Sechs Kreuze auf dem Fragebogen am richtigen Ort – dann zahlt die Krankenkasse die Entwöhnung von der Zigarette. Seit gestern gilt diese neue Regel. Hintergrund ist die Verfügung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), das Produkt Champix von Pfizer zur Raucherentwöhnung kassenpflichtig zu machen. Es ist das erste Präparat zur Raucherentwöhnung, das in der Schweiz von den Krankenkassen bezahlt werden muss. Pfizer ging dafür bis vor Bundesgericht. Denn zuerst lehnte das BAG den Antrag ab. Doch die obersten Richter pfiffen das Bundesamt zurück und verlangten eine vertiefte Prüfung.
Die Pharma freuts, die Politik kritisiert
Bei Pfizer freut man sich über den Entscheid. In der Politik stösst er auf Kritik. «Es ist problematisch, immer mehr Leistungen in den Pflichtkatalog aufzunehmen», sagt die CVP-Nationalrätin Ruth Humbel, Mitglied der Gesundheitskommission. Mit dem Rauchen aufzuhören, gehöre zur Verantwortung jedes Einzelnen. Das sieht SP-Nationalrat Jean-François Steiert ähnlich: «Wir brauchen bessere Instrumente, um den Nutzen von Therapien zu ermitteln und die Kassenpflicht besser begründen oder gegebenenfalls streichen zu können.»
Damit die Krankenkasse das Pfizer-Mittel zahlt, muss ein Arzt die Therapie begleiten. Zudem gilt: Nur wer beim Ausfüllen des offiziellen Fragebogens zum Zigarettenkonsum sechs Punkte erreicht, gilt als «stark abhängig» (siehe links). Oder der Raucher muss bereits an Folgekrankheiten leiden: chronische Bronchitis, Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Krebs.
Kosten: 340 Franken
Eine Behandlung kostet laut BAG rund 340 Franken und dauert zwölf Wochen. Wird ein Ex-Raucher rückfällig, kann er nach eineinhalb Jahren die Anwendung wiederholen.
Die Pfizer-Pillen kamen bereits in der Vergangenheit in die Schlagzeilen. Studien brachten Champix mit Nebenwirkungen wie Depressionen in Verbindung, was bis zu Selbstmordversuchen geführt haben soll. Laut BAG sind vor dem Entscheid Wirkungen und Nebenwirkungen abgewogen worden.