Shitstorm wegen Ballon-Aktion
Sunrise vermüllt die Alpen

Sunrise liess am Donnerstag 30'000 Ballone in die Luft. Gelandet sind sie im Wägital SZ und sogar im Unterengadin. Die Empörung ist gross. Sunrise reagiert.
Publiziert: 09.12.2013 um 12:33 Uhr
|
Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:38 Uhr
Am Donnerstag liess Sunrise in Zürich 30'000 Ballone steigen.
Von Sascha Schmid

Diese Woche veröffentlichte die deutsche Zeitschrift «connect» die Resultate des Handynetztests. Sunrise machte dabei gegenüber der Konkurrenz von Swisscom und Orange Boden gut. Um das Ergebnis zu feiern, liess der Konzern am Donnerstag in Zürich 30'000 farbige Ballone in die Luft steigen. Das Bild war auch Teil der Sunrise-Werbekampagne mit dem Slogan «Aufsteiger des Jahres».

35 Ballone im Wägital

Doch die Aktion hat üble Nachwirkungen. Denn die Ballone kommen irgendwann wieder runter. An diesem Tag blies der Wind aus Nordwest und trieb die Ballone in Richtung Alpen. Ein Tourenfahrer hat zum Beispiel im Wägital im Kanton Schwyz 35 Ballone gefunden. Auf der Website Gipfelbuch schreibt er: «Unglaublich viele bunte Plastikballons verschandeln das Wägital und wohl noch viele weitere Landstriche.»

Auf Hikr.org postet einer ein Bild eines Sunrise-Ballons, den er im Unterengadin gefunden hat.

Die Empörung ist gross. «Schaut schön aus, ist aber eine unheimlich dumme Aktion! Als ob nicht schon genug Ghüder in der Natur rumliegen würde», schreibt ein User auf der Facebook-Seite von Sunrise. Ein anderer meint: «Nun liegen die ganzen Luftballons in den Schweizer Bergen verteilt. Eine Sauerei sowas!»

Gefahr für Tiere

Kritik kommt auch von der Umweltorganisation Mountain Wilderness. «Bis diese Plastikreste – insbesondere die Schnüre – abgebaut sind, können Jahre vergehen. Sie stellen eine Gefahr für wildlebende Tiere dar und verunreinigen Sömmerungswiesen», heisst es in einer Medienmitteilung.

Geschäftleiterin Katharina Conradin kommt zum Schluss: «Alles in allem hat hier die Marketingabteilung von Sunrise ihre Aktion nicht bis zum Ende durchgedacht und verunreinigt nun – wohl unwillentlich – Wiesen und Wälder. So etwas gehört sich für eine Firma von dieser Grösse nicht!»

Sunrise: Ballone biologisch abbaubar, Bändel nicht

Blick.ch hat Sunrise mit dem Littering-Vorwurf konfrontiert. Pressesprecher Tobias Kistner schreibt auf Anfrage: «Sunrise nimmt Umweltanliegen sehr ernst und hat daher die Aspekte Littering und Umwelt vor der Ballon-Aktion umfassend abgeklärt. Die Luftballone bestehen aus reinem Naturkautschuk, sind daher ungiftig, biologisch abbaubar und somit umweltverträglich.»

Es gibt allerdings Einschränkungen: «Je nachdem, wo die Ballone zu liegen kommen (Schnee, Wiese, Asphalt usw.) und wie die Witterungsverhältnisse aussehen, kann es mehrere Monate dauern, bis die Ballone abgebaut sind.» Eine Gefahr für Mensch und Tier bestehe allerdings nicht: Die Ballone würden auch als Kinderspielzeug verwendet und wurden vom TÜV auf ihre Sicherheit überprüft.

In Kontakt mit Mountain Wilderness

Anders sieht es bei den Bändeln aus. Dazu schreibt Sunrise: «Leider wurden bei den Bändeln und Verschlüssen keine biologisch abbaubaren Materialien eingesetzt, was wir bedauern.»

Sunrise versucht sich deshalb in Schadenbegrenzung. Man sei in Kontakt mit Mountain Wilderness, um abzuklären, «welche Massnahmen und Aktionen nun in die Wege geleitet werden können, um die Auswirkungen auf die Umwelt möglichst gering zu halten».

Doch das dürfte nicht so einfach sein. Die Ballone einzusammeln, wäre ein riesiger Aufwand. Darum meint Conradin: «Der Schaden ist angerichtet, man kann ihn nicht mehr rückgängig machen.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.