Etwa um vier Prozent stiegen die Krankenkassenprämien jeweils in den beiden letzten Jahren. Nun dürfte der Aufschlag happiger ausfallen: «Zu erwarten ist eine durchschnittliche Erhöhung im Bereich von sechs Prozent», sagt Felix Schneuwly (55). Damit geht der Krankenkassenexperte des Vergleichsdienstes Comparis über die Prognose des Krankenversicherungsverbandes Santésuisse hinaus, der ein Plus von vier bis fünf Prozent erwartet.
Die Menschen werden älter, die Medizin wird besser und teurer – das sind die Haupttreiber der Kostensteigerung. Um 3,7 Prozent erhöhten sich die Gesundheitskosten seit 1995 jährlich. Dass die Krankenkassenprämien stärker steigen, führt Schneuwly auf die Politik zurück: «Alles, was Gesundheitsminister Alain Berset bisher gemacht hat, kostet mehr.»
Spezialärzte tricksten Politik aus
Als Beispiel nennt er die 200 Millionen Franken, welche die Hausärzte zusätzlich erhalten, damit sie ihre Volksinitiative zurückzogen. Eigentlich hätte das Geld bei den Spezialärzten eingespart werden sollen. Doch diese tricksten die Politik aus: Es sei zu vermuten, dass die Spezialisten die Kürzungen mit einer Mengenausweitung kompensiert hätten, sagt eine Sprecherin des Bundesamtes für Gesundheit (BAG).
Noch bis Freitag haben die Kassen Zeit, dem BAG die neuen Prämien einzureichen.
Die Behörde prüft danach, ob sie kostendeckend sind. Ende September gibt das BAG die definitiven Tarife bekannt. Mit einem Plus von 9,3 Prozent hatten letztes Jahr Kunden der Assura die grössten Aufschläge zu schlucken. Die Kasse hatte sich verrechnet und einen Verlust von 258 Millionen Franken eingefahren.
Das zeigt: Das Geschäftsmodell Billigkasse ist tot. Was die Versicherungen mit der Jagd auf Gesunde an Versicherungsleistungen einsparen, müssen sie gleich wieder in den Topf für den Risikoausgleich einzahlen. Dumpingprämien werden so zum Verlustgeschäft.
Für Schnäppchenjäger sind das schlechte Nachrichten. Prämien sparen kann man heute nur noch, wenn man den Selbstbehalt erhöht und auf alternative Versicherungsmodelle wechselt.