Für viele Banken sind die fetten Zeiten vorbei. In den letzten zehn Jahren ist ein Viertel der Privatbanken verschwunden. Besserung ist nicht in Sicht: Die Zinsen bleiben auf Zeit negativ, die Aufsicht verlangt dickere Kapitalpolster und mit Google und Apple drängen neue Konkurrenten in den Finanzbereich.
Jetzt holt UBS-Chef Sergio Ermotti (56) zum Befreiungsschlag aus. Er schlägt vor, dass die Schweizer Banken Teile der Verwaltung und Abwicklung zusammenlegen. «Wir müssen Wege finden, um die Kosten nachhaltig zu reduzieren», sagt Ermotti.
Gemäss seinem Vorschlag blieben die einzelnen Institute zwar selbständig und betreuen ihre Kunden wie bis anhin selber. Ein grosser Teil der Verarbeitung der Geschäfte würde aber von einem gemeinsamen Dienstleistungsunternehmen übernommen. «Eine neue Ära braucht neue Lösungen», sagt Ermotti zu BLICK. «Grossen Banken wie der UBS kann eine solche Plattform helfen, die Profitabilität zu erhöhen. Für kleine und mittlere Banken kann sie je nach Situation aber überlebensnotwendig sein oder zu besseren Ergebnissen beitragen.»
Konkurrenten zeigen sich interessiert: «Wir sind grundsätzlich offen für Gespräche mit unseren Mitbewerbern, sofern dies zur einer Optimierung der Kosten im Bereich Operations führt», teilt die Credit Suisse mit. Boris Collardi (42), der Chef der Bank Bär, sagte selber schon in Interviews, die Banken müssten ihre Kräfte konzentrieren.
Ermotti hofft, dass sein Vorschlag in den nächsten drei bis fünf Jahren umgesetzt wird. Ein konkreter Fahrplan liegt noch nicht vor. «Es gibt noch einige Hürden zu überwinden.»
Die Schwierigkeiten liegen auf der Hand: Die Banken müssen einen Teil ihrer Selbständigkeit abgeben. Zudem wäre ein Abbau von Arbeitsplätzen unvermeidlich.
In gewissen Bereichen spannen die Banken bereits heute zusammen. Die Kantonal- und Regionalbanken verfügen über gemeinsame Servicecenter. Kleine Vermögensverwalter wickeln ihre Geschäft über die Plattformen von grösseren Banken ab. Ermottis Plan würde zu einem weiteren Integrationsschub führen.
Vorbild könnte die Börsenbetreiberin Six sein. Sie wickelt den Wertschriftenhandel und den Zahlungsverkehr ab und befindet sich im Besitz von 140 Banken. Keine Rolle spielt in Ermottis Plan hingegen die Bankiervereinigung. Dort liegen die einzelnen Bankengruppen über Kreuz. Der neue Präsident Herbert Scheidt (65) hat es bisher nicht geschafft, die Konflikte zu glätten.