Er ist der König der Disco: Star-Produzent Frank Farian (73) hat in seiner Karriere mehr als 850 Millionen Alben verkauft. Nun feiert seine erfolgreichste Formation, Boney M., ihr 40-Jahr-Bühnenjubiläum und macht am Samstagabend auch halt bei Roman Kilchsperger (45) in seiner Show «Hello Again» (SRF 1, 20.10 Uhr). Nur der Chef ist nicht dabei.
BLICK: Ihre Hit-Band ist zurück. Warum aber meiden Sie das Rampenlicht?
Frank Farian: Ich brauche den Applaus nicht. Ich bin glücklich, wenn ich zu Hause in Miami in meinem Studio an neuen Songs tüfteln kann. Die Bühne hat mich nie besonders interessiert. Und die Schweiz ist zwar ein wunderbares Land, aber das Klima hier in Florida passt mir noch ein bisschen mehr. Mich bringt man hier so schnell nicht weg.
Sie waren von Anfang an die männliche Stimme bei Boney M. Warum liessen Sie Bobby Farrell für Sie auftreten?
Meine schiefe Nase will niemand auf der Bühne sehen! (lacht) In den 70er-Jahren kannte man mich in Deutschland als Schlagersänger. Es wäre unglaubwürdig gewesen, hätte ich plötzlich Disco-Hits gesungen. Und die Kombination aus Bobbys Tanzschritten und meiner Stimme war unschlagbar.
Hatten Sie nie Probleme damit, anderen die Lorbeeren zu überlassen?
Mir hätte damals sowieso niemand geglaubt, dass ich diese tiefe schwarze Stimme bin. Aber ich bin immer noch Daddy Cool – das nimmt mir niemand weg.
Auch bei Milli Vanilli liessen Sie schöne Männer die Lippen zu den Songs bewegen.
Und das Ganze endete in einer Tragödie. Fab Morvan und vor allem Rob Pilatus stieg der Erfolg in den Kopf. Sie meinten plötzlich, sie könnten eigentlich selber singen. Dabei hatten sie Sex and Drugs – aber der Rock ’n’ Roll fehlte.
Rob Pilatus starb schliesslich 1998 an einer Drogenüberdosis.
Ja, er hatte jahrelang ein Kokainproblem. Vor Interviews mussten wir ihm etwas weisses Pulver besorgen, weil er meinte, er könne seine Lippen sonst nicht bewegen. Nach einem Entzug gab ich ihm einen kleinen Vorschuss, damit er über die Runden kam. Leider gab er das Geld für Kokain aus. Ich fand ihn am anderen Tag tot im Hotelzimmer.
Auch die Geschichte von Michael Jackson endete tragisch. Sie gaben dem King of Pop einst einen Korb.
Ja, Michael rief mich 1989 an und fragte mit dünner Stimme, ob ich vier Songs für ihn produzieren würde. Aber ich lehnte ab. Ich produziere keine Superstars. Ich will die Musiker dominieren, ihnen meine Handschrift aufzwingen. Das geht bei Superstars nicht. Je grösser der Star, desto grösser die Allüren. Deshalb habe ich mich immer mit namenlosen Künstlern umgeben. Mein Ego ist gross genug.