«Wir wollen keinen Rentenklau!»
Arbeitgeber pfeifen bürgerliche Hardliner zurück

Bürgerliche Nationalräte setzen zum Rentenklau an. Der Arbeitgeberverband hat dafür kein Verständnis und will sie zur Vernunft bringen.
Publiziert: 22.06.2016 um 17:38 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:30 Uhr
«Wir wollen keinen Rentenklau», versichert Verbandspräsident Valentin Vogt (l.)(55) gegenüber BLICK.
Foto: Keystone
Onur Ogul und Nico Menzato

Die Angst vor dem Rentenklau geht um. Schuld daran sind die bürgerlichen Nationalräte Toni Brunner (41, SVP/SG) und Bruno Pezzatti (65, FDP/ZG). Sie wollen eine Senkung des Umwandlungssatzes in der Pensionskasse von 6,8 auf 6,0 Prozent nicht kompensieren. Je nach Alter und Einkommen würden die Renten dadurch um 11,7 Prozent sinken. Die Einbusse würde alle treffen, die nach 1963 geboren worden sind.

Die bürgerlichen Nationalräte Toni Brunner (41, SVP/SG) und Bruno Pezzatti (65, FDP/ZG) wollen keine Kompensations-Massnahmen bei Senkung des Umwandlungssatzes.
Foto: EQ Images

Der Arbeitgeberverband hält nichts von der Sparübung der Bürgerlichen. «Wir wollen keinen Rentenklau», versichert Verbandspräsident Valentin Vogt (55) gegenüber BLICK. «Die Senkung des Umwandlungssatzes muss innerhalb der beruflichen Vorsorge kompensiert werden.» Man stehe mit den bürgerlichen Parlamentariern in Kontakt. «Wir sagen ihnen klar: Wir wollen das Rentenniveau halten», so Vogt.

Arbeitgeber wollen Kompensation

Der Arbeitgeberverband hat ein eigenes Modell für die Rentenreform entwickelt. Es unterscheidet sich bei den Kompensationsmassnahmen vom Vorschlag des Bundesrats. Das Arbeitgeber-Modell stelle sicher, dass die Renten gleich hoch blieben, sagt Vogt. «Andere Ideen gefährden die Reform.»

Am gestrigen Arbeitgebertag in Zürich war die Rentenreform 2020 das Hauptthema. Gast war Bundesrat Alain Berset (44), der als Innenminister für die Reform zuständig ist. Der SP-Magistrat vertritt dieselbe Stossrichtung wie die Arbeitgeber. «Um die Reform durchzubringen, muss das Rentenniveau gleich bleiben», sagt er. Man habe aus der Vergangenheit gelernt. In den letzten 20 Jahren scheiterte jede Rentenreform entweder am Parlament oder an der Urne. Eine weitere Niederlage wäre laut Berset eine «Katastrophe».

Auftrieb für «AHV plus»

Setzen sich die Hardliner durch, verschafft dies der Volksinitiative «AHV plus» Auftrieb. Das Begehren des Gewerkschaftsbunds verlangt 10 Prozent höhere AHV-Renten. Kostenpunkt: 4,1 Milliarden Franken pro Jahr.

Georg Lutz, Forscher am Schweizer Kompetenzzentrum Sozialwissenschaften FORS in Lausanne (Archiv)
Foto: Keystone/PETER KLAUNZER

Angesichts der knappen Kassen stünde die Ausbau-Vorlage zwar quer in der Landschaft, sagt Politikwissenschaftler Georg Lutz (44). Doch die bürgerlichen Abbauer arbeiteten den Gewerkschaften in die Hand: «Die Diskussionen um einen möglichen Rentenklau könnten zu einer Dynamik führen, die der AHV-Initiative helfen», sagt Lutz.

Hauptverlierer bei einem Scheitern der Reform wären die Jungen. Wegen des überhöhten Umwandlungssatzes kassieren die heutigen Rentner mehr als sie einbezahlt haben. Heute bezahlt jeder Arbeitnehmer rund 1000 Franken pro Jahr an die Rente eines Pensionierten. Pro Jahr beträgt dieser Rentenklau an den Jungen zwei bis drei Milliarden Franken.

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