In anderthalb Monaten beginnt die Adventszeit. Dann werden die Einkaufsstrassen der Schweizer Innenstädte wieder von heimeligen Weihnachtslichtern erhellt. Aber nicht alle.
Geldnot sorgt schon jetzt für Stress bei den Organisatoren der festlichen Beleuchtung. «Es wird immer schwieriger, die Weihnachtsbeleuchtung zu finanzieren», sagt Sven Gubler (40), Direktor der City Vereinigung Bern. Seine Innenstadt-Initiative organisiert die Weihnachtsbeleuchtung in der oberen Altstadt. Gubler seufzt: «Es ist jedes Jahr ein Kampf!»
In den meisten Städten der Schweiz wird das öffentliche City-Lichterfest vollständig privat finanziert. Die Tradition will es, dass die Läden der erleuchteten Strassen die dafür nötigen Mittel beisteuern – als Beitrag zur besinnlichen Stimmung in der kalten Jahreszeit. Und natürlich weil die Lichter Lust auf Shopping machen.
Öffentliche Gelder fliessen kaum oder nur indirekt. Doch die Detailhandelskrise und die zunehmende Internationalisierung der Einkaufsstrassen sorgen dafür, dass immer weniger zusammenkommt.
Um Strom und Geld zu sparen, haben die meisten Städte ihre Weihnachtsbeleuchtungen bereits auf LED umgerüstet. Aufwendig bleibt aber das Auf- und Abhängen der Lichterketten – insbesondere dort, wo es Fahrleitungen für Trams und Elektrobusse gibt. An vielen Stellen sind Spezialkräne nötig. Und die kosten.
Sogar im wohlhabenden Basel ist das ein Problem. Wichtigster Grund: Die grossen internationalen Ketten beteiligen sich nicht an den Kosten. «Es ist enorm schwierig, mit Zara oder Apple ins Gespräch zu kommen», sagt Hans Spinnler (63), Präsident der IG Weihnachtsbeleuchtung Freie Strasse. «Diese Konzerne merken nicht, dass wir die Weihnachtsbeleuchtung im Milizsystem organisieren und dass das einen Betrag kostet.»
Auch Luzern hat diese Erfahrung gemacht. «Wir stellen fest: Je weiter die Konzernzentrale weg ist, desto weniger können wir auf Unterstützung hoffen», sagt Daniel Wettstein (61), Präsident des Vereins Weihnachtsbeleuchtung Luzern. Während Traditionsgeschäfte in Einkaufsstrassen dichtmachen, eröffnen Multis immer neue Filialen.
Laut Wettstein werden Beleuchtungsbeiträge nach dem Laufmeteranteil an den jeweiligen Strassen berechnet: zwischen 250 und 2000 Franken. Das ist für viele Ladenbesitzer offenbar zu viel. In Luzern werden daher dieses Jahr einzelne Strassenzüge nicht mehr beleuchtet. «Das Problem sind nicht Migros oder Coop. Die bemühen sich um lokale Verankerung. Aber wenn der Hauptsitz in Madrid oder Schweden ist, wird es schwierig.»
Gemeint sind unter anderen die spanische Modefirma Zara und der schwedische Boutiquen-Multi H & M. Dessen Zentrale reagierte auf die Anfrage von SonntagsBlick. «H & M Schweiz überlässt den jeweiligen lokalen Einkaufsstrassenverbänden in den einzelnen Märkten die Handhabung hinsichtlich der Weihnachtsbeleuchtung», lautet die Antwort.
Hans Spinnler ist genervt: «Diese Läden kommen, nutzen die Infrastruktur einer Stadt, aber tragen nichts zum Zusammenleben bei.»
Damit die Lichterketten trotzdem leuchten, müssen Sponsoren in die Bresche springen. Doch Sven Gubler aus Bern warnt: «Es ist eine Frage der Zeit, bis die Beleuchtung immer kleiner und schlussendlich komplett eingestellt wird.»