Raiffeisen-Chef Patrik Gisel (54) wollte Robin Hood spielen. Jung und Alt wollte der Chef der St. Galler Genossenschaftsbank den Zugang zu Wohneigentum erleichtern.
Doch nun krebst Raiffeisen zurück. Der Plan, eine spezielle Hypothek für Familien auf den Markt zu werfen, werde nicht umgesetzt, gestand Raiffeisen-Chef Patrik Gisel (54) der «Schweiz am Sonntag».
Damit nicht genug: Auch aus den Spezialhypotheken für Senioren wird nichts. Das Vorhaben sei ebenfalls abgeblasen worden, so eine Raiffeisen-Sprecherin gestern zu BLICK.
«Das Problem für die ältere Generation ist, dass sich der Zeithorizont verkürzt», hatte Gisel Ende 2016 zu «SonntagsBlick» gesagt. «Das lässt sich entschärfen, wenn man den kalkulatorischen Zins senkt und die Amortisation erhöht.»
Konkret: Kunden ab 50 hätten weniger Eigenkapital mitbringen müssen. Dafür sollten sie den Kredit schneller zurückzahlen. Eine Subprime-Hypothek nach Schweizer Art.
Doch die Finanzmarktaufsicht hat Gisel zurückgepfiffen. Sie fürchtet, die Häuserpreise würden noch mehr in die Höhe schiessen, wenn der grösste Anbieter billiger Jakob spielt.
Ab 50 wird es schwierig
Heute haben es vor allem Pensionierte schwer, an Wohneigentum zu kommen. «Viele Banken geben ihnen generell keine Zweithypothek», sagt Lorenz Heim (48), Immobilienspezialist bei der Beratungsfirma VZ. Das heisst, dass sie höchstens 66 Prozent des Kaufwertes belehnen können. Sonst liegt das Maximum bei 80 Prozent.
Bereits bei Kunden ab 50 ziehen viele Banken die Zügel an. Denn gemäss den Regeln in der Branche muss die zweite Hypothek innert 15 Jahren oder bis zur Pensionierung zurückbezahlt sein. Hier hätte die Senioren-Hypo von Raiffeisen neuen Spielraum geschaffen.
Durch den Raiffeisen-Rückzieher verschärft sich der Preiskampf. Laut dem Hypothekenvermittler Moneypark bieten Versicherungen bessere Konditionen als Banken. 10-jährige Festhypotheken seien bei Versicherungen im Schnitt rund 0,2 Prozent billiger.