«Das hat uns gröber verletzt»
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Lauwarm-Sänger zum Vorfall:«Das hat uns gröber verletzt»

Nach Berner Reggae-Eklat wehrt sich «Lauwarm»-Sänger
«Man dürfte als Schweizer nur noch Volksmusik machen»

Zuschauer protestierten bei einem Konzert der Berner Mundartband «Lauwarm» wegen «kultureller Aneignung», das Konzert musste deshalb abgebrochen werden. Nun spricht die betroffene Band – und kontert die Vorwürfe.
Publiziert: 26.07.2022 um 17:40 Uhr
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Aktualisiert: 26.07.2022 um 18:38 Uhr
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«Lauwarm»-Sänger und Frontmann Dominik Plumettaz musste am Montag vor einer Woche sein Konzert in der Berner Brasserie Lorraine abbrechen.
Foto: PD
Patricia Broder

Eklat wegen Reggae-Auftritt in Bern: Die Mundartband «Lauwarm» musste vergangenen Montag in der Berner Szenenbeiz Brasserie Lorraine sein Konzert abbrechen, nachdem sich Besucher bei den Betreibern beschwert hatten. «Während dem Konzert kamen mehrere Menschen unabhängig voneinander auf uns zu und äusserten Unwohlsein mit der Situation. Es ging dabei um die Thematik ‹Kulturelle Aneignung›», schreibt das Lokal auf Facebook. Mit ‹Kultureller Aneignung› ist die Übernahme von Aspekten und Bestandteilen einer Kultur in eine andere gemeint.

So hätten sich die Besucher daran gestört, dass die weissen Schweizer Bandmitglieder Reggae-Musik spielten, eine aus Jamaika stammende Musikrichtung, und dazu blonde Dreadlocks und farbige Kleider aus Senegal und Gambia trugen. Die Brasserie möchte sich bei allen Besuchern entschuldigen, «bei denen das Konzert schlechte Gefühle ausgelöst hat», schreiben die Betreiber weiter. Mitte August ist nun eine Diskussionsveranstaltung zum Thema im Lokal geplant. Auf Anfrage von Blick möchte die Brasserie Lorraine allerdings keine Stellung nehmen.

«Es herrschte eine gute Stimmung»

Dafür meldet sich nun die betroffene Band zu Wort: «Wir sind total vor den Kopf gestossen», sagt «Lauwarm»-Sänger und Frontmann Dominik Plumettaz (27) zu Blick. «Als wir unser erstes Set Songs spielten, herrschte eine gute Stimmung. Die Leute hatten Freude, es war nichts von Unbehagen zu spüren», sagt er.

In der Pause hätten die Lokalbetreiber sie dann über die Beschwerden aufgeklärt. «Nach dieser Ansage war es uns unwohl und wir entschieden uns für den Abbruch», sagt Plumettaz. «Leider blieben die Kritiker unsichtbar und wir konnten kein Gespräch mit ihnen suchen, was wir sehr bedauern.»

Den Vorwurf der «kulturellen Aneignung» weist der Musiker allerdings weit von sich: «Ich verstehe, dass gewisse Leute für dieses Thema sensibilisiert sind, aber Musik lebt vom Mix der Kulturen», so der Sänger. «Seit Jahren verbinden wir in unserem Sound Elemente aus Reggae, Pop und Indie-World und hatten noch nie ein Problem damit.»

Grossmutter von Plumettaz war dunkelhäutig

Er und seine Band «Lauwarm» würden ganz klar an ihrer Musik und ihrem Stil festhalten, so der Sänger weiter. «Ich sehe kein Problem darin. Wir verwenden unsere kulturellen Elemente in unserer Musik mit viel Respekt und Liebe und unsere Fans lieben uns dafür», sagt Plumettaz und ergänzt: «Ich finde es zudem sehr schwach von den Unbekannten, dass sie uns kritisieren, ohne zu wissen, wer wir sind. Meine Grossmutter war dunkelhäutig. Ich habe Sklavenvorfahren aus Afrika», sagt der Musiker, der schweizerische und brasilianische Wurzeln hat.

Plumettaz betont: «Aber auch das spielt eigentlich gar keine Rolle. Denn würden wir Einflüsse und Kulturen so streng trennen, dann dürfte man als Schweizer Musiker generell nur noch Volksmusik machen, was ziemlich eintönig wäre.»

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