Erst sah es rosig aus. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) vermeldete kürzlich sinkende Arbeitslossenzahlen – den dritten Monat in Folge. Ende April sind mit einer Quote von 3,5 Prozent 149'540 Arbeitslose bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) gemeldet.
Ein viel düsteres Bild zeigt nun die vom Bundesamt für Statistik (BFS) veröffentlichte Quote: Mit 5,1 Prozent ist die Arbeitslosenrate so hoch wie zuletzt vor sechs Jahren. Im Vorjahr betrug sie noch 4,4 Prozent. Gemessen daran sind derzeit 249'000 Personen ohne Arbeit.
Deshalb die Unterschiede
Zustande kommen die unterschiedlichen Zahlen, weil das BFS nach der Definition des Internationalen Arbeitsamtes (ILO) rechnet. Ausgesteuerte und Personen, die nicht beim RAV gemeldet sind, werden auch in der Statistik erfasst – beim Seco nicht. Die Quote lässt sich so mit anderen Ländern vergleichen.
Und da kommt die Schweiz nicht mehr so gut weg. In Europa verliert sie den Podestplatz: Waren vor einem Jahr nur Island und Norwegen besser, sind es jetzt vier Länder. Die tiefste Erwerbslosenquote haben Island (3,2%) vor Tschechien und Deutschland (je 4,4%) sowie der Inselstaat Malta (4,9%).
Gewerkschaftsbund schlägt Alarm
Die Schweiz sei fast das einzige Land in Europa mit steigender Erwerbslosigkeit, schreibt der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) in einer Mitteilung. Schuld daran sei der starke Franken. «Es gibt keine andere Erklärung», sagt SGB-Chefökonom Daniel Lampart (47) zu BLICK. Die bei der Aufhebung des Mindestkurses von der SNB angekündigte Abwertung des Frankens sei nicht eingetreten.
Der SGB fordert Massnahmen: Die SNB müsse die Frankenüberbewertung aktiv bekämpfen. Zudem soll die Arbeitsvermittlung gestärkt werden. Und Firmen sollten ihre offenen Stellen obligatorisch den RAV melden müssen.
Zunahme bei Konkursen
Dass die Wirtschaft die Nachwehen des Frankenschocks spürt, zeigen auch die neusten Konkurszahlen des Wirtschaftsinformationsdienst Bisnode: Im ersten Quartal haben 1'541 Unternehmen ein Insolvenzverfahren eröffnet – das sind neun Prozent mehr als im Vorjahr.
Im April hat sich die Lage zugespitzt: bei den Konkursen steht eine Zunahme von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat!
Besonders schlecht läuft es in Branchen, die von der Frankenstärke betroffen sind. Im Grosshandel ist die Anzahl Konkurse um 43 Prozent auf 53 Unternehmen gestiegen. Im Einzelhandel um 69 Prozent auf 27 und im Gastgewerbe um 88 Prozent auf 60 Betriebe im ersten Quartal.