Blick: Herr Marquard, ärgert es Sie, wenn man Sie heute noch mit Donald Trump vergleicht?
Jürg Marquard: Ich habe den Vergleich nie goutiert, schon zu meiner «Traumjob»-Zeit nicht. Und jetzt nach zwei Wochen Trump-Präsidentschaft noch viel weniger.
Trotzdem: Sie sind wie er ein Macher. Sie besitzen immer noch über 40 Zeitschriftentitel, investieren im Internet und Event-Bereich.
Das ist richtig, aber es gibt Unterschiede zwischen uns. Ich denke, ich habe generell vorsichtiger agiert als er und deshalb auch nie Konkurs gemacht. Okay, ich muss zugeben, ich habe es finanziell auch nie so weit gebracht wie er. Dafür habe ich den Ruf, dass ich immer zu meinem Wort stehe. Dies sagt man Trump nicht unbedingt nach.
Wann haben Sie gemerkt, dass Sie anders sind?
Als Protagonist und Mitproduzent von «Traumjob». Da habe ich mich im Boardroom ganz anders verhalten als er. Ich habe versucht, weniger konfrontativ zu sein. Deshalb habe ich auch den Ausspruch «You are fired!» nie gebraucht, sondern die Kandidaten mit anständigen Begründungen aus der Sendung entlassen.
Sie haben eine Tochter aus Ihrer ersten Ehe mit einer Mexikanerin. Muss Sie Trumps Mauerbau als Vater nicht extrem beschäftigen?
Natürlich. Aline ist von meinen fünf Kindern das älteste und steht mir sehr nahe. Sie hat mich vor zwei Monaten zum glücklichen Grossvater gemacht. Sie hat einen mexikanischen, einen amerikanischen und den Schweizer Pass. Jetzt will sie ihren US-Pass abgeben.
Was macht Sie beide wütend?
Als Trump im Wahlkampf verkündete, er werde die Mauer bauen, dachten wir an einen Wahlkampf-Gag. Wir haben nicht damit gerechnet, dass er diesen Bau schon am ersten Tag seiner Präsidentschaft in die Wege leiten und dazu noch fordern würde, die Mexikaner sollen dafür bezahlen.
Hat Trump Chancen, in vier Jahren wiedergewählt zu werden?
Wenn er weiterhin so heissblütig und kopflos vorgeht, dann ist dies fraglich. Auch dass er die Journalisten als die unehrlichsten menschlichen Wesen bezeichnet, wird ihm kaum förderlich sein. Aber letztlich wird alles davon abhängen, ob er der amerikanischen Unterschicht wirklich zu mehr Sicherheit und Wohlstand verhelfen kann.
Sind Sie ihm eigentlich einmal begegnet?
Nein, er hatte versprochen, mich und andere Protagonisten in seine Sendung «The Apprentice» einzuladen. Aber dieses Versprechen hat er nicht eingehalten.
In St. Moritz erzählt man sich, er habe dort einige Male Winterferien verbracht. Haben Sie davon gehört?
Nein, ich glaube das auch nicht. Hingegen ist seine erste Frau Ivana immer mal wieder nach St. Moritz zum Skilaufen gekommen. Ich habe sie schon vor rund 20 Jahren getroffen. Letztes Jahr haben meine Frau Raquel und ich sie zum Dinner in den Turm im Palace eingeladen. Dass sie mit ihrem Ex-Mann einmal hier war, hat sie nie erwähnt.
Der generelle Vorwurf an Trump lautet: Er will einen Staat wie ein Unternehmen führen. Kann man das?
Nein, das glaube ich nicht. Besitzt man Firmen zu hundert Prozent, so wie Donald Trump und ich, hat man in diesen das ultimative letzte Wort und kann im Rahmen der Gesetze durchregieren. Das amerikanische Präsidialsystem gibt dem Präsidenten zwar einen grossen Machtspielraum, und vor allem am Anfang kann er per Dekret durchregieren, wie es Trump im Moment vormacht. Aber bald werden Repräsentantenhaus und Senat ins Spiel kommen, die über die Finanzierung seiner Beschlüsse entscheiden müssen. Natürlich kann sich Trump sicher für die nächsten zwei Jahre auf eine republikanische Mehrheit abstützen, aber es wird wahrscheinlich auch in beiden Häusern Republikaner geben, die sich mehr der Verfassung als dem Präsidenten verpflichtet fühlen.
So oder so: Donald Trump hat es als Unternehmer und TV-Soap-Star zum Präsidenten gebracht. Haben Sie nie Lust auf Politik verspürt?
Nein. Der Grund ist ganz einfach: Ich will und wollte mich nie einer Parteidoktrin unterwerfen. Meine Unabhängigkeit und mein selbstbestimmtes Leben waren mir wichtiger. Auch die Ochsentour, die man als Politiker durchlaufen muss, bis man auf nationaler Ebene agieren kann, fand ich zu strapaziös.
Reden wir nochmals über die Gemeinsamkeiten zwischen Ihnen und Trump: Dazu gehören auch schöne Frauen.
Wir sind auch beide zum dritten Mal verheiratet. Aber es stimmt: In unseren Vor- und Zwischenphasen waren wir keine Kostverächter.
Auch den luxuriösen Lifestyle haben Sie beide genossen.
Ja, er konnte zwar mit der grösseren Kelle anrichten (lacht). Aber ich habe im Rahmen meiner Möglichkeiten versucht, das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten, und habe den Luxus genossen. Schliesslich habe ich auch sehr hart dafür gearbeitet und tue dies auch heute noch.
Hand aufs Herz: Möchten Sie nicht trotzdem mit Donald Trump tauschen?
Nein, nicht wirklich. Ich bin mit meinem Leben sehr glücklich.
Wie sieht Ihr gegenwärtiges Leben denn aus?
Ich befinde mich momentan im Turm von St. Moritz. Wir bauen auch gerade eine tolle Villa in St. Moritz. Im Frühling verbringen wir dann zwei Monate in unserem Domizil auf Nevis in der Karibik, wo wir eine Kolonialvilla renovieren liessen. Anschliessend gehts dann auf die Azzurra II, unsere Yacht. Ferien sind das natürlich nicht. Denn ich arbeite von überall aus sehr viel. Das Wort Urlaub kenne ich gar nicht. l