Nuklearforum ohne Burson-Marsteller
Der Atomlobby geht der Pfuus aus

Mithilfe der renommierten PR-Agentur Burson-Marsteller warb das Nuklearforum für neue AKW. Nun lassen die Atomfreunde die Verträge auslaufen. Aus Kostengründen.
Publiziert: 28.08.2016 um 13:47 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 15:11 Uhr
Ein Reaktor des AKW Beznau steht still. Der zweite ist seit kurzem wieder am Netz.
Foto: KEYSTONE Blick
Moritz Kaufmann

Das Nuklearforum ist das Mutterschiff der Schweizer Atomlobby. Hier sammeln sich die Befürworter der Kernenergie. Doch nun ist die Schlagkraft dieses Panzerkreuzers erheblich geschwächt. Wie SonntagsBlick erfahren hat, beendet das Forum die langjährige Zusammenarbeit mit der PR-Agentur Burson-Marsteller (BM).

Matthias Graf (47), CEO von BM Schweiz, bestätigt: «Das Nuklearforum hat sich entschieden, dass zum Ende der Vertragsperiode die bestehende Zusammenarbeit nicht verlängert wird.»

Der aktuelle Vertrag läuft noch bis Ende Jahr. Den Kampf gegen die Initiative «Für den geordneten Ausstieg aus der Atomenergie» bestreitet man also noch gemeinsam; über die Vorlage wird am 27. November abgestimmt. Sie verlangt, dass neue AKW in der Schweiz verboten und die bestehenden nach 45 Jahren Laufzeit abgeschaltet werden. Für das Nuklearforum, das sich neue AKW erhofft, ist das eine Horrorvision.

Es geht ums Geld

Präsident des Nuklearforums ist Gewerbedirektor Hans-Ulrich Bigler (57). Der Entscheid, die Zusammenarbeit mit der PR-Agentur zu beenden, sei vor seiner Zeit gefallen, verweist Bigler an den früheren Präsidenten Michaël Pla-schy. Dieser sagt auf Anfrage: «Die Reorganisation hat vor allem mit Kostenoptimierung zu tun.» Mit der Arbeit von Burson-Marsteller sei man «sehr zufrieden» gewesen.

An den «Dienstleistungen und Produkten» des Nuklearforums werde sich im Übrigen nichts ändern. Nur wolle man sie in Zukunft in Eigenregie bereitstellen. Trotzdem: Die Trennung von Nuklearforum und Burson-Marsteller gilt für Beobachter als Zeitenwende. Das Forum ist noch in den Büros der PR-Agentur in Bern zu Hause – bald zügelt es nach
Olten SO. Der Geschäftsführer ist auch PR-Berater bei BM.

«Burson-Marsteller hat für das Nuklearforum im Bundeshaus teilweise sehr offensives Lobbying betrieben», sagt Nils Epprecht (30), Atomexperte der atomkritischen Energiestiftung.

«Damit ist es nun wohl vorbei. Das ist für die Schweiz bedeutend.»

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