Händler muss 2,5 Jahre in den Knast
Er hat Pferdefleisch als Rindfleisch verkauft

Den Haag – Zwei Jahre nach dem Pferdefleischskandal in Europa ist ein niederländischer Grosshändler zu zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das niederländische Gericht sprach ihn wegen schweren Betrugs schuldig.
Publiziert: 07.04.2015 um 16:38 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:05 Uhr

Der Chef zweier Firmen habe Rechnungen, Aufdrucke und Zutatenlisten gefälscht, um Pferdefleisch als Rindfleisch zu verkaufen. Das Gericht in Herzogenbusch blieb aber unter der von der Staatsanwaltschaft geforderten Strafe. Die Staatsanwaltschaft hatte fünf Jahre Haft für den 45-jährigen Willy Selten gefordert.

Selten sei als Chef der Unternehmen für den Betrug verantwortlich gewesen, begründete das Gericht das Urteil. Der 45-Jährige habe nicht nur Konsumenten getäuscht, sondern auch den Ruf von Schlachtern geschädigt, erklärten die Richter. Da Selten Fleisch auch ins Ausland geliefert habe, habe er der gesamten niederländischen Fleischindustrie geschadet.

In 35 von 167 Stichproben aus Lieferungen Seltens fanden niederländische Behörden 2013 DNA von Pferden. Alle Produkte seien als «reines Rindfleisch» deklariert gewesen, erklärten die Richter. «Er sparte Geld indem er billigeres Pferdefleisch kaufte, es mit Rind mischte und es danach als teureres Rindfleisch verkaufte», begründete das Gericht weiter.

Selten selbst hatte während des Prozesses ausgesagt, das Fleisch nicht willentlich falsch deklariert zu haben und seine Unschuld beteuert. Fehler in der Buchhaltung seien Schuld daran gewesen. «Ich bin nicht der grosse Pferdefleisch-Betrüger, für den mich alle halten», hatte Selten noch im März gesagt. Er sei «unvorsichtig mit der Verwaltung» gewesen.

Seltens Betrieb ist inzwischen pleite. Nach Angaben des Gerichts stehen gegen ihn zudem noch Forderungen in Höhe von elf Millionen Euro aus. Der 45-Jährige war im Mai 2013 unter dem Verdacht festgenommen worden, 300 Tonnen Pferdefleisch als Rindfleisch ausgegeben zu haben. Die niederländische Staatsanwaltschaft wies ihm eine Schlüsselrolle in dem europaweiten Lebensmittelskandal zu.

Dieser hatte im Januar 2013 in Irland und Grossbritannien seinen Anfang genommen und zu Rückrufen von Fleischprodukten in etlichen europäischen Ländern geführt - auch in der Schweiz. Grosse Ketten wie der Möbelhändler Ikea oder der Supermarkt Tesco waren von den Skandal betroffen. Schweizer Detailhändler riefen mehrere Produkte von Hilcona zurück.

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