Umweltverbände wollen den SBB Billigflieger-Werbung verbieten
Easyjet-Lok fährt Ärger ein

Eine Lok der SBB wirbt für den schärfsten Konkurrenten - die Billigairline Easyjet. Bei der Pro Bahn Schweiz und dem VCS sorgt sie für Ärger.
Publiziert: 17.04.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:36 Uhr
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Die Easyjet-Lok der SBB fährt noch bis September.
Foto: Moritz Kaufmann
Von Moritz Kaufmann

Die knallorange SBB-Lok sticht ins Auge. «Europe» steht gross drauf – Werbung für die einfache Verbindung zu europäischen Städten. Genau das verspricht die Bahn. Doch halt! Hier geht es gar nicht um die Schiene. Diese Lok wirbt für Flugzeuge der Billigairline Easyjet.

Dass die SBB ausgerechnet Werbung für den Konkurrenten Easyjet machen, ist zu viel für Kurt Schreiber. Er ist Präsident von Pro Bahn Schweiz, die sich für die Interessen der ÖV-Passagiere stark macht. «Die Glaubwürdigkeit der SBB leidet», ist er überzeugt, «die Bundesbahnen machen Werbung für den schärfsten Konkurrenten im kriselnden Bahn-Europaverkehr.»

Schreiber nennt Beispiele. Nachtzug Zürich–Barcelona: «Eingegangen. Nicht zuletzt wegen Easyjet.» Zugverbindung Zürich–London: «Inexistent.» Es gehe den SBB nur ums Geld, sagt Kurt Schreiber.

Nicht nur bei Pro Bahn sorgt die Easyjet-Lok für Ärger. «Der Flugverkehr ist ein Klimafaktor», sagt Gerhard Tubandt vom Umweltverband VCS. «Es ist deshalb wirklich unverständlich, dass die SBB Easyjet auf ihren Lokomotiven Werbung machen lassen.» Tubandt fordert, dass die Bahn die Easyjet-Lok umgehend aufs Abstellgleis fährt. «Es wäre wünschenswert, wenn die Politik hier aktiv würde.»

Ein Easyjet-Werbeverbot für die SBB? Das würde die Bahn hart treffen. Die Werbe-Lok bringt 240 000 Franken pro Jahr ein. Auch an den SBB-Bahnhöfen macht die Billigairline in grossem Stil Werbung. SBB-Sprecherin Franziska Frey versichert: «Die Einnahmen aus der Vermarktung von Werbe-Loks fliessen vollumfänglich ins Bahnsystem zurück.»

Aber ist Werbung für die Konkurrenz am Himmel nicht heikel? Dass die SBB und Easyjet teilweise um die gleichen Kunden buhlen, räumt Frey ein: «Im internationalen Verkehr ist Easyjet bei einer Fahrzeit von vier bis sechs Stunden eine Konkurrentin.»

Werden SBB-Interessen verletzt, kann die Werbung verboten werden. Zigaretten-Loks gibts bei den SBB daher nicht. Für Easyjet zu werben, liegt aber drin.

Nur: Was die SBB bei sich selbst unproblematisch finden, prangern sie bei anderen an. Als 2014 in den Postautos Werbung für die deutsche SBB-Konkurrenz Mein Fernbus auftauchte, reklamierten die SBB über die Medien, «dass wir natürlich keine Freude haben, wenn Mitglieder des öffentlichen Verkehrs für Konkurrenten werben».

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