Die Kritik am Dieselmotor wird immer lauter. Seit Bekanntwerden des VW-Abgasskandals ist vom Saubermann-Image des einstigen Wundermotors kaum was übrig. Denn Umweltorganisationen, Autoklubs und Regierungen kamen beim Testen alle zum gleichen Schluss: Ein Grossteil moderner Diesel stösst auf der Strasse deutlich mehr schädliche Stickoxide (NOX) aus als gestattet. Einige Autos pusteten bei diesen Real-Driving-Emissions-Tests (RDE) bis zu 25-mal mehr NOX in die Atmosphäre als erlaubt.
Darum fordert der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) einen Zulassungsstopp. «Der Bundesrat soll die Zulassung von neuen Dieselfahrzeugen verbieten – zumindest solange, bis die Hersteller eine ausreichend funktionierende Abgasreinigung verbauen», sagt VCS-Präsidentin Evi Allemann (38) zu BLICK. Sie wird nächste Woche einen entsprechenden Vorstoss im Parlament einreichen.
Der VCS rät beim Neuwagenkauf von Selbstzündern ab. «Alternativen gibt es mit Elektro- oder Gasfahrzeugen – auch neue Benziner sind ökologischer als neue Diesler», sagt Allemann.
Bestehende Autos will sie aber nicht aus dem Verkehr ziehen. «Ein namhafter Teil der Emissionen entsteht bei der Herstellung und der Entsorgung. Es wäre kontraproduktiv, wenn jeder Diesel-Fahrer ein neues Auto kaufen würde», erklärt die SP-Nationalrätin.
Der deutsche Auto-Papst Ferdinand Dudenhöffer (65) stützt Allemanns Forderung: «Im Prinzip hat der Verkehrs-Club recht», sagt der Autoexperte der Universität Duisburg. «Der Dieselmotor hat bei Personenwagen definitiv keine Zukunft.» Mittelfristig führe kein Weg an den Elektroautos vorbei, sagt er. Ein Problem sieht Dudenhöffer beim VCS-Vorstoss aber doch: das Gesetz. Grundlage für eine Fahrzeugzulassung ist heute der Neue Europäische Fahrzyklus (NEFZ). Bei diesem Test werden Verbrauch und Schadstoffausstoss in einem Labor gemessen. Werden die Grenzwerte eingehalten, kann der Fahrzeugtyp zugelassen werden. Der Haken: Mit der Realität haben die Labortests wenig zu tun. Der RDE wäre eine Alternative – doch er spielt bei der Zulassung derzeit keine Rolle.
Und was sagt die Autobranche? François Launaz (61), Präsident von Auto Schweiz, hält trotz aller Kritik an den Selbstzündern fest: «Ich bin überzeugt, dass der Dieselmotor eine Zukunft hat.» Die Effizienz sei nach wie vor besser als bei einem Benziner. Ein Diesel-Verbot hält er für übertrieben: «Es gibt keinen Grund, die Zulassung zu verbieten, solange das Typengenehmigungsverfahren nicht geändert wird.» Selbst vor einem strengeren Testverfahren fürchtet sich Launaz nicht: «Die Branche hat es immer verstanden, sich an neue Vorschriften und Normen anzupassen.»
Zürich – Diesel wird wie Benzin aus Erdöl hergestellt. Beide Kraftstoffe bestehen aus diversen Kohlewasserstoffen. Früher war Diesel dem Heizöl sehr ähnlich. Heute hat Diesel einen deutlich geringeren Schwefelanteil als Heizöl. Benzin und Diesel unterscheiden sich wiederum in der Länge der Molekülketten. Je kürzer diese Ketten, desto besser brennt der Treibstoff. Diesel hat lange Molekülketten und entzündet sich darum nicht sofort.
Zürich – Diesel wird wie Benzin aus Erdöl hergestellt. Beide Kraftstoffe bestehen aus diversen Kohlewasserstoffen. Früher war Diesel dem Heizöl sehr ähnlich. Heute hat Diesel einen deutlich geringeren Schwefelanteil als Heizöl. Benzin und Diesel unterscheiden sich wiederum in der Länge der Molekülketten. Je kürzer diese Ketten, desto besser brennt der Treibstoff. Diesel hat lange Molekülketten und entzündet sich darum nicht sofort.