Viele Banken haben sich eine Schrumpfkur verordnet, um Kosten zu sparen. So hat die Credit Suisse (CS) 2016 bereits 7250 Vollzeitstellen gestrichen. In diesem Jahr fallen weitere 5500 weg. Auch Konkurrentin UBS hat den Personalbestand eingedampft. Seit 2004 baute die Bank netto 450 Stellen jährlich ab. 2016 arbeiteten 712 Leute weniger bei der Grossbank als im Vorjahr.
Zwar versuchte man, Jobs über natürliche Fluktuation abzubauen und neue Stellen mit internen Bewerbern zu besetzen. Es gibt auch Privatbanken, die sogar Jobs schaffen. Doch all das schlägt nicht durch: Laut Bankenmonitor des Verbands Arbeitgeber Banken hat die Arbeitslosigkeit in der Branche im letzten Halbjahr 2016 noch einmal angezogen.
Nicht einmal nach der Finanzkrise waren so viele Banker arbeitslos
Laut Zahlen des Zürcher Amts für Wirtschaft und Arbeit (AWA), die SonntagsBlick exklusiv vorliegen, waren seit 2004 noch nie so viele Banker arbeitslos wie heute. Im Januar waren es 675. Nicht einmal nach der Finanzkrise gingen so viele in die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) statt zur Arbeit in eine Bank. Als die Krise 2009 und 2010 voll durchschlug, waren es weniger als 600.
Auch in Genf grassiert die Arbeitslosigkeit unter Bankern. Im Januar hatten 127 keinen Job – mehr als doppelt so viele wie 2004. Der Kanton hat sich aufs Problem eingestellt: Im Auftrag der RAV stellt etwa die Hochschule für Bankausbildung (ISFB) eine Liste mit den Kompetenzen der Banker zusammen – fürs Bewerbungsgespräch.
Professionelle UBS-Berater bei RAV-Programm
Michael Fenaroli (53) weiss, wie es sich anfühlt, auf die Strasse gesetzt zu werden. Er erlebte Filialschliessungen hautnah mit. Seit anderthalb Jahren hilft der Leiter der Raiffeisen-Geschäftsstelle Zürich-Oerlikon mit seiner Erfahrung und seinem Netzwerk arbeitslosen Bankern.
Fenaroli ist einer von 36 Freiwilligen aus der Banken-, Finanz- und Versicherungsbranche, die an einem Programm teilnehmen, das der Kanton Zürich 2015 ins Leben rief. Auch Mitarbeiter der CS und der Privatbank Vontobel sind Mentoren. Bei der UBS engagieren sich drei professionelle Berater.
«Manchmal geht es darum, einen guten CV zu schreiben»
Fenaroli hat schon sechs Banker betreut – vom Kundenberater bis zum Finanzanalysten. In je zwei bis drei Treffen gehe es etwa darum, wie jemand wirke, so Fenaroli. «Manchmal darum, einen guten CV zu schreiben.»
Angesichts des Stellenabbaus bei vielen Banken sei es «wichtig, dass Banker, die arbeitslos werden, Ansprechpartner haben, die die Situation und die Branche kennen», findet Fenaroli. Zwei seiner Schützlinge haben wieder einen Job in der Bankenbranche.