Trotz «hervorragender» Arbeit
Jetzt spart die Post auch bei der IT

Bei der Post bleibt kein Stein auf dem anderen: Alles wird auf schlank und effizient getrimmt.
Publiziert: 03.06.2017 um 23:47 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 10:25 Uhr
Post-Chefin Susanne Ruoff (58) denkt über Löhne und Arbeitsplätze nach.
Foto: Keystone
Moritz Kaufmann und Christian Kolbe

Die Schweizerische Post schnürt ihren gelben Gürtel enger und enger. Im Herbst machte SonntagsBlick publik, dass in den Bereichen Finanzen, Personal und Kommunikation 30 Prozent gespart werden sollen. Derzeit streicht sie das Poststellennetz zusammen. Und demnächst trifft es die Informatik ...

SonntagsBlick liegen interne Dokumente vor, mit denen betroffene Post-Mitarbeiter informiert wurden. 15 Prozent will Post-Chefin Susanne Ruoff (58) bei der Informatik einsparen. «Die Reorganisation betrifft grundsätzlich alle Mitarbeiter der Post, die einer Informatik-Tätigkeit nachgehen», heisst es in dem Papier. Ausnahmen: PostFinance, Postauto-Dienste im Ausland, die Digitalisierungs-Dienstleisterin Swiss Post Solutions sowie sämtliche Post-Tochterfirmen.

1100 Jobs sind in Gefahr

Und doch: Insgesamt müssen 1100 Beschäftigte um ihre Arbeit bangen. Ob es zum Jobabbau kommt, will die Post noch nicht sagen. Es klingt aber stark danach: «Die Programmleitung hat sich bewusst dazu entschieden, keine ungesicherten Zahlen zu kommunizieren.» Erst sollen die neuen Strukturen geschaffen werden. Ein Insider zu SonntagsBlick: «Man munkelt, Ü55-Angestellte sehen alt aus. Ü60 uralt!»

Es gibt weitere Hinweise, dass bald viele Arbeitsplätze verschwinden werden. Der Zeitplan der Post liegt SonntagsBlick ebenfalls vor. Und er sieht für Juli und August ein Konsultationsverfahren vor.

Wozu es das braucht, erklärt die Post ­ihren Angestellten so: «Es ist ein gesetzlich vorgeschriebenes Verfahren bei einer drohenden Massenentlassung.» Nicht einmal die Löhne sind noch sicher. «Es kann zu Änderungen kommen», heisst es in den Dokumenten. «Sollte der Lohn negativ beeinträchtigt werden, gelten die allgemeinen Abfederungsmassnahmen.»

Neue Organisation soll die Informatik «fit machen»

Besonders bitter: Die Post ist mit ihren Informatikern eigentlich zufrieden. «Die Informatik hat ihre Arbeit in der Vergangenheit hervorragend gemacht.» Allerdings gebe es «Siloperspektiven», soll heissen: Gärtlidenken. Mit einer neuen Organisation soll die Informatik «fit gemacht werden».

Heute gibt es bei der Post drei Informatikbereiche: eine sogenannte IT Post, die Kerndienstleistungen übernimmt, eine Business IT, die unterschiedliche Post-Bereiche wie Immobilien, Poststellen und andere unterstützt, schliesslich «andere Managementbereiche mit Informatiktätigkeiten», die beispielsweise der Finanz- oder der Personalabteilung zur Hand gehen. Sie alle sollen in einen gemeinsamen Block integriert werden.

Neuer Informatikchef gesucht

Zugleich sucht die Post einen neuen Informatikchef. Er soll im Sommer präsentiert werden. Generell drückt der gelbe Riese aufs Tempo. Nach dem Konsultationsverfahren im Sommer folgt unmittelbar die Umsetzung. Bis Ende Jahr soll das Projekt «Weiterentwicklung ICT Post» abgeschlossen sein.

Auf Anfrage von SonntagsBlick bestätigt die Post die «Neuorganisation» der Informatikdienste, möchte dies aber nicht als Sparübung verstanden wissen, sondern als Massnahme, damit «die IT gestärkt und schlagkräftiger» werde.

«Vergleichbare Projekte zeigen Potenziale von 10–15 Prozent», schreibt die Post. Gemeint sein dürften Sparpotenziale!

Die Post steht vor einer radikalen Fitnesskur. Mitarbeiter und Aussenstehende hoffen, dass sie sich ihrer Verantwortung als drittgrösste Arbeitgeberin der Schweiz bewusst ist.

Und dass aus dem gelben Riesen kein magersüchtiger Zwerg wird.

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