil sammelt Fotos und Videos von Antonella Patitucci (25), die scheinbar ohne ihr Wissen von ihr aufgenommen und online gestellt wurden. Beim Shoppen, beim Spazieren, vor ihrer Wohnung – nirgends scheint die Zürcher Influencerin sicher zu sein. Noch gruseliger wurde es in den Storys des Stalker-Profils! Nach einem Bild von der Maske des Film-Mörders Michael Myers aus «Halloween» erschien ein Countdown: «Game over in 2 Tagen, 19 Stunden und 39 Minuten.»
Patitucci gab sich verständlicherweise besorgt. «In den letzten Tagen hab ich leider zu spüren bekommen, dass es hier draussen wirklich kranke Menschen gibt», schrieb das Model in einem Statement auf ihre Seite. «Es begann alles mit harmlosen Hass-Kommentaren und Fake-Profilen. Aber nun ist es so weit gekommen, dass ich einen zwielichtigen Brief bekommen habe, der mir klarmachen soll, dass ich auch noch im realen Leben verfolgt werde.» Die Influencerin habe so viel «Angst» gehabt, dass sie erst einmal offline gehen müsse.
Fake-Stalker von der ZHdK
Nun ist klar: Es war alles nur gespielt! Der Stalker existiert gar nicht, stattdessen wurde Patitucci von Studenten der Zürcher Hochschule der Künste für das Projekt «Netzschatten» verfolgt. Mit einer Webseite, Videos und Expertenmeinungen möchten sie darauf aufmerksam machen, dass Opfer von Stalking in der Schweiz rechtlich nur schwer gegen ihre Verfolger vorgehen können. Ein spezieller Straftatbestand existiert dafür nicht.
«Vor 2 Monaten wurde ich von der ZHdK auf das Thema Cyberstalking angesprochen und willigte ein, dass sie mich stalken dürfen», gibt Patitucci in einem Statement auf ihrem Instagram-Profil zu. «Ich finde, das ist ein sehr wichtiges Thema.»
«Das ist unterste Schublade»
Aufmerksamkeit hat Patitucci und das Projekt «Nachtschatten» mit der speziellen Aktion definitiv bekommen – jedoch nicht nur im positiven Sinne. Viele Fans der Influencerin fühlen sich nämlich hinters Licht geführt und lassen ihrer Enttäuschung in den Kommentaren freien Lauf. «Das ist unterste Schublade», heisst es da etwa. Andere finden die Aktion «ekelhaft» oder «schlimm». Patitucci werden andere Beweggründe für die Stalking-Kampagne unterstellt: «Fake-Stalker erfinden, um ein paar Likes abzustauben. Erbärmlich!»
Patitucci selbst kann den Ärger teilweise verstehen. «Es hat definitiv eine Grenze überschritten, es ist eskaliert.» Sie verstehe «zu 100 Prozent», wenn ihre Follower nun «hässig» seien. Aber sie hält fest: «Ich wollte etwas bewirken.» (klm)