Roche-CEO Severin Schwan
«Es ist gut, dass der Mindestkurs weg ist»

Im Interview mit BLICK spricht Roche-CEO Severin Schwan über die Aufhebung des Mindestkurses und die Auswirkungen für Roche.
Publiziert: 29.01.2015 um 00:00 Uhr
|
Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:46 Uhr
1/2
Roche-Chef Schwan: Lohnsenkungen sind kein Thema.
Foto: Keystone
Interview: Moritz Kaufmann

BLICK: Herr Schwan, laut Forschern der ETH schlittert die Schweiz wegen der Aufhebung des Mindestkurses ab April in eine Rezession. Wie stark kommt Roche unter die Räder?
Severin Schwan:
Wir sind vom Entscheid der Nationalbank weniger betroffen als andere Branchen. 99 Prozent unseres Umsatzes erzielen wir ausserhalb der Schweiz. Wir sind in der glücklichen Situation, dass 82 Prozent unserer Kosten ausserhalb der Schweiz anfallen.

Wie stark ist die Schweizer Wirtschaft als Ganzes betroffen?
Ich bin für die Schweiz zuversichtlich, dass sie den SNB-Entscheid gut verkraftet. Es ist gut, dass der Mindestkurs weg ist, auch wenn es kurzfristig schmerzhaft sein mag. Langfristig sind freie Wechselkurse sinnvoll. Ein ständiger Aufwertungsdruck auf die Währung fördert die Innovation bei den Unternehmen.

Dann überschätzen wir Ihrer Meinung nach den schwachen Euro?
Ja. Und wir unterschätzen, dass sich der Dollar sehr stark aufgewertet hat. Ich kann das nachvollziehen. Wenn man in der Schweiz lebt, dann ist der Euro viel präsenter. Für uns als Unternehmen ist der Dollar aber viel wichtiger als der Euro. 40 Prozent unseres Umsatzes machen wir in den USA. Der Dollar ist heute wieder gleich stark wie vor einem Jahr, als wir noch den Euro-Mindestkurs hatten.

Die Löhne sind in der Schweiz viel höher als in anderen Ländern. Kommen sie jetzt unter Druck?
Es geht nicht darum, wie hoch die Löhne sind. Entscheidend ist, was die Mitarbeiter dafür leisten. Es geht um die Produktivität, es geht um die Innovationskraft. Wir glauben, dass wir hier in der Schweiz hochqualifizierte, sehr produktive Mitarbeiter finden, die wir auch gut bezahlen.

Müssen Ihre Mitarbeiter nun länger arbeiten? Oder zahlen Sie Ihre Grenzgänger in Euro?
Solche Pläne haben wir in keinster Weise.

Fahren Sie die Investitionen in der Schweiz zurück?
Absolut nicht.

Roche machte mit 12,5 Milliarden Franken 2014 weniger Gewinn als erwartet. Sie müssen die Produktivität steigern.
Es ist so. 2011 ist der Euro von 1.60 auf 1.20 Franken gefallen. Damals mussten wir die Produktivität steigern, um wettbewerbsfähig zu bleiben. So wie jetzt auch wieder.

Stellen Sie sich auf eine lang anhaltende Parität zum Euro ein?
Ich erwarte, dass der Franken noch länger eine sehr harte Währung sein wird.

Hat sich Roche für den Fall, dass der Mindestkurs wegfällt, abgesichert?
Wir haben unsere Dividende für 2015 bereits vor der Nationalbank-Entscheidung in Schweizer Franken gewechselt. Das war goldrichtig.

Die Schweizer Wirtschaft kühlt sich ab. Erübrigt sich dadurch die Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative?
Für uns sind offene Grenzen ganz entscheidend, mit oder ohne SNB-Entscheid. Wir sind auf hochqualifizierte Angestellte angewiesen. Wir finden sie in der Schweiz aber nicht in ausreichender Menge. Ich vertraue darauf, dass die Schweiz mit der EU eine pragmatische Lösung aushandelt.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.