Swisscom-CEO Carsten Schloter wurde heute morgen an seinem Wohnort im Raum Freiburg tot aufgefunden. Die Polizei geht von einem Suizid aus, die genaueren Umstände werden abgeklärt, wie die Swisscom mitteilt. Mit Rücksicht auf die Familie würden keine weiteren Angaben gemacht.
«Verwaltungsrat, Geschäftsleitung und die Mitarbeitenden sind zutiefst betroffen und sprechen der Familie und den Angehörigen ihr Beileid aus», sagt Hansueli Loosli, Präsident des Verwaltungsrates.
Die Führung des Unternehmens wird ad interim vom stellvertretenden CEO Urs Schaeppi übernommen, Leiter von Swisscom Schweiz. Carsten Schloter stiess im Jahr 2000 zum Unternehmen und leitete zunächst Swisscom Mobile. Im Jahr 2006 wurde er zum CEO von Swisscom ernannt.
Unmittelbar nach Bekanntgabe des Todes verlor die Swisscom-Aktien im Handel 1.7 Prozent an Wert.
Privater Schicksalsschlag
Neben der beruflichen Karriere lief es für Carsten Schloter nicht immer erfolgreich. Seit 2009 lebt er getrennt von seiner Ehefrau und seinen drei Kindern.
Im Jahr der Trennung blieb Schloter zu diesem Thema noch sehr wortkarg. Gegenüber BLICK bestätigte er lediglich die Trennung. «Das ist korrekt. Ich wohne jetzt in Bern. Mehr möchte ich dazu nicht sagen», sagte er im Interview.
Mit etwas Abstand beschloss er dann einen Kurswechsel. In einem Interview vom März diesen Jahres sagte Schloter, er habe sich entschlossen, offen darüber zu reden. «Sonst versucht man, den Starken zu spielen – und glaubhaft ist das eh nicht.» Über die Trennung sagte er, es sei etwas sehr Einschneidendes in seinem Leben passiert. «Es war ein reales Scheitern und in diesem Sinn eine einmalige Erfahrung.»
Als Führungsperson nahbar und fordernd zugleich
Schloter galt als innovativ, insbesondere was seinen Führungs- und Arbeitsstil betrifft. So hat er bei der Swisscom beispielsweise eingeführt, dass sich alle Mitarbeiter duzen. Auch hatte er kein eigenes Büro mehr. In Interviews erklärte er dies damit, dass er ohnehin viele Zeit in Sitzungen verbringe. Und dass er dank der modernen Telekommunikation von überall aus arbeiten könne.
Schloter suchte den direkten Kontakt zu den Mitarbeitern. So nahbar wie er war, als so fordern galt er zugleich. Er war eine Führungskraft, welche von seiner Crew sehr viel einforderte.
Selber ein Workaholic
Schloter selbst hatte offenbar Mühe, sich von der Arbeit abzugrenzen - er stritt nicht ab, ein Workaholic zu sein, und er gab zu, sein Smartphone nicht abschalten zu können, um immer erreichbar zu sein.
In einem Interview mit der Zeitung «Schweiz am Sonntag» sagte er unlängst, dass er immer grössere Schwierigkeiten habe, zur Ruhe zu kommen und das Tempo herunterzunehmen.
Dennoch war er der Überzeugung, dass der Mensch Momente brauche, an denen er frei von jeder beruflichen und privaten Verpflichtung sei. Und dass zu viele Verpflichtungen jedem die Kehle zuschnürten. «Unter einem solchen Eindruck - dass es weniger Verpflichtungen sein könnten - stehe ich immer noch», sagte er in dem im Mai geführten Interview.
Karriere-Start bei Daimler
Geboren wurde Carsten Schloter am 7. Dezember 1963 im deutschen Erlenbach am Main. Nachdem seine Familie berufsbedingt nach Paris umgezogen war, verbrachte Schloter fast seine gesamte Jugend dort.
Seine Karriere begann er 1985 im Daimler-IT-Bereich. Ab 1992 verantwortete Schloter den Aufbau eines gemeinsamen Mobilfunkanbieters von Daimler Benz und dem Handelskonzern Metro in Frankreich. Beim Start dieser 2M-Tel AG - bald in debitel France umfirmiert - wurde Schloter 1994 Geschäftsführer für Operations. 1995 rückte er dann in die Geschäftsführung der übergeordneten Daimler-Tochter debitel Kommunikationstechnik GmbH & Co. KG in Stuttgart auf.
Im Januar 2000 wechselte Schloter zur Swisscom, die 1997 aus Teilung der staatlichen PTT in Post und Telefondienste hervorgegangen war. 1998 war ein Teilbörsengang erfolgt. An die Spitze der Swisscom trat Schloter schliesslich im Jahr 2006. (sda/nav)