Retro-Boom bei Gen Z
Die Kassette feiert ihr Comeback

Superstars wie Taylor Swift und Harry Styles veröffentlichen ihre Alben wieder auf Kassette. Limitierte Tape-Editionen werden zu begehrten Sammlerstücken, während die junge Generation das Analoge neu entdeckt.
Publiziert: 02.11.2025 um 15:22 Uhr
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Wieder heiss begehrt: Kassetten und Walkman feiern ein Comeback.
Foto: Shutterstock

Darum gehts

  • Musikkassetten feiern Comeback, besonders bei der jungen Generation
  • Kassetten bieten Analoges in digitaler Zeit, Superstars veröffentlichen limitierte Editionen
  • Kassettenverkäufe in den USA stiegen im ersten Quartal 2025 um über 200 Prozent
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Patricia BroderRedaktorin People

Wer erinnert sich nicht daran: das gebannte Warten auf den Lieblingssong im Radio, der Finger parat auf der «Rec»-Taste – und im richtigen Moment gedrückt, schon lief er auf Band. Selbst aufgenommene Mixtapes wurden getauscht, verschenkt und mit Herzblut beschriftet. Sie waren nicht nur Musik, sondern auch ein Stück Identität. Heute, mitten im KI-Hype und Streaming-Überfluss, feiert die Musikkassette – dieses vermeintlich ausgestorbene Relikt der Achtziger und Neunziger – ein spektakuläres Comeback. Und ausgerechnet die Generation, die mit Tiktok und Spotify gross geworden ist, treibt diesen Trend an.

Der Aufstieg der Musikkassette begann in den 1970er- und 80er-Jahren, als sie zum globalen Standard wurde: günstiger und mobiler als Vinyl und für alle zugänglich. 1985 überholte sie erstmals die Schallplatte, bis 1992 war sie das meistverkaufte Format in den USA und Grossbritannien. 1989 erreichte sie mit 83 Millionen verkauften Einheiten allein in den USA ihren Höhepunkt. Dann kam die CD – mit deutlich besserem Klang –, später MP3 und schliesslich Streaming. Die Kassette verschwand fast vollständig aus den Regalen. Das Zurückdrehen verhedderter Bänder mit dem Bleistift wurde zum nostalgischen Bild einer Ära, die endgültig vorbei zu sein schien.

Verkaufszahlen steigen um 200 Prozent

Doch nun die Wende: Laut einer aktuellen Auswertung des US-Datenanbieters Luminate stiegen die Kassetten-Verkaufszahlen in den USA im ersten Quartal 2025 um über 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bis Jahresende rechnet man mit mehr als 600'000 verkauften Einheiten. Zwischen 2015 und 2022 wuchs der Absatz bereits um stolze 443 Prozent. Auch in Grossbritannien meldet der Handel deutliche Zuwächse. In Japan füllen derweil Einkaufszentren längst wieder ganze Regale mit Walkmans und Tapes – nicht als Retro-Gag, sondern als angesagtes Lifestyleprodukt. Die Marke Maxell lancierte kürzlich gar ein neues Walkman-ähnliches Kassettendeck.

Der Grund für den Hype: Die junge Generation sehnt sich nach dem Analogen – während Social Media erstmals schwächelt. Laut einer Studie der britischen Plattform Attest stagniert die Nutzungszeit von Gen Z oder geht sogar zurück. Eine aktuelle Umfrage der Cybersmile Foundation zeigt: Mehr als die Hälfte der 16- bis 24-Jährigen gibt inzwischen an, sie fühlen sich besser, wenn sie weniger Zeit online verbringen.

Kassetten von Styles und Swift werden zum Sammlerstück

Der Kassettentrend spiegelt dieses Bedürfnis. Hier gibt es keine Algorithmen, höchstens Bandsalat. Statt «Swipen» heisst es «Zurückspulen», statt endlosem Scrollen gibt es eine Seite A und eine Seite B. Die Musikindustrie hat längst reagiert: Superstars wie Taylor Swift (35), Billie Eilish (23) und Harry Styles (31) veröffentlichen ihre Alben wieder auf Kassette. Swifts «Midnights»-Tape war 2023 binnen weniger Stunden ausverkauft, und auch beim aktuellen Album «The Life of a Showgirl» setzt sie auf limitierte Tape-Editionen. Harry Styles veröffentlichte «Harry’s House» ebenfalls als Kassette – in pastellgelber Hülle, die innerhalb weniger Tage zum gefragten Sammlerstück wurde. Und Billie Eilish brachte «Happier Than Ever» in einer streng limitierten Variante heraus, die auf Tiktok zum begehrten Fanobjekt avancierte.

«Streaming ist unpersönlich»

Für den US-Musikjournalisten Marc Masters (52), der 2023 das Buch «High Bias: The Distorted History of the Cassette Tape» veröffentlichte, ist der Reiz klar: «Streaming zahlt Künstler schlecht und diktiert den Hörern den Musikgenuss über Algorithmen. Es ist unpersönlich. Man hat nicht das Gefühl, etwas zu besitzen.» Die Kassette hingegen signalisiere Nähe, Direktheit und Eigentum, schreibt er. «Und genau das zieht heute wieder», so der Musikexperte.

Anders als beim Streaming gibt es bei Tapes keine endlose Auswahl, sondern man trifft die bewusste Entscheidung, ein Album von Anfang bis zum Ende zu hören. Für viele Musik-Fans der Gen Z wird so das kleine Plastikteil mit den endlosen Bändern zu einem Symbol, zu einem kleinen Akt der Rebellion in einer Zeit der digitalen Reizüberflutung.

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