Vegan boomt. Doch stimmt das wirklich? Zumindest der wirtschaftliche Erfolg ist mit veganen Produkten gegenwärtig noch nicht garantiert. Jetzt trifft es offenbar ein Unternehmen der ersten Stunde, das alle Nahrungsmittel tierischen Ursprungs meidet. Die vegane Supermarktkette Veganz hat Planinsolvenz beantragt. Das berichtet das deutsche Branchenblatt «Lebensmittelzeitung».
Damit will das Berliner Start-up wieder auf die Beine kommen. Allerdings hat das Verfahren happige Konsequenzen: Laut dem Bericht sollen mindestens die Hälfte der acht Veganer-Supermärkte schliessen.
Von dem Schritt nicht betroffen ist der Grosshandel. Veganz beliefert in Deutschland verschiedene Lebensmittelketten, darunter Edeka, Metro oder Handelshof. In der Schweiz verkauft Coop die Produkte des veganen Supermarkts.
Schlechtes Geschäftsjahr
Das Geschäft mit den Fleischersatzprodukten läuft weniger gut als erwartet: Laut der «Lebensmittelzeitung» hat Veganz letztes Jahr 56 Millionen Euro Umsatz gemacht – prognostiziert wurden 80 Millionen.
Immerhin: Selbst mit geringerem Wachstum hat sich der Umsatz gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt.
Für schwarze Zahlen hat es nicht gereicht. «Ich gehe davon aus, dass dies uns nach der Sanierung der Supermärkte im laufenden Jahr gelingen kann», sagt Veganz-Gründer Jan Bredack der «Welt».
Dabei war der Start ins vergangene Jahr vielversprechend: Anfang 2016 hat Edeka rund 300 Veganz-Produkte in die Regale gestellt. Doch die Nachfrage war geringer als erwartet. Die Konsequenz: Bereits Ende Jahr wurde das Sortiment deutlich abgespeckt. Kommt dazu, dass sich Edeka und Veganz verzankt haben. Angeblich schuldet der Detailhändler dem Start-up über 2,5 Millionen Euro.
Boom am Ende?
Zeigt der Fall von Veganz, dass der Hype um vegane Produkte am Ende ist? Wohl kaum. «Konsumenten wollen vegetarische und vegane Produkte tendenziell in den Geschäften kaufen, die sie auch für ihre übrigen Einkäufe aufsuchen», glaubt man beim Forschungsinstitut IFH. Denn fleischlose Gerichte seien nicht nur für konsequente Veganer oder Vegetarier ein Thema.
Das zeigt ein Blick in die Schweiz. Hier verkaufen sich Fleischersatzprodukte immer besser – obwohl die Anzahl Veganer oder Vegetarier kaum anzieht (BLICK berichtete). Dafür gibt es deutlich mehr sogenannte Flexitarier, also Menschen, die manchmal auf Fleisch verzichten.