Löhne im Detailhandel
Hier verdienen Sie am besten

Der Discounter Lidl hat den Mindestlohn auf 4100 Franken angehoben. Ungelernte verdienen anderen Orts aber immer noch mehr. Auch auf die Sozialleistungen kommt es an. Hier führen für Gewöhnlich die Grossverteiler.
Publiziert: 06.02.2016 um 22:30 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:20 Uhr
Aldi Schweiz zahlt den höchsten Mindestlohn.
Foto: MORITZ HAGER
Ulrich Rotzinger

Lidl Schweiz erhöht den Mindestlohn um 100 Franken auf 4100 Franken (BLICK berichtete). Diese Meldung lässt aufhorchen im gegenwärtig garstigen Wirtschaftsumfeld. Frankenschock, Einkaufstourismus, Minusteuerung: der Detailhandel steckt tief in der Krise. Das Jahr 2015 geht als das Jahr mit dem grössten Umsatzrückgang in die jüngere Detailhandelsgeschichte ein.

Welcher Detailhändler zahlt am besten?

Den besten Mindestlohn zahlt immer noch Aldi Schweiz mit 4275 Franken (siehe unten). Fakt ist aber: Die beiden Grossverteiler Coop und Migros sowie der Discounter Lidl haben einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV), der die Mindestlöhne und die Erhöhungen garantiert.

Und: Einem Discounter mit wenigen Tausend Mitarbeitern tut es weniger weh, die Lohnsumme auch in schwierigen Zeiten anzuheben als einem Grossverteiler mit Zehntausenden von Angestellten. Zudem bieten die Grossverteiler überdurchschnittliche Pensionskassenleistungen. Bei diversen Erhebungen erhalten Migros und Coop immer wieder Bestnoten.

Ein Überblick über die Leistungen der Händler

Hier die Leistungen wichtiger Detailhändler (mit Lebensmittelsupermarkt) in alphabetischer Reihenfolge:

  • Aldi Suisse: Ungelerntes Verkaufspersonal in Vollzeit-Anstellung bekommt bei Aldi mindestens 4275 Franken monatlich (x13). Nach einer Betriebszugehörigkeit von 2 Jahren steigt der Mindestlohn: Je nach Region zwischen 4475 und 5154 Franken. Nach drei Jahren sind die Löhne wie nach 2 Jahren – Anpassungen aufgrund individueller Weiterentwicklung möglich. Die Arbeitszeit bei 100 Prozent beträgt 42 Stunden pro Woche bei 5 Wochen Ferien im Jahr. Bei Aldi gibts 2 Wochen Vaterschaftsurlaub. Aldi Suisse beschäftigt 2700 Mitarbeiter.
  • Coop: Für Ungelernte, die dem Gesamtarbeitsvertrag unterstehen (36300 Mitarbeitende), beträgt der Mindestlohn 3900 Franken (x13) bei einer 41-Stunden-Woche. Dieser gilt seit 1.12016. Mitarbeitende mit einer zweijährigen Grundausbildung oder höher erhalten wie bisher mindestens zwischen 4000 und 4200 Franken Bruttolohn monatlich (ebenfalls x13). Coop bezahlt zwei Drittel der Pensionskassenbeiträge und die Mitarbeitenden bezahlen einen Drittel. Coop gewährt einen mindestens 14-wöchigen Mutterschaftsurlaub, der mit den Anstellungsjahren steigt. Väter haben 5 Tage Vaterschaftsurlaub. Grundsätzlich haben Mitarbeiter 5 Wochen Ferien pro Jahr.
  • Denner: Die Discount-Tochter der Migros zahlt Ungelernten mindestens 4025 Franken monatlich (x13). Mehr gibts nach Lehrabschluss 2 Jahre: 4050 Franken, nach Lehrabschluss 3 Jahre: 4250 Franken. Die Wochenarbeitszeit beträgt 43 Stunden bei Vollzeit-Pensum. Dafür gibts bei Denner 6 Wochen Ferien jährlich. Der Discounter zählt 4350 Mitarbeitende (Stand Ende 2015).
  • Lidl: Der Discounter zahlt Ungelernten neu 100 Franken mehr Mindestlohn. Kein Mitarbeiter verdient schweizweit weniger als 4100 Franken (x13) monatlich in einem 100-Prozent-Pensum. Für Mitarbeiter in Vollzeit gilt die 41-Stunden-Woche bei 5 Wochen Ferien im Jahr. Zweijährig Gelernte bekommen künftig mindestens 4'200 Franken, dreijährig Gelernte 4'350 Franken. Oben drauf gibts für Mitarbeiter nach dem zweiten Anstellungsjahr eine monatliche Treuprämie von 200 Franken. Lidl gewährt einen 16-wöchigen Mutterschaftsurlaub und einen 2-wöchigen Vaterschaftsurlaub. Mitarbeiter in der Schweiz: rund 3000.
  • Landi: Jede einzelne Landi legt Löhne, Wochenstunden etc. selbst fest, heisst es auf Anfrage. Nur 10 Prozent der 187 Landi-Genossenschaften richte sich nach den Löhnen des Mutter-Unternehmens Fenaco. Der Mindestlohn für ungelernte Angestellte der Agrargenossenschaft beträgt seit diesem Jahr 3800 Franken pro Monat, ausgezahlt 13 Mal im Jahr.
  • Manor: Die Warenhauskette zahlt Ungelernten in grossen Agglomerationen 3950 Franken Mindestlohn – und in der übrigen Schweiz mindestens 3850 Franken. Zweijährig Gelernte bekommen mindestens 4050, dreijährig Gelernte mindestens 4150 Franken. Für Mitarbeiter mit Vollzeitpensum gilt die 41-Stunden-Woche. Für Nichtkader besteht ein Ferienanspruch von 5 Wochen. Der Mutterschaftsurlaub beträgt 16 Wochen. Der bezahlte Vaterschaftsurlaub beträgt 1 Woche. Manor zählt 10400 Mitarbeitende.
  • Migros: Die Grossverteilerin zahlt Ungelernten einen Mindestlohn von 3900 Franken monatlich (x13). Bei Mitarbeitenden mit vier-, drei- oder zweijähriger Berufsbildung beträgt der Mindestlohn 4300, 4100 und 4000 Franken. Laut Migros-Landesgesamtarbeitsvertrag (L-GAV) arbeiten Vollzeit-Angestellte die 41-Stunden-Woche bei mindestens 5 Wochen Ferien im Jahr. Grosszügig ist die Migros bei Geburten: 18-wöchiger Mutterschaftsurlaub und einen 3-wöchiger bezahlten Vaterschaftsurlaub. Treue Mitarbeitende erhalten gemäss separatem Reglement alle 5 Jahre Dienstaltersgeschenke in Form eines Geldbetrags oder bezahltem Urlaub. 50700 Personen sind dem Migros-Landesgesamtarbeitsvertrag unterstellt.
  • Spar: Der Ostschweizer Detailhändler zahlt einen Mindestlohn von 3600 Franken (Stand 2015). Zu neueren Zahlen, Arbeitszeiten und Sozialleistungen wollte Spar gegenüber BLICK keine Auskunft geben.
  • Volg: Die Dorfladen-Kette zahlt seit 2016 mehr Mindestlohn. Für Ungelernte steigt dieser auf 3675 Franken monatlich (x13). Gelernte (2 Jahre) bekommen 3800 respektive 3900 Franken (3 Jahre) monatlich. Ferien gibts 5 Wochen pro Jahr, gearbeitete werden 42 Stunden pro Woche. Der Vaterschaftsurlaub beträgt 1 Woche. Die Volg Detailhandels AG beschäftigt 1700 Mitarbeitende.

Während einzelne Detailhändler wie Lidl, Volg oder Coop ihre Lohnrunden 2016 feiern, zieht die Gewerkschaft Unia für den Detailhandel im allgemeinen ein nüchternes Fazit: «In dieser Branche sind die Lohnrunden dieses Jahr sehr unbefriedigend ausgefallen», sagt Unia-Ökonom Beat Baumann in der neuen Ausgabe der Gewerkschaftszeitung «Work». 

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