Die Schweizer Börse sinkt, die Deutsche Börse steigt. Die Reaktionen auf den Entscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) auf die Billionen-Schwemme könnten unterschiedlicher nicht sein.
Der Allianz-Chefökonom Mohamed A. El –Erian twittert, dass die Massnahmen mittelfristig helfen, aber die längerfristigen Ziele verfehlen.
Der Anlagespezialist Luke Bartholomew von Aberdeen Asset Management sagt voraus, dass die Börsen jubeln werden. Denn das Anleihenprogramm, das die EZB heute angekündigt hat, ist weit über den Erwartungen. Dass die EZB selber nur 20 Prozent auf ihren Bilanzen belässt, wertet er als Kompromiss. Man soll sich nicht von den Zahlen leiten lassen, meint er weiter. Der Einfluss auf die Wirtschaft sei gering.
Auch Starökonom Nouriel Roubini wertet diese doppelte Strategie als eher positiv. Die EZB hat ein grösseres Programm angekündigt, als erwartet, sie hat dafür kleinere Risiken eingehen müssen, als befürchtet.
In vielen Kommentaren wird die Bazooka gefeiert:
Interveniert die SNB gerade?
Sandra Navidi, die Gründerin des Beratungsunternehmens Beyond Global, ist vom EZB-Entscheid nicht überrascht. Sie sei sich aber noch unschlüssig, ob die EZB-Aktion helfe, die stockende Kreditvergabe anzukurbeln oder die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, sagte sie gegenüber «Cash.ch».
Bei der Credit Suisse glaubt man dagegen, dass die Massnahmen Wirkung entfalten werden. «Insgesamt sollte die wirtschaftliche Erholung der Eurozone sowie die Stabilität der Währungsunion gestärkt werden», heisst es in einem Statement. Allerdings könnte der Aufwertungsdruck auf dem Schweizer Franken gegenüber dem Euro anhalten.
Der Franken sei nach dem EZB-Entscheid weiter stark gefragt, erklärt Rolf Biland, Anlagechef beim Vermögenszentrum (VZ), gegenüber Blick.ch. «Es kann sein, dass die SNB gerade interveniert – erfahren wird man das wohl aber nicht.» Die SNB könne sich jetzt in ihrem Schritt, den Mindestkurs zum Euro aufzuheben, bestätigt fühlen, so Biland weiter: «Der EZB-Entscheid bestätigt natürlich die SNB. Ihre Befürchtungen sind wahr geworden, damit hat sie eine Rechtfertigung für ihren Entscheid.»
Jana Meyer von HSBC Trinkaus findet den EZB-Entscheid positiv: «Enttäuscht hat die EZB auf keinen Fall.» Allerdings lägen die neuesten Zahlen zum Volumen nur leicht über dem, was zuletzt bereits durch den Markt geisterte.
«Die EZB ist unberechenbar für den Markt»
Ökonom Mathias Binswanger findet die 60 Milliarden monatlich nicht überraschend. Der Privatdozent an der Uni St. Gallen zweifelt aber daran, dass das Programm die gewünschte Wirkung zeigt. «Denn die Banken vergeben ja die allerwenigsten Kredite an die Realwirtschaft – gerade an KMU gehen wenige Kredite, und die will man ja stärken.»
Einige Analysten äussern sich ebenso skeptisch zum Billionen-Programm. «Die EZB wird durch diesen Schritt unberechenbar für den Markt», sagt Sebastian Sachs, Analyst der Metzler Bank. Sie kaufe im Prinzip alles und mache ein Ende der Anleihenkäufe von der Preisentwicklung abhängig.
Ein Branchenkollege vom Bankhaus Lampe: «Mit ihrem heutigen Vorgehen hat die EZB ein Breitband-Antibiotikum gegen die Wachstumsschwäche und das Deflationsrisiko verabreicht», sagt Alexander Krüger. Es bleibe eine grosse Portion Skepsis.
Die Vermögensverwalter von Blackrock erklärten in einem Statement: «Die heutige Ankündigung sollte positive sein für europäische Banken.»