Die Zugverbindung Basel-Zürich ist bei Passagieren berüchtigt. Immer wieder kommen für die rund einstündige Strecke Ersatzzüge zum Einsatz. Vor allem im Sommer ist das lästig: Das alte Rollmaterial hat vielfach keine effiziente und manchmal gar keine Klimaanlage. Bei sonnigen Wetter wird der Waggon zur Sauna. Auch sonst bieten die so genannten «Dispo-Züge» wenig Komfort. Den Ärger der Passagiere bekommen die SBB jedes Mal in den sozialen Medien zu spüren.
Deutsche Baustellen sind oft das Problem
Was nur wenige Zugreisende wissen: Das Problem liegt meist im Ausland. Basel ist das Eingangstor für TGVs aus Frankreich und ICEs aus Deutschland. Die fahren dann weiter Richtung Zürich oder Bern – und sind regelmässig so verspätet, dass die SBB auf Ersatzzüge zurückgreifen müssen, um die Verbindung aufrechterhalten zu können.
Andreas Fuhrmann, Sprecher der Deutschen Bahn (DB), ist sich des Problems bewusst: «Aufgrund des dichten innerschweizerischen Fahrplanangebots gibt es Regeln bei den SBB, nach denen bereits um 10 bis 15 Minuten verspätete Züge aus dem Ausland normalerweise nicht mehr übernommen werden.» Die Verspätungen kommen wegen der «sehr starken Bautätigkeit im deutschen Netz» zustande, sagt Fuhrmann. Dass die Züge in Basel «gebrochen» werden, kann aber auch andere Gründe haben. «Die in die Schweiz verkehrenden ICE 1-Züge müssen über zusätzliche Stromabnehmer und angepasste Leit- und Sicherungstechnik verfügen», so Fuhrmann. Doch nicht alle ICEs, die Richtung Schweiz fahren, sind so ausgerüstet.
Neue Züge, mehr deutsche Pünktlichkeit
Verspätete Verbindungen aus Deutschland müssen laut SBB-Sprecher Reto Schärli «wenige 100 Mal pro Jahr» mit Dispo-Zügen ersetzt werden. Um auf Pannen reagieren zu können, haben die SBB je einen solchen Zug in Zürich, Basel, Olten, Bern, Lausanne und Genf stationiert. «Die meisten Dispo-Züge kommen in Zürich zum Einsatz, rund doppelt so viele wie ab Basel», sagt Schärli, räumt aber ein: Ab Zürich fahren die Ersatzzüge in alle Richtungen. Ab Basel meist nur in eine: Zürich.
Immerhin ist Besserung in Sicht. Ab nächstem Jahr können die SBB ihre brandneuen Bombardier-Züge in Empfang nehmen, was bedeutet, dass auch die Ersatzzug-Flotte mit etwas neueren Zügen bestückt wird. Im Übrigen geloben die Deutschen Besserung: «Eine höhere Pünktlichkeit steht bei der Deutschen Bahn ganz oben auf der Agenda», versichert Sprecher Fuhrmann.