Hypotheken-Streit
SNB kritisiert Raiffeisen-Vorschlag

In den letzten Wochen ist eine Diskussion über die Höhe des kalkulatorischen Zinssatzes bei der Hypothekenvergabe entbrannt. Nun schaltet sich auch die Nationalbank in die Debatte ein - und hebt den Mahnfinger.
Publiziert: 24.11.2016 um 18:47 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 05:05 Uhr
SNB-Vize Fritz Zurbrügg: «Auch wenn ein starker Zinsanstieg in der kurzen Frist unwahrscheinlich ist, besteht hier mittelfristig grosser Spielraum für eine substantielle Korrektur nach oben».
Foto: KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Mit dem kalkulatorischen Zinssatz wird die Tragbarkeit einer Hypothek berechnet. Der Zinssatz liegt seit Mitte 2014 bei 5 Prozent, was dem historischen Durchschnitt der langjährigen Hypothekarzinsen entspricht.

Der kalkulatorische Zinssatz ist keine staatliche Vorgabe, sondern ein Selbstregulierungsinstrument der Banken. Er soll verhindern, dass Hausbesitzer ihre Schulden nicht mehr bedienen können, wenn die realen Zinsen innert kurzer Zeit stark ansteigen.

Allerdings ist die Hypothekenvergabe in Zeiten von Negativzinsen gerade für inlandorientierte Banken noch eines der letzten Geschäftsfelder mit attraktiven Zinsmargen. Es ist denn auch kein Zufall, dass die grösste Schweizer Hypothekarbank Raiffeisen unlängst den kalkulatorischen Zinssatz öffentlich kritisierte und als viel zu hoch anprangerte.

3 Prozent

Die Bank schlug in einer Studie vor, den Zinssatz auf 3 Prozent zu senken. Vor dem Hintergrund der hohen Immobilienpreise sei dies die einzige Möglichkeit, den Hauskauf für junge Familien mit tieferem Einkommen wieder erschwinglich zu machen, so die Argumentation. Nur so sei die breite Streuung von Wohneigentum, wie in der Verfassung vorgesehen, möglich.

Für die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist eine Senkung des kalkulatorischen Zinssatzes dagegen ein Tabu. Im heutigen Zinsumfeld sei es von eminenter Bedeutung, dass die Banken bei der Kreditvergabe konservative Grundsätze anwendeten, sagte SNB-Vize Fritz Zurbrügg am Donnerstag in einem Referat vor der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft des Kantons Bern.

«Auch wenn ein starker Zinsanstieg in der kurzen Frist unwahrscheinlich ist, besteht hier mittelfristig grosser Spielraum für eine substantielle Korrektur nach oben», sagte Zurbrügg gemäss Redetext.

Spiel mit dem Feuer

Eine Senkung des kalkulatorischen Zinssatzes hätte laut Zurbrügg deshalb zur Folge, dass Kreditnehmer und Banken verletzlicher würden. Dies wiederum würde die gesamtwirtschaftlichen Folgen einer möglichen Preiskorrektur am Immobilienmarkt erhöhen.

Ähnliche Bedenken wie Zurbrügg äusserte jüngst auch Thomas Bauer, Präsident der Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma. Auch die Grossbank UBS hält den Vorstoss der Raiffeisen Bank in einer aktuellen Studie für ein «Spiel mit dem Feuer» (BLICK berichtete).

Nach Berechnungen der UBS könnten bereits unter dem heutigen Regime acht Prozent der Haushalte die Hypothekarzinsen nicht mehr zahlen, wenn der Zinssatz um zwei Prozentpunkte steigen würde.

Von den grossen Instituten hat sich bisher noch keine Bank hinter den Raiffeisen-Vorschlag gestellt. Einzig die Migros Bank liebäugelt ebenfalls mit einer Aufweichung der Anforderungen an die Tragbarkeit. (SDA)

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