USA-Reise, Roller, Dienstauto
So kämpfen Firmen um die besten Stifte

Was vor einigen Jahren noch undenkbar war, ist heute Tatsache: Es gibt viele Lehrstellen und zu wenig Lehrlinge. Jetzt locken Firmen die Schulabgänger mit lukrativen Angeboten.
Publiziert: 02.08.2013 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:30 Uhr
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Die USA locken: Sanitär Max Müller (54) mit den zwei Lehrlingen Matthias Müller (24, l.) und Roman Ehrat (16).
Foto: Sabine Wunderlin
Von Philipp Albrecht und Matthias Pfander

Der Kampf um gute Lehrlinge nimmt immer extremere Formen an: Sanitär Max Müller (54) aus Schaffhausen buhlt mit einer USA-Reise um Nachwuchskräfte. Und 150 Franken mehr Lohn pro Monat, wenn die Leistung stimmt.

«Wir fanden keine guten Leute mehr. Das Image unseres Berufs hat sehr gelitten. Viele machen heute lieber eine kaufmännische Ausbildung», sagt Müller.

Nicht lumpen lässt sich auch Mövenpick-Tochter Marché. Systemgastronomie-Stifte erhalten im letzten Lehrjahr einen Smart zur freien Verfügung. Das Benzin zahlt die Firma.

Ähnlich Autohändlerin Franz AG. Sie zahlt Mechatronik-Lehrlingen (so heissen heute Automechaniker) einen Zuschlag, damit diese gleich viel verdienen wie KV-Stifte.

Als Extra erhalten alle angehenden Mechatroniker einen Peugeot-Roller. Schaffen sie die Lehrabschlussprüfung (LAP), dürfen sie ihn behalten.

«Der Kampf um gute Kandidaten spitzt sich zu», sagt Berufs- und Laufbahnberaterin Daniela Brenn aus Zürich. Metzger und die Baufirmen haben schon lange Nachwuchssorgen.

Schnupperlehre bei der Bank

Neu klagen aber auch Branchen, bei denen man sich die Hände nicht schmutzig macht. «Dass Banken wieder Schnupperlehren anbieten, ist ein Zeichen für die an­gespannte Situation», so Brenn. Im April waren in der Schweiz 30 Prozent der 81 500 Lehrstellen nicht besetzt.

Deshalb gehen Firmen auf Werbetour in Schulen, schalten Werbung im Kino, veranstalten Informa­tionstage. Autohändlerin Amag etwa führt im Herbst einen Lernenden-Tag durch – beim Wettbewerb gibt es eine Playstation zu gewinnen.

«Viele Jugendliche träumen vom eigenen Auto, und unsere Lehrbetriebe liegen ja oftmals an den Autobahnen», erklärt Marché-Marketingchefin Nicole Maissen die Aktion mit dem Smart. Zudem will man so die neue Systemgastronomie-Lehre bekannt machen.

Hohe Hürde

Für Sanitärmeister Max Müller hat sich die Idee mit der Amerika-Reise gelohnt: «Die Lehrlinge sind viel motivierter und ­haben ein gutes Selbstwertgefühl.» Doch die Hürde ist hoch: Die Reise nach Übersee führt über eine Mindestnote von 5,3 in der LAP.

Noch schaffte das kein Müller-Stift. Seine beiden jetzigen Lehrlinge seien aber auf gutem Weg dahin, sagt der Chef.

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