In der Zentralschweiz haben 180 Firmen in den ersten vier Monaten dieses Jahres Konkurs angemeldet. Laut Statistik des Wirtschaftsinformationsdiensts Bisnode D&B ist das ein Drittel mehr als im ersten Quartal des Vorjahres.
«Für den Anstieg haben wir noch keine Erklärung»
Rouven Willimann von der Wirtschaftsförderung des Kantons Luzern steht vor einem Rätsel: «Wir sehen keine speziellen Gründe für den Anstieg der Konkurse in diesem Jahr.» In Luzern kam es zu 58 Konkursanmeldungen, neun mehr als im Vorjahr.
Die attraktive Lage habe zu immer mehr Handelsregistereinträgen im Kanton geführt, so Willimann. «Bis 2009 verzeichneten wir jedes Jahr rund 1200 neue Handelsregistereinträge. Seither steigen sie kontinuierlich an, sodass wir vergangenes Jahr einen Rekord von 1800 Einträgen hatten.»
Und wo es mehr Neugründungen gebe, dort gebe es auch mehr Konkurse. Etwa die Hälfte der Unternehmen überlebt die ersten drei Jahre nicht. Der Kanton Luzern spielt seit Jahren eine aggressive Rolle im Steuerwettbewerb, um Unternehmen anzulocken.
Kantone sehen keinen Handlungsbedarf
Im Kanton Zug war die Zahl der Konkurse mit 71 innerhalb der Zentralschweiz am höchsten. Das sind 29 mehr als im Vorjahr. Auch in Zug weiss man keine Details zu den Zahlen: «Für den Anstieg der Konkurse haben wir zurzeit keine Erklärung», sagt Bernhard Neidhart vom Amt für Wirtschaft und Arbeit.
Details darüber, welche Branchen besonders betroffen sind, habe man noch keine. Es könnte sich auch lediglich um eine «zufällige, quartalsbezogene Steigerung» handeln, so Neidhart.
Die beiden Kantonsvertreter von Luzern und Zug sehen noch keinen Handlungsbedarf. Man wolle die Entwicklung erst einmal weiterverfolgen.
Erfolgreicher in der Südwestschweiz
Auffällig ist auch der Anstieg in der Nordwestschweiz um 17 Prozent auf 173. In der Ostschweiz nahm die Zahl der Firmenpleiten um acht Prozent zu.
Keine auffälligen Veränderungen gab es im Espace Mittelland sowie in den Kantonen Zürich und Tessin. Besser sieht es in der Südwestschweiz aus: Die Zahl der Firmenpleiten sank in dieser Region um 19 Prozent.
Drei Prozent weniger Neugründungen
Zusätzlich zu den 1415 Firmenpleiten wurden schweizweit 482 Unternehmen wegen Organisationsmängeln aufgelöst, 13 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode. Dabei handle es sich meist um «Karteileichen», schreibt Bisnode.
Die Verunsicherung nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses Mitte Februar scheint sich bei der Anzahl Firmengründungen zu zeigen: 13'662 Unternehmen wurden in den ersten vier Monaten des Jahres neu ins Handelsregister eingetragen, was einem Rückgang von 3 Prozent entspricht.
In fast allen Regionen der Schweiz wurden weniger Firmen gegründet, am stärksten im Tessin (minus 10 Prozent), gefolgt von der Zentralschweiz (minus 5 Prozent). Die Südwestschweiz verzeichnete als einzige Region einen leichten Anstieg (plus 1 Prozent). (ogo/SDA)