Jetzt spricht der IT-Chef von PostFinance
«Weitere Pannen können wir nicht ausschliessen»

Die Pannen beim E-Banking der Posttochter reissen nicht ab. IT-Chef Markus Fuhrer (48) von PostFinance äussert sich im BLICK-Interview erstmals zum Ausfall des Online-Bankings und zu den Folgen für die 1,7 Millionen Kunden.
Publiziert: 02.02.2017 um 08:40 Uhr
|
Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:13 Uhr
Markus Fuhrer (48) ist Leiter IT bei der PostFinance. Er nimmt erstmals Stellung zur Pannenserie beim E-Banking.
Foto: Zvg
Interview: Ulrich Rotzinger

Herr Fuhrer, erst waren gestern die Postomaten down, dann auch das E-Banking. Haben Sie bei PostFinance einen Virus eingefangen?
Markus Fuhrer: Nein, wir haben keinen Virus eingefangen.

Wenn die Grippe Ihre IT nicht flachgelegt hat, was war denn dann los?
Gestern Morgen hat vorübergehend der Zugriff auf die Datenbank einer zentralen IT-Komponente nicht funktioniert. Darum waren mit unseren Karten während rund einer Stunde weder Bargeldbezüge noch Bezahlungen an der Ladenkasse möglich. Nachdem wir diese Störung behoben hatten, mussten wir die E-Banking-Komponenten neu starten. Dabei kam es zu Stabilitätsproblemen, die dazu führten, dass die Kunden nicht oder nur teilweise aufs E-Finance zugreifen konnten.

Schon am Montag hatten Sie einen solchen Totalausfall beim Online-Banking. Gibts da einen Zusammenhang?
Am Montag hatten wir auch ein Problem, allerdings mit einer anderen zentralen IT-Komponente. Wir mussten aber ebenfalls das E-Banking neu starten. Dabei ist es, wie gestern, wegen einer sehr hohen Belastung zu Instabilität gekommen.

Was heisst «Instabilität bei sehr hoher Belastung»?
Die Störung hat dazu geführt, dass die E-Banking-Datenbank empfindlich auf hohe User-Zahlen reagiert hat, sprich: Das E-Banking wurde sehr langsam. Dies hat uns dazu veranlasst, auf unser zweites Rechenzentrum auszuweichen. Diese Umstellung führte dazu, dass eingeloggte Kunden ausgeloggt wurden und ein Log-in während einigen Minuten nicht mehr möglich war.

Ist das Problem gelöst?
Ja. Wir haben den Fehler gefunden und die betreffende Datenbank wieder entlasten können. Der Rechner hat jetzt wieder genug Kraft für die aktiven Kunden, sodass das E-Banking nun wieder reibungslos funktioniert.

Sie haben nun alles unter Kontrolle?
Wir haben eine stabile Lösung gefunden und vertrauen auf deren Zuverlässigkeit.

Können Sie externe Einflüsse wie einen Hacker-Angriff ausschliessen?
Ja. Es handelt sich ausdrücklich um ein Server-Problem in unseren eigenen IT-Systemen. Einen Hackerangriff oder sonstige externe Unregelmässigkeiten gab es nicht.

Sind Daten und Ersparnisse Ihrer Kunden noch sicher?
Die Gelder und Daten der Kunden waren und sind zu jedem Zeitpunkt sicher. Auch für eingeloggte Kunden, die aufgrund der Störung aus dem E-Finance ausgeloggt wurden, bestand kein Sicherheitsrisiko. Im E-Finance freigegebene Zahlungsaufträge werden auftragsgemäss ausgeführt.

Bereits Anfang Januar funktionierte Ihr E-Banking fast zwei Tage lang nicht. Eine solche flächendeckende Panne gab es bei PostFinance auch im September 2016. Haben Sie ein IT-Puff?Da möchte ich ganz klar widersprechen. Die Panne im September und die Ausfälle in diesem Jahr haben keinen Zusammenhang.

Was war Anfang Januar los?
Dort hatten wir ein Problem im Alarming. Das heisst, es hat deutlich zu lange gedauert, bis unsere IT-Leute mit der Problemanalyse beginnen konnten. Als wir das Problem erkannt hatten, ging es sehr schnell bis zu einer Lösung.

Was war dann der Grund für den Ausfall im September?
Hier gab es ein Problem bei einem Plattform-Update, das wir auch relativ schnell gelöst hatten.

Nochmals: Haben Sie ein IT-Puff?
Nein. Die IT-Infrastruktur von Banken ist hochkomplex. Da kann es leider immer wieder zu Störungen kommen. Wir können bei den Zwischenfällen keine Systematik feststellen. Wichtig ist, dass wir professionell aufgestellt sind, um solche Fälle zu lösen. Das sind wir.

Inwiefern hängen die häufigen Ausfälle mit der im Herbst 2014 neu eingeführten E-Banking-Plattform zusammen?
Da sehen wir keinen Zusammenhang. Die neuen E-Banking-Komponenten laufen sehr stabil. Die jüngsten Störungen betrafen Server, die dem E-Banking-System Services zur Verfügung stellen müssen.

Langsam, aber sicher nagen solche Pannen an der Glaubwürdigkeit.
Ich verstehe unsere Kunden. Und Sie können mir glauben: Wir ärgern uns selber auch über jede Panne. Wir haben den Anspruch, unseren Kunden ein möglichst störungsfreies Online-Banking zur Verfügung zu stellen. Das war leider in den vergangenen Tagen nicht der Fall. Wir investieren deshalb auch in Zukunft weiter in unsere IT-Ressourcen, damit die Systeme stabil bleiben.

Kunden sagen «Jetzt reichts dann aber...». Können Sie weitere Pannen ausschliessen?
Nochmals: Jeder einzelne Ausfall ist für die betroffenen Kunden sehr ärgerlich. Trotzdem können wir weitere Pannen und Störungen leider nicht ganz ausschliessen. Ich kann nur versichern, dass wir die Probleme ernst nehmen und alles dafür tun, damit die Kunden ein reibungsloses E-Banking vorfinden.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.