Die Nachricht schlug heute in der 6000-Seelen-Gemeinde ein: Die Coca-Cola HBC Schweiz AG will ihr Süssgetränk künftig nur noch an einem Standort in PET-Flaschen abfüllen: Im zürcherischen Dietlikon. Die Abfüllanlage im Bolligen soll bis Ende 2015 aufgegeben werden. 90 Stellen sind gefährdet.
Der Gemeindepräsident von Bolligen, Rudolf Burger, konnte es zunächst gar nicht glauben, was er hörte: «Für uns war es ein Riesen-Schock, als wir von der Schliessung der Coca-Cola-Fabrik hörten.»
Noch letzten Sommer feierte man das 50 jährige Jubiläum im Beisein der Firmenspitze.Und im Dezember wurden mit der Fabrik neue Verträge für Wasser und Abwasser vereinbart: «Ich gehe davon aus, dass der Entscheid, den Standort Bolligen zu schliessen, von langer Hand vorbereitet wurde. Ich komme mir deshalb, gelinde gesagt, ein wenig düpiert vor.»
Als ehemalige Gemeindepräsidentin von Bolligen ist auch SP-Nationalrätin Margrit Kiener Nellen betroffen: «Coca Cola ist der grösste Arbeitgeber der Gemeinde. Für Bolligen ist der Wegzug dramatisch, insbesondere wegen des Wasserzins, der für die Gemeinde eine wichtige Einnahmequelle darstellte.»
Nicht wegen den Steuern
In Dietlikon will Coca-Cola 18 Mio. Franken in eine moderne Hochgeschwindigkeits-Abfüllanlage investieren und rund 15 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen.
Das Unternehmen setzt auf den Zürcher Standort, weil es dort Ausbaukapazitäten gibt und die Kunden besser bedient werden könnten, so die Begründung. Im Werk in Bolligen, das aus den 1960-er Jahren stammt, seien die Möglichkeiten schlechter, schreibt Coca-Cola.
Die Gemeinde Bolligen die das Worblental mit dem Emmental verbindet, hat das Nachsehen. Steuerliche Gründe, so Burger, spielten keine Rolle: «Es geht nicht um Steuerfragen, denn Ermässigungen werden in der Regel nur in den ersten Jahren vergeben, und Coca Cola ist ja seit 50 Jahren in Bolligen.»
Allerdings habe die Gemeinde der Firma auf den Wasserbezug einen Rabatt von maximal 40 000 Franken gewährt. Bei den Kosten fürs Abwasser machte der Rabatt etwa 23000 Franken aus.