Immer mehr Kinder unter 16 Jahren werden in der Schweiz zwangsverheiratet. Zu dieser Erkenntnis kommen mehrere Partnerorganisationen des Bundesprogramms Bekämpfung Zwangsheiraten.
Nationalrätin Natalie Rickli (SVP) stellte am 29. September eine Anfrage im Nationalrat bezüglich Kinderehen. Gestern beantwortete der Bundesrat ihre Fragen – mit erschreckenden Zahlen: «Die Fachstelle Zwangsheirat hat in den ersten zehn Monaten dieses Jahres Kenntnis von 42 Fällen erhalten, in denen Kinder von weniger als 16 Jahren Opfer von erzwungenen Ehen oder Verlobungen sind.» Zusätzlich seien 113 Fälle bekannt, bei denen Minderjährige zwischen 16 und 18 Jahren involviert sind.
Kein Monitoring zur Zwangsheirat
Eine offizielle Statistik führe der Bund jedoch nicht. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) habe 2013 eine Machbarkeitsstudie für ein Monitoring zur Zwangsheirat in der Schweiz in Auftrag gegeben. Das Problem: Ein solches Monitoring würde keine repräsentativen Ergebnisse bringen. «Die zuständigen Behörden haben deshalb auf die Einführung eines administrativ und finanziell aufwendigen Monitorings verzichtet», schreibt der Bundesrat.
Alle sieben Sekunden wird ein Mädchen verheiratet
Der traurige Trend zur Kinderehe ist nicht nur in der Schweiz zu spüren: Weltweit leben rund 700 Millionen Frauen und Mädchen in Ehen, die sie vor ihrem 18. Lebensjahr eingingen. Laut der Organisation «Save the Children» wird weltweit alle sieben Sekunden ein Mädchen unter 15 Jahren verheiratet. (kra)