Die Wut des Volkes hat die Bellers nachdenklich gemacht. Trotzdem:
Wir leben weiter, wie wir wollen

Lang nicht mehr hat ein TV-Film für so viel Aufregung gesorgt: Das Ehepaar Irina und Walter Beller prahlt mit seinen Millionen. Mit seinem Luxusleben. Und spaltet so die Nation.
Publiziert: 06.05.2012 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:59 Uhr
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Walter und Irina Beller leben in den Kantonen Schwyz und Tessin.
Foto: JOSEPH KHAKSHOURI
Von Flavia Schlittler (Text) und Joseph Khakshouri (Fotos)

Macht Geld, richtig viel Geld, glücklich? Ja und nein!

Wer reich ist und das auch noch gut findet, wird in der Schweiz gern öffentlich fertiggemacht: Nachdem «die Ballkönigin und der Bau­löwe», das exzentrisch-glamou­röse Paar Irina (39) und Walter Beller (63), am letzten Sonntag in der TV-Sendung «Reporter» ihren Reichtum zur Schau stellten, hagelte es für die beiden nicht nur Bettelbriefe, sondern vor allem Hass-E-Mails und Schimpftiraden.

Die zwei sind Multimillionäre – und zeigen es auch gern. Ungeniert legte die Diplomatentochter aus Moskau vor den Augen der Nation die Oberbekleidung ab und teuren Schmuck an. Schliesslich ist ihr durchtrainierter, solariumgebräunter Körper durchaus sehenswert.

Wenn sie sich nicht gerade entblättert, trägt Frau Beller am liebsten Nerz, Luchs oder Zobel. Zwanzig Pelze nennt sie ihr Eigen, jede Saison komme ein neuer hinzu. «Tiere haben es bei mir zu Hause besser als im Wald», sagte sie im TV und erhitzt seither die Gemüter.

Walter Beller zahlt dafür grosszügig. Auch wenn der Luxus mal 100'000 Franken kostet. Doch Beller liebt es nun mal, seine Brief­tasche zu zücken. Dafür wird der Unternehmer, der den Bau des grössten Casinos in Zürich leitet, nun als «Fettsack» beschimpft, seine Frau als «russische Nutte».

Die Schweiz ist empört. Darf man so viel Reichtum so öffentlich zeigen? Man hat, was man hat. Aber gehört es sich, damit zu prahlen? Oder sollten sich unsere Millionäre lieber im Hintergrund halten – Gold im Safe und Schweigen im Mund?

Sicher ist: Viele Schweizer können sich an den Reichen nicht sattsehen. Die 22 Fernsehminuten über das Luxusleben der Bellers erreichte sagenhafte 483'000 Zuschauer und eine Traumquote von 29,2 Prozent Marktanteil.

Inzwischen hat Walter Beller nicht nur Millionen Franken, sondern auch tausend Probleme. Der Unternehmer ist angesichts der Häme über seinen im TV dargestellten Reichtum irritiert. «Das ging direkt auf die Eier und lässt mich nicht kalt», sagt er nachdenklich zu SonnntagsBlick.

In Internet-Foren überschlagen sich die Reaktionen. «Die beiden sind einfach nur peinlich», schreibt ein gewisser Carlos Zapato aus St. Gallen. «Ich würde mich in Grund und Boden schämen: Egoismus, Ignoranz, Arroganz und Tierquälerei», schäumt auch eine An­nina Häfliger aus Schaffhausen.

Aber was ist eigentlich so schlimm daran, wenn Menschen, die mit ehrlicher Arbeit viel Geld verdienen, dies auch vor aller Welt präsentieren? In den USA ist Unbescheidenheit ein Merkmal der Gegenwartskultur. Mit Luxus anzugeben, bedeutet, den amerikanischen Traum zu leben: Schaut her, ich habe es geschafft! Statt Neid ernten Reiche dort Bewunderung. In der Schweiz hingegen scheint man von Millionären nur Bescheidenheit zu erwarten – Demut statt Dekadenz!

Bauunternehmer Walter Beller hat eine Tellerwäscherkar­riere hingelegt: vom Arbeitersohn aus dem proletarischen Zürcher Kreis 4 ganz nach oben. Und er ist stolz darauf. Der Schweiz scheint er dennoch peinlich zu sein. Den moralischen Druck, seinen Erfolg zu verheimlichen, versteht er nicht. «Ich bereue es überhaupt nicht, dass wir uns im TV so gezeigt haben, wie wir sind», sagt er. Lachend fügt er an: «Ach, es sind doch nur die Neider, die uns doof finden.» Irina Beller pflichtet ihm bei: «Ich stehe zu dem, wie wir leben. Und zu dem, was wir wollen und was wir gut finden.» Sie diagnostiziert ebenfalls bei einem Grossteil ihrer Kritiker Neid auf ihren Reichtum. Vor allem Frauen würden hinter ihrem Rücken schlecht über sie sprechen, sagt Irina Beller. «Wer keine Feinde hat, der hat etwas Erbärmliches an sich. Nur unbedeutende Menschen haben nichts als Freunde um sich herum», sagt sie provozierend. «Ich bin es gewohnt, nicht viele Freundinnen zu haben. Doch das stört mich nicht.» Als reiche Frau sei sie es gewohnt, viele falsche Freunde zu haben. «Mir ist es also nun fast lieber, viele echte Feinde zu haben», sagt sie.

Die Bellers finden Geld geil. «Geld ist wichtig und gut. Es gibt einem die Balance und Ruhe, sich auf die schönen Dinge im Leben zu konzentrieren», sagt Irina. Und so definiert sie auch den Sinn ihres Daseins: «Das Leben zu geniessen und sich selbst zu verwirklichen.»

Dies sei für sie beide nicht immer so gewesen, sagt Walter Beller. «Als typischer Schweizer war ich es lange gewohnt zu leben, um zu arbeiten.» Erst jetzt aber sei er in einem Leben angekommen, das ihn glücklich mache, schwärmt er. Der Unternehmer verdankt dies seiner Frau, einer studierten Kunsthistorikerin mit russisch-ukrainischen Wurzeln: «Durch Irina habe ich gelernt zu arbeiten, um zu leben!»

Irina ist sich sicher, dass sie ihren Reichtum verdient. «Eine gute, motivierende und sexy Ehefrau zu sein, ist ein Fulltime-Job», sagt sie. «Ich muss doch meinen Mann auch motivieren und glücklich machen.»

Sie macht aber keinen Hehl daraus, dass sie sich oft mit ihrem Gatten zofft. «Nur faule Ehefrauen streiten nicht mit ihren Männern», sagt sie. Das Glück ist Irina und Walter Beller trotzdem treu gebleiben: Seit 16 Jahren sind sie ein Paar, vor zwölf Jahren haben sie geheiratet. «Aus reiner Liebe», wie sie beteuern. Der Arbeitersohn war von der Frau fasziniert, die gern Honoré de Balzac liest und zitiert.

Walter ist ihr dritter Ehemann, für ihn ist Irina die zweite Ehefrau. «Ich schätze sehr, dass ich mit Walter so leben kann, wie wir es wollen. Mein zweiter Gatte wollte mich zum Putzen schicken und behauptete, zwischen Migros und Versace gebe es keinen Unterschied», erinnert sich Irina. 

Nun hat sie, was sich viele wünschen: Sie lebt als Prinzessin statt Putzfrau. Und geniesst es, Delikatessen einzukaufen, Ferien auf den Malediven zu machen und nur die exklusivsten Marken an ihren Körper zu lassen. Die Bellers fallen auf und sind häufig an Bällen, Galas und Partys zu sehen. «Wir haben durchaus Unterhaltungswert. Und wenn es nur ist, dass die Leute wieder Material haben, um über einen Busenblitzer von Irina zu lästern», sagt Walter Beller und lacht.

Diese Woche musste der Mann, dessen Anzüge allesamt vom ita­lienischen Edeldesigner Brioni stammen, aber nicht nur Beschimpfungen einstecken. Viele wollen auch einfach nur Geld von ihm. «Eine Frau schrieb mir und jammerte von ihrem Sohn im ­Gefängnis», sagt er. «Eine andere wollte Geld für ein Hilfsprojekt ihres Sohnes.» Er habe nicht darauf geantwortet. Er spende regelmässig hohe Beträge für «andere gute Sachen», sagt Walter Beller.

Für viele ist er ein Grossprotz, für andere ein Vorbild. «Ich bekam nach der Ausstrahlung unseres Films auch viele Komplimente, allerdings ausschliesslich von Männern. Sie finden es super, dass ich mein selbst erwirtschaftetes Vermögen offen zeige. Für sie bin ich der Beweis, dass man mit Fleiss ­alles erreichen kann», sagt Beller.

Und so soll es für Irina und Walter auch weitergehen. Er verdient – sie gibt aus. Gemeinsam feiern sie ihren Lebenstraum. Und stellen so ganz nebenbei die Moral der Schweizer in Frage.

Sie nehmen sich einfach die Freiheit, so zu leben, wie es viele gern täten.

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