Sie haben sich vor kurzem von Ihrer Partnerin, der deutschen Schauspielerin Claudia Michelsen, getrennt. Warum?
Anatole Taubman: Eine Trennung hat immer mehrere Gründe und man trägt mindestens fünfzig Prozent Mitverantwortung. Es bleibt ein Schuldgefühl, auch weil wir Kinder haben. Eine Trennung ist auch ein Verlust, deshalb immer traurig und schmerzhaft. Von 2004 bis 2011 war ich eigentlich nie mehr als drei Wochen am Stück zu Hause bei der Familie gewesen. Ich war immer irgendwo auf der Welt am Drehen. Karrieremässig läuft es mir prima, doch das Familienleben musste leiden, genauso wie die Persönlichkeitsentwicklung.
Wie merkt man, wenn die Liebe plötzlich weg ist?
Das ist ein schleichender Prozess. In jeder Beziehung gibt es Konflikte, deren Ursprung mit zunehmender Dauer der Beziehung mehr mit dem eigenen Gepäck zu tun hat. Da schaut man dann gerne unterbewusst weg und will sich nicht damit auseinandersetzen. Jede Liebesbeziehung benötigt auch Achtsamkeit, bewusstes Leben und der Arbeit am eigenen Ich. Und das haben wir vernachlässigt.
Wie war die Trennung für die Kinder?
Für uns war es selbstverständlich wichtig, dass wir mit ihnen offen, ehrlich und auf Augenhöhe darüber sprechen. Kinder sind nie schuld an einer Trennung der Eltern und das muss man ihnen erklären. Eine Trennung hat auch nichts mit der Liebe als Papa und Mama zu tun. Die bleibt unberührt.
Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihrer Ex-Partnerin heute?
Elf Jahre verbinden enorm. Die Liebe zueinander als Menschen ist ja nicht kaputtgegangen. Wir sind im engsten Kontakt. Claudia ist und wird immer einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben bleiben. Meine Wohung liegt nur eine Strasse weiter und alle haben Schlüssel zu beiden Wohnungen in Berlin. Ich lebe jetzt zum ersten Mal in meinem Leben alleine, das ist eine ganz neue Erfahrung. So kann ich endlich beginnen, bei mir selbst aufzuräumen und richtig erwachsen zu werden.
Was müssen Sie aufräumen?
Ich kann und will mit 42 Jahren nicht mehr meine schwierige Kindheit verantwortlich machen für Dinge, die schiefgelaufen sind. Das heisst, ich setze mich mit meinem Gepäck auseinander und lasse es los. Das aber passiert natürlich nicht über Nacht.
Wie meinen Sie das?
Angefangen hat alles vor drei Jahren, als meine Mutter an Alzheimer erkrankte und ich mich als einziger Verwandter um sie kümmerte und auch den Beistand übernommen habe. All diese Umstände und auch das Auflösen ihrer Wohnung war eine grosse Reise ins eigene Ich. Wenn man ständig vor sich wegrennt, dann läuft man irgendwann gegen eine Wand und steht vielleicht nicht mehr auf. Aber ich will geradestehen.
Wie verbringen Sie Weihnachten?
Bei meiner Mutter in der Schweiz. Sie kennt mich zum Glück noch. Weil sie mich wohl nie so bei sich hatte, wie sie es gerne gehabt hätte. Demenz ist eine furchtbare Krankheit. Vor allem für die Angehörigen. Am 25. Dezember bin ich in Berlin bei Claudia und unseren Töchtern.
Hat die Weihnachtszeit eine besondere Bedeutung für Sie?
Früher mochte ich Weihnachten nicht, weil mir die Zeit zu ruhig war. Erst durch meine Familie habe ich Weihnachten gern bekommen. Auch kann ich mit Stille heute besser umgehen.
Könnte es ein Liebes-Comeback mit Claudia geben?
Ich weiss es nicht. Claudia ist meine Seelenverwandte. Aber niemand weiss, ob wir uns als Liebespaar wieder finden können.
Sie wollen künftig aber nicht allein durchs Leben gehen?
Nein. Ich bin überzeugt, dass man nur zu zweit zum kompletten Menschen wird. Nur durch die Konfrontation mit dem anderen Geschlecht erhalte ich die Möglichkeit, mir selber am nächsten zu kommen. Frauen sind das stärkere Geschlecht. Ich glaube, dass Gott oder Mutter Natur die Frau zuerst geschaffen hat und begeistert war über das Werk. Dann wurde der Mann als Antipol kreiert.
Was schätzen Sie an Frauen besonders?
Ich schätze so viel an Frauen. Die Liste wäre da so endlos lang. Humor, Intelligenz und ihre Emotionalität, denn die bleiben. Die äusserliche Schönheit hingegen vergeht.
Nächstes Jahr kommen mit «Northmen: A Viking Saga» und «Akte Grüninger» gleich zwei grosse Filme mit Ihnen ins Kino ...
Ja, und darauf freue ich mich sehr. Es sind zwei ganz unterschiedliche Filme. Der eine ist ein Action Adventure Movie, das zu Pferd mit Schwertern auf Schlachtfeldern im neunten Jahrhundert in Schottland spielt. In «Akte Grüninger», der ein super wichtiger Film für die Schweiz ist, verkörpere ich den Vater von alt Bundesrätin Ruth Dreifuss, der 1938/39 ungemein viel Zivilcourage bewiesen hat.
Hatte Ihre Rolle als «Bond»-Bösewicht 2008 eigentlich einen Einfluss auf Ihre Karriere?
Klar. Es wird wahrscheinlich nicht so schnell wieder einen «Bond»-Bösewicht geben, der im Film Schweizerdeutsch spricht. Die Rolle hat mich aber vor allem schuldenfrei gemacht (lacht).
Ihre Träume?
Beruflich? Bei einer Wiederverfilmung von «Gefährliche Liebschaften» den Valmont zu spielen. Ich liebe Kostümfilme. Privat hat die wahre Reise zum inneren Frieden begonnen. Und das ist auch gut so.