Darum gehts
- Riccardo Simonetti liebt die unerwarteten Begegnungen abseits des roten Teppichs – etwa mit Eva Longoria im Lift.
- Er sieht sich selbst als politisches Statement – auch wenn er einfach nur er selbst sein will.
- Über neue Dresscodes in Cannes sagt er: «Lasst sie machen!» – Extravaganz sei Teil der Magie.
Blick: Riccardo Simonetti, in Cannes trifft sich die Weltprominenz. Gibts eine Begegnung, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Riccardo Simonetti: Ich glaube, die Dichte an Hollywood-Stars ist nirgendwo so hoch wie hier – nicht mal in Hollywood. Man steigt in den Lift und steht plötzlich neben Eva Longoria, im Abendkleid oder auch mal barfuss im Bademantel nach einer Premiere. Solche Momente sind für mich spannender als der rote Teppich.
Also war das Ihre schönste Begegnung?
Ja, Eva Longoria barfuss im Lift – das fand ich schon ziemlich cool. Aber ich freue mich auch einfach, so viele Menschen zu treffen, die ich aus aller Welt kenne. Mein Hotelzimmer ist wie ein Bahnhof, ständig schauen Leute vorbei, weil man sich sonst kaum über den Weg läuft. Es ist schön, überall bekannte Gesichter zu sehen.
Sie kommen aus Bad Reichenhall, einem kleinen Ort, und träumten davon, berühmt zu werden. Warum war das so wichtig für Sie?
Ich bin in einer Welt aufgewachsen, in der ich Menschen wie mich kaum gesehen habe. Und wenn doch, dann selten mit einem Happy End. In der Entertainment-Welt aber habe ich Männer gesehen, die Make-up trugen, schrill waren und dafür gefeiert wurden. Für mich war klar: Ich will ein Leben in der Öffentlichkeit, weil das vielleicht meine einzige Chance ist, ein Happy End zu bekommen – einen Ort, an dem ich einfach sein kann, wie ich bin. Und das wünscht sich doch jeder.
Sie sind bekannt für Ihre extravagante Kleidung. Wie viel Ernst steckt hinter dem Glitzer?
Ich finde, ein Mann, der Make-up trägt und gendernonkonforme Outfits, ist in der heutigen Zeit automatisch ein politisches Statement. Auch wenn ich gar nicht unbedingt politisch sein will – es wird ständig politisiert, wer ich bin und was ich trage. Am Ende des Tages versuche ich einfach, ich selbst zu sein. Das war in Bad Reichenhall nicht anders als heute in Cannes.
Cannes hat neue Regeln für den roten Teppich erlassen – keine Nacktheit, keine Schleppe. Heidi Klum hat sie schon gebrochen. Was sagen Sie dazu?
Gut so! Es ist total befremdlich, so einen Dresscode erst einen Tag vorher bekannt zu geben – und dann auch noch in Cannes! Für mich gehört es gerade hier dazu, dass man sich frei ausleben und zeigen kann, wer man ist. Wir sind an der Côte d’Azur – jede zweite Frau ist oben ohne am Strand, aber am roten Teppich soll man plötzlich ganz züchtig sein?
Aber gehört nicht auch eine gewisse Etikette dazu?
Natürlich – Stil, Respekt und Ästhetik gegenüber dem Anlass sind wichtig. Aber Cannes lebt von den aufregenden Kleidern, den grossen Roben. Das ist Teil der Magie. Und am Ende profitiert die Filmindustrie enorm davon, dass diese Frauen so aussergewöhnlich aussehen. Deshalb: Lasst sie machen!
Was tragen Sie zur Magnum-Party?
Der Dresscode ist Braun – Classic Magnum eben. Das ist zwar nicht meine Lieblingsfarbe, ich habe kaum etwas Braunes im Kleiderschrank. Darum habe ich mir etwas machen lassen, das gut zum Motto passt: mit Federn und Pailletten – es schreit Cannes Filmfestival! Ich liebe es, hier diese Movie-Star-Fantasy auszuleben.
Was ist wichtiger für den perfekten Auftritt: Sport und Schlaf – oder Outfit und Make-up?
Das glamouröse Outfit und Make-up können einiges kaschieren, wenn man mal schlecht geschlafen hat oder keinen Sport gemacht hat. Aber am Ende zählt, dass man sich wohlfühlt. Du kannst dich noch so zurechtmachen – wenn du dich in deiner Haut und in deiner Kleidung nicht wohlfühlst, strahlst du das aus. Es geht darum, Entscheidungen für sich selbst zu treffen, nicht für andere.
Beenden Sie bitte den Satz: Ich gehe nie auf den roten Teppich ohne ...
... Florian. Der macht meine Haare und mein Make-up – und steht gerade neben mir und versucht, sich zu verstecken.
Blick wurde für dieses Interview von Glace-Gigant Magnum nach Cannes eingeladen.