Die Stellenkürzungen bei der Bank Julius Bär werden laut Finanzchef Dieter Enkelmann zur Mehrheit Arbeitsplätze in der Schweiz betreffen. So weit wie möglich sollen natürliche Abgänge genutzt werden, es werde aber auch zu Entlassungen kommen.
Möglich seien zudem Verlagerungen von Arbeitsplätzen aus der Schweiz ins Ausland, sagte Enkelmann am Montag in einer Telefonkonferenz. Ob neben dem kurzfristig zusammengestellten Sparprogramm zu einem späteren Zeitpunkt zusätzliche Massnahmen notwendig würden, werde man sehen, ergänzte Konzernchef Boris Collardi. Weltweit zählt Julius Bär derzeit 5250 Vollzeitstellen, davon knapp 3100 in der Schweiz.
Julius Bär begründete den jüngsten Abbauentscheid explizit mit der Frankenstärke: «Auf Grund des weiterhin bestehenden Ungleichgewichts und der starken Aufwertung des Schweizer Frankens im Januar 2015 müssen weitere Massnahmen zur Wahrung der Profitabilität der Gruppe ergriffen werden.»
Die Bank räumt aber ein, dass sich eigentlich die Diskrepanz von Erträgen in anderen Währungen und Kosten in Franken durch die Übernahme des Vermögensverwaltungsgeschäfts von Merrill Lynch ausserhalb der USA zuletzt substanziell verbessert habe.
Zudem werde die Frankenstärke im laufenden Jahr sicherlich noch zu «sehr interessanten Möglichkeiten» für Übernahmen führen, hielt Collardi fest. Bei vielen Instituten in der Schweiz fielen 90 Prozent oder mehr der Kosten in Franken an: Das werde zu einer verstärkten Konsolidierung bei den Schweizer Privatbanken führen.
Derzeit kein Thema ist für Julius Bär die Weitergabe von Negativzinsen an die Kundschaft, wie Collardi weiter sagte. Zum US-Steuerstreit gab er sich Collardi einmal mehr überzeugt, diesen bald abschliessen zu können. Er erwarte, dass es 2015 bei den Banken der Kategorie 1 - zu denen Julius Bär gehört - wie auch denen der Kategorie 2 zu einer Einigung mit den US-Steuerbehörden kommen werde.
Die Bank Julius Bär hat 2014 den Konzerngewinn um 96 Prozent auf 367 Mio. Fr. gesteigert. Infolge der Frankenstärke will die Bank die Kosten um rund 100 Mio. Fr. drücken. Konkret werden Personalkosten gesenkt durch Restriktionen bei Neuanstellungen, die Umverteilung von Ressourcen sowie die Streichung von rund 200 Stellen. Betroffen seien hauptsächlich Mid- und Back-Office-Funktionen, erklärte die Bank. Dies werde zum Teil auch das integrierte IWM-Geschäft tangieren. (SDA)