Die Credit Suisse (CS) steckt in ihrer grössten Krise – zumindest gemessen an ihrem Aktienkurs. Die CS-Papiere flattern in den Abgrund, als hätte man Hände voll Geld aus dem Fenster geworfen. Gestern ist das Unvorstellbare eingetroffen. Die CS-Aktie durchschlug erstmals die Zehnfranken-Grenze. Und schloss auf einem Rekordtief. Für ein CS-Papier bezahlt man jetzt nur noch 9.92 Franken. Weniger als für 376 Gramm Schweinskoteletts bei der Migros am Zürcher Limmatplatz.
Zum Dienstjubiläum ein Minus-Rekord: Als CS-CEO Tidjane Thiam (53) am 1. Juli 2015 seinen Posten übernahm, kostete die Aktie noch 24.40 Franken. Der Versicherungsspezialist trat an, um die desorientierte Traditionsbank wieder auf Kurs zu bringen. Aber die Märkte verstanden ihn nicht. In nur einem Jahr hat die Aktie über 60 Prozent an Wert eingebüsst. Milliarden verpufften. Die Grossbank bringt nur noch knapp 20 Milliarden Franken Börsenwert auf die Waage. Vor einem Jahr waren es noch mehr als doppelt so viel.
Für Bankexperten ist klar: Die Luft wird dünn für Thiam. «Wenn sich nichts ändert, wird er wohl bald gehen müssen», sagt Marktanalyst Laurent Bakhtiari (33) von der IG Bank zu BLICK. Thiams Strategie sei eigentlich gut, nicht aber die Umsetzung.
Das Problem: Thiam sei zu einem schlechten Zeitpunkt zur Bank gekommen, sagt Jens Zimmermann (52), Aktienanalyst bei der VP Bank. «Er musste die Restrukturierungen einleiten und den Aktionären eine Kapitalerhöhung verkaufen.»
Das bestrafen die Investoren. «Sie haben das Vertrauen in die Führung verloren», sagt der emeritierte Bankenprofessor Hans Geiger (73). Damit meint er auch CS-Präsident Urs Rohner (56). «Für Rohner sieht es schlechter aus als für Thiam», sagt Geiger. «Denn er ist schon länger an der Bankspitze.»
Warum tut keiner was? Die CS-Spitze taumelt. Unterdessen verlieren Aktionäre ihre Geduld. Der CS-Präsident wird nervös. Ein Beispiel: sein Auftritt vergangene Woche am Swiss Finance Forum in Bern. Nach dem Podiumsgespräch durften weder Publikum noch Journalisten Fragen stellen. Die Kommunikationsabteilung schirmte Rohner ab.
Selbstvertrauen sieht anders aus.
Folgt Hildebrand auf Rohner?
Unterdessen kündigen Markt-Beobachter neuerliche Tiefststände für die CS-Aktie an. Warum tritt Rohner nicht zurück? Und wie lange kann sich Thiam noch halten? Ex-Nationalbankchef Philipp Hildebrand (52) könnte in die Bresche springen, heisst es bereits gerüchteweise. Das wäre nicht unrealistisch, sagt Geiger. «Hildebrand ist international jedenfalls besser vernetzt als Rohner und Thiam.»
Ein schwacher Trost: Anders wie 2008 die Rivalin, droht die CS kein zweiter Fall UBS zu werden. Und: Die UBS-Aktie musste zuletzt ebenfalls Federn lassen und fiel gestern auf ein Vierjahrestief.
Soll man sich jetzt mit CS-Aktien eindecken?
Für schlappe 9.92 Franken konnte man noch nie eine Aktie der Credit Suisse kaufen. Das bringt Anleger ins Grübeln. Der tiefe Preis lockt. Doch Analysten warnen auf breiter Front. So auch Jens Zimmermann (52) von der VP Bank. «Ich würde einen Kauf nicht empfehlen. Es ist noch keine Trendwende in Sicht», sagt er zu BLICK.
Wie sicher sind meine Ersparnisse bei der CS?
Kleinsparer beobachten die negativen Entwicklungen bei der CS mit Argusaugen. Sind die Ersparnisse noch sicher? «Derzeit sehe ich noch keine Probleme», sagt Analyst Zimmermann. Kunden müssten sich derzeit keine Sorgen machen.
Ist nur der Brexit am Absturz schuld?
Nein. Aber die Turbulenzen um den EU-Austritt der Briten trifft die CS im dümmsten Moment. Die Bank steht mitten in einem grossen Umbau, verfügt über eine dünne Eigenkapitaldecke. Zudem leidet sie unter dem tiefen Zinsniveau.
Droht bei der CS ein zweiter Fall UBS?
Mit diesem Extremszenario rechnet derzeit niemand. Der Grund: Die CS hat im Gegensatz zur UBS im Jahr 2008 kein Liquiditätsproblem. Die Politik verfolgt das Tun am Paradeplatz aber ganz genau und schüttelt ob der hohen Boni den Kopf.
Ist die CS ein Übernahmekandidat?
Durchaus. Laurent Bakhtiari (33) von der IG Bank hält es für möglich, dass US-Banken zuschlagen: Merrill Lynch übernimmt das Investment- und Morgan Stanley schnappt sich das Privatbanking.
Soll man sich jetzt mit CS-Aktien eindecken?
Für schlappe 9.92 Franken konnte man noch nie eine Aktie der Credit Suisse kaufen. Das bringt Anleger ins Grübeln. Der tiefe Preis lockt. Doch Analysten warnen auf breiter Front. So auch Jens Zimmermann (52) von der VP Bank. «Ich würde einen Kauf nicht empfehlen. Es ist noch keine Trendwende in Sicht», sagt er zu BLICK.
Wie sicher sind meine Ersparnisse bei der CS?
Kleinsparer beobachten die negativen Entwicklungen bei der CS mit Argusaugen. Sind die Ersparnisse noch sicher? «Derzeit sehe ich noch keine Probleme», sagt Analyst Zimmermann. Kunden müssten sich derzeit keine Sorgen machen.
Ist nur der Brexit am Absturz schuld?
Nein. Aber die Turbulenzen um den EU-Austritt der Briten trifft die CS im dümmsten Moment. Die Bank steht mitten in einem grossen Umbau, verfügt über eine dünne Eigenkapitaldecke. Zudem leidet sie unter dem tiefen Zinsniveau.
Droht bei der CS ein zweiter Fall UBS?
Mit diesem Extremszenario rechnet derzeit niemand. Der Grund: Die CS hat im Gegensatz zur UBS im Jahr 2008 kein Liquiditätsproblem. Die Politik verfolgt das Tun am Paradeplatz aber ganz genau und schüttelt ob der hohen Boni den Kopf.
Ist die CS ein Übernahmekandidat?
Durchaus. Laurent Bakhtiari (33) von der IG Bank hält es für möglich, dass US-Banken zuschlagen: Merrill Lynch übernimmt das Investment- und Morgan Stanley schnappt sich das Privatbanking.